Die Habsburger sind eine europäische Dynastie,
die sich nach der Habsburg im Aargau benannte. Sie geht wahrscheinlich
auf Guntram den Reichen († um 950) zurück und hatte Besitz
im Elsass, Oberrhein und zwischen Aare und Reuss. Seit 1135 sind die Habsburger
als Landgrafen im Oberen Elsass, seit 1170 als Grafen im Zürichgau
nachweisbar. Rudolf I. erlangte am 1. 10. 1273 das Königtum im Heiligen
Römischen Reich (1273—91) und gewann die Personen Herzogtümer
Österreich und Steiermark (1282 Belehnung seiner Söhne Albrecht
I. und Rudolf II.). Römische Könige waren auch sein Sohn Albrecht
I. (1298—1308) und Herzog Friedrich (III.), Habsburg der Schöne
(1314—30, Gegenkönig zu Ludwig IV., dem Bayern). , Otto Während
die Habsburger im 14. und 15. Jahrhundert fast alle von althabsburgischen
Besitzungen in der Schweiz verloren, erwarben sie 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg und die Landgrafschaft Breisgau, 1382
Triest und 1500 Görz. Damit waren Zita von die Voraussetzungen für
die Hausmacht der Habsburger geschaffen; Bourbon- seit dem 15. Jahrhundert
wurde dafür die Bezeichnung Haus Parma Österreich (Casa d'Austria)
gültig. Seit 1359 ('Privilegium maius') führten die Habsburger
den Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs.
Durch Teilung 1379 entstanden die albertinischen (Nieder- und Oberösterreich)
und die leopoldinische Linie (Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol),
die sich 1411 weiter verzweigte (Steirische [ab Friedrich III. Hauptlinie]
und [ältere] Tiroler Linie). Seit Albrecht II. (1438/39) wieder Römische
Könige, gewannen die Habsburger 1452 mit dem die Grundlagen für
den späteren Aufstieg bereitenden Friedrich III. (1440—93;
Devise: A. E. I. O. U.) die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches
und blieben bis zu dessen Ende 1806 (mit Ausnahme des Wittelsbachers Karl
VII. 1742—45) Träger des römischen Kaisertums. Mit Maximilian
I. (1486/93—1519) kam der habsburgische Besitz 1493 wieder in eine
Hand. Die besonders von ihm erfolgreich betriebene dynastische Heiratspolitik
(für die Habsburger sprichwörtlich geworden: Bella gerant alii,
tu, felix Austria nube!) brachte das burgundische Erbe (1477/82) sowie
Spanien mit Neapel-Sizilien und den Kolonien in Amerika an die Habsburger
(1506/16); es vollzog sich ihr Aufstieg zur europäischen Großdynastie.
Unter Kaiser Karl V. (1519—54/56)
erreichten die Habsburger weltpolitische Geltung. In den Verträgen
von Worms (21. 4. 1521 und Brüssel (7. 2. 1522 überließ
Karl V. die österreichische Erblande seinem Bruder Ferdinand (I.).
Damit entstanden die spanische und deutsche (österreichische) Linie;
nach dem Tod Karls V. (1556) kam es zur Trennung der spanischen und der
deutschen Linie der Gesamtdynastie. Die spanische Linie bestimmte mit
Karls Sohn Philipp II. den Höhepunkt der Macht des Gesamthauses;
der deutschen Linie gelang erst nach 1683 (Schlacht am Kahlenberg vor
Wien) die österreichische Großmachtbildung. Trotz der zahlreichen
Verwandtenehen zwischen beiden Linien konnten die Habsburger nach dem
Erlöschen der spanischen Linie (1700) nur die europäischen Nebenländer
des spanischen Erbes gewinnen (Spanischer Erbfolgekrieg, 1701—13/14);
sie wurde v. a. von den Bourbonen beerbt.
Der Stammvater der österreichischen Linie, Ferdinand I., gewann 1526/27
Böhmen und Ungarn (Begründer der habsburgischen Donaumonarchie).
Durch die 'Ferdinandeische Haus-(Hof-)Ordnung' von 1554 entstanden drei
deutsche Linien: die österreichische erlosch 1619 mit Kaiser Matthias;
es folgte mit Ferdinand II. (1619—37) die steirische Linie, die
1665 auch die (1626 von Erzherzog Leopold V. begründete jüngere)
tirolische Linie beerbte (1619—1740 Träger des Kaisertums).
Da Karl VI. keine männliche Nachkommen hatte, setzte er in der Pragmatischen
Sanktion vom 19. 4. 1713 die Unteilbarkeit der habsburgischen
Lande und die Erbfolge seiner Tochter Maria Theresia fest. Durch deren
Ehe mit Herzog Franz Stephan von Lothringen (seit 1737 Großherzog
von Toskana, seit 1745 Kaiser) entstand das im 19. und 20. Jahrhundert
weit verzweigte Haus Habsburg-Lothringen (genealogisch Lothringer). Franz
II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches; bereits
1804 hatte er den Titel eines Kaisers von Österreich (Franz I.) angenommen.
Von Habsburgern regiert wurden bis 1859 das Großherzogtum Toskana
als Sekundogenitur und das Herzogtum Modena als Tertiogenitur (Haus Österreich-Este).
Der Bruder des Kaisers Franz Joseph I.,
Maximilian, war 1864—67 Kaiser von Mexiko. Unter Franz Joseph I.
(1848—1916) wurde das Kaisertum Österreich 1867 in die Doppelmonarchie
Österreich-Ungarn umgewandelt. Franz Josephs Großneffe, Karl
I. (ab 1916), musste am 11. 11. 1918 auf den Thron verzichten. Die Republik
Österreich hob durch das Gesetz vom 3. 4. 1919 (bei Übernahme
seines Vermögens) die Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen
auf und verwies alle Habsburger, die nicht auf ihre Vorrechte verzichteten,
des Landes; 1955 wurde das Habsburgergesetz Bestandteil des Österreichen
Staatsvertrages und erhielt Verfassungsrang. In
Ungarn wurden die Habsburger durch das Gesetz vom 6. 11. 1921 des Thrones
für verlustig erklärt.
Sekundärliteratur:
A. Lhotsky: Das Zeitalter des Hauses Österreich (Wien 1971);
R. J. W. Evans: Das Werden der Habsburgermonarchie. 1550-1700
(aus dem Englischen, Neuausgabe Wien u. a. 1989);
A. Wandruszka: Das Haus Habsburger. Die Geschichte einer
europäischen Dynastie (Wien 71989);
Die Habsburger, herausgegeben von B. Vacha (Graz 1992);
Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, herausgegeben von
B. Hamann (Neuausgabe Wien 1993);
R. A. Kann: Geschichte des Habsburgerreiches 1526-1918 (aus dem
Amerikanischen, Neuausgabe Wien u. a. 31993);
K.-F. Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis
Friedrich III. (1994);
J. Bérenger: Die Geschichte des Habsburgerreiches 1273 bis 1918
(aus dem Französischen, 1995).
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