Friedrich I. Barbarossa
('Rotbart'; wegen seines rotblonden Bartwuchses)

Friedrich I. Barbarossa, Römischer König (1152), Kaiser (seit 1155), als Friedrich III. Herzog von Schwaben,
* Waiblingen (?) 1122,
† (ertrunken) im Saleph (heute Göksu) 10. 6. 1190,
Enkel von Herzog Heinrich dem Schwarzen von Bayern; aus dem Geschlecht der Staufer.

Friedrich wurde von seinem Onkel Konrad III. unter Hintanstellung des eigenen (sechsjährigen) Sohnes Friedrich von Rothenburg († vor Rom August 1167) zum Nachfolger designiert und nach Konrads Tod (15. 2. 1152 am 5. 3. 1152 in Frankfurt am Main einstimmig zum König erhoben sowie am 9. 3. in Aachen gekrönt. Von seiner Herrschaft erhofften sich die Fürsten die Beilegung des seit der Wahl Lothars III. von Supplinburg bestehenden Gegensatzes zwischen Welfen und Staufern. Gestützt auf seine sichere Hausmacht (Reichsgut), legte Friedrich 1152 (Würzburger Reichstag) den Konflikt mit Herzog Heinrich dem Löwen von Sachsen sowie Markgraf Albrecht dem Bär von Brandenburg bei. Im Juni 1154 (Fürstentag in Goslar) übertrug er Heinrich auch das Herzogtum Bayern, auf das die Babenberger 1156 gegen die Erhebung der Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum verzichteten (Privilegium minus). Friedrichs Ziel, die Größe des römischen Kaisertums wieder herzustellen, schloss die Beherrschung Italiens ein. Im Konstanzer Vertrag verständigte er sich am 23. 3. 1153 mit Papst Eugen III. über eine gemeinsame Politik in Italien, v. a. gegenüber Byzanz und dem unteritalienischen Normannenreich. Der erste Italienzug Friedrichs (1154) führte zur Kaiserkrönung durch Papst Hadrian IV. am 18. 6. 1155, machte aber auch die Konflikte mit den lombardischen Städten und dem Papsttum deutlich. Letztere verschärften sich im Oktober 1157, als Friedrich sich auf dem Reichstag von Besançon weigerte, das Kaisertum als päpstliches Lehen ('beneficium') anzuerkennen. Im Ronkalischen Reichstag (11. 11. 1158) ließ Friedrich die Reichsherrschaft in Italien neu ordnen; das 1159 mit der Wahl der Päpste Alexander III. und Victor IV. ausgebrochene Schisma verlangte nach einer ordnenden Macht. Zunächst hatte Friedrich Erfolg. Mailand wurde erobert (September 1158) und nach erneutem Widerstand ab 1161 belagert, im März 1162 eingenommen und völlig zerstört; 1166/67 konnte Friedrich ganz Norditalien und Rom erobern; jedoch forderte die nach dem 2. 8. 1167 plötzlich ausbrechende Malaria große Verluste (u. a. Rainald von Dassel) und zwang Friedrich zum überstürzten Rückzug. Daraufhin lebte der Widerstand in Norditalien, organisiert im Lombardenbund, verstärkt auf. Vor einem neuen Aufbruch nach Italien (1174) war Friedrich bemüht, die Königsmacht in Deutschland durch Städtegründungen und den Ausbau der staufischen Hausmacht zu festigen, wobei er sich in der Reichsverwaltung v. a. auf den jungen Stand der Reichsministerialen stützte. Wieder in Italien, errang Friedrich militärische Erfolge gegen die Lombarden; als jedoch sein Vetter Heinrich der Löwe aus persönlichen Motiven seine Hilfe verweigerte, unterlag das kaiserliche Ritterheer dem Fußvolk Mailands und lombardischen Rittern in der Schlacht bei Legnano (29. 5. 1176). Obwohl nicht entscheidend geschlagen, war Friedrich zu Verhandlungen bereit, die am 24. 7. 1177 zum Sonderfrieden mit Papst Alexander III. in Venedig führten. Erst am 25. 6. 1183 war auch eine Einigung mit dem Lombardenbund im Frieden von Konstanz möglich.

In zweiter Ehe (seit 9. 6. 1156) mit Beatrix von Burgund verheiratet, ließ Friedrich sich am 30. 7. 1178 in Arles zum König von Burgund krönen. Heinrich den Löwen, der allzu mächtig geworden war, enthob Friedrich nach zwei Prozessen (1178—81) seiner Lehen und dehnte durch zielstrebige Hausmachtpolitik den süddeutschen Stauferbesitz vom Elsass bis ins Egerland aus. Während des auf dem Reichstag in Mainz ('Hoftag Jesu Christi', 27. 3. 1188) gelobten und 1189 begonnenen (3.) Kreuzzuges
ertrank Friedrich beim Baden im Saleph. — Friedrich galt schon den Zeitgenossen als Verkörperung ritterlicher Ideale (u. a. Mainzer Pfingstfest 1184) und als Erneuerer des Reichs (v. a. Begründung der staufischen Reichsidee unter Bezug auf römisches Recht und die imperiale Tradition Karls des Großen [Bezeichnung 'Sacrum imperium'; Heiligsprechung Weihnachten 1165]); heutige Forschung stellt heraus, dass Friedrichs Politik weniger erfolgreich war, als sie im Mythos verklärt ist. Die Unterwerfung der lombardischen Städte und die Wiederaufrichtung der kaiserlichen Macht in Italien konnte er nicht durchsetzen; ebenso wenig vermochte Friedrich den Dualismus zwischen Welfen und Staufern zu überwinden.

Friedrich war einer der volkstümlichsten Kaiser des deutschen Mittelalters. Die Chronisten Otto von Freising ('Gesta Friderici') und Gottfried von Viterbo ('Gesta Friderici I') kennzeichnen ihn als vorbildlichen Vertreter ritterlicher Gesinnung und als Reichserneuerer. Huldigungen erfuhr der Kaiser durch den Archipoeta und im 'Ludus de Antichristo'. Die ursprünglich um Kaiser Friedrich II. entstandene Sage vom bergentrückten Kaiser (Kyffhäusersage) wurde erstmals im 'Volksbuch von Friedrich Barbarossa' (1519) auf Friedrich übertragen. F. Rückerts Gedicht 'Kaiser Friedrich im Kyffhäuser' (1817) gab den Anstoß für viele Barbarossa-Dichtungen des 19. Jahrhunderts, die mit der Erneuerung der Reichsidee in Verbindung zu bringen sind.


Literatur:
P. Rassow: Honor imperii (Nachdruck 1974);
H. Appelt: Die Kaiseridee Friedrich Barbarossas (Wien 1967);
Friedrich Barbarossa, herausgegeben von G. Wolf (1975);
H. Hiller: Friedrich Barbarossa und seine Zeit (1977);
Otto von Freising und Rahewin: Die Taten Friedrichs oder richtiger
Cronica, herausgegeben von F. J. Schmale (aus dem Lateinischen, 31986);
Friedrich Barbarossa, herausgegeben von A. Haverkamp (1992);
Kaiser Friedrich Barbarossa, herausgegeben von E. Engel und B. Töpfer (1994);
F. Opll: Friedrich Barbarossa .

 

zur Startseite

 


Counter