Geschichte der Stadt Zwittau und ihrer Umgebung

Zwittau nach einem Originale aus dem 17. Jahrhundert

Die Stadt Zwittau (tsch. Svitavy) liegt im Böhmisch-Mährischen Hügelland, etwa in der Mitte zwischen Königgrätz (Hradec Králové) in Böhmen und Brünn (Brno), der Haupstadt von Mähren. Die Umgebung von Zwittau wurde früher durch die Landesgrenze zwischen Böhmen und Mähren geteilt (siehe Karte).
   Die Stadt selbst wird das erste Mal in einem Dokument von 1256 erwähnt. Sie ist eine der ältesten Städte im heutigen Tschechien und wurde von deutschen Siedlern, die der Bischof Bruno von Ölmütz gerufen hatte, gegründet. In den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts wurde der in seiner als Grenzwallfunktion lang gehütete böhmisch-mährische Grenzwald deutschen Siedlern zur Rodung freigegeben, da die Länder Böhmen und Mähren 1029 politisch vereinigt worden war. Da die böhmischen Könige nun gleichzeitig Markgrafen von Mähren waren, hatte der natürliche, schier undurchdringliche Grenzwald nun seine Bedeutung verloren. Seit dem 13. Jahrhundert waren die böhmischen Könige auch deutsche Reichsfürsten mit einer bedeutenden politischen Stellung im römisch-deutschen Reich.
   Die böhmische Könige aus dem Geschlecht der Přemislyden, unter anderen Wenzel I.(1205-1253), Ottokar II.(1253-1278), und Wenzel II.(1278-1305), Bischöfe und Grundherren bemühten sich nun deutsche Bauern, Handwerker und Bergbauspezialisten zur Kultivierung und Rodung der Landschaft in die waldreichen Gebiete des Landes zu holen. Als Mittelpunkt von Handwerk und Handel entstand eine Reihe deutscher Städte und Märkte. Böhmen und Mähren wurde zweisprachig. Die Siedler übernahmen die Urbarmachung und Erschließung des vorwiegend unbesiedelten und nun ihnen zugeteilten Landes. Es handelte sich um Landgabe und nicht um Landnahme. Die Urbarmachung und Besiedelung des nicht mehr benötigten Grenzwaldes und des allgemein dünn besiedelten Landes versprach den Herrschern auch erhöhte Macht und Einnahmen. Wie die Sprachforschung ergeben hat, stammten die Siedler aus dem Raum Zwittau vorwiegend aus dem heutigen Gebiet von Ostfranken und der Oberpfalz im heutigen Deutschland. Die Siedlergruppen behielten während ihrer 700 jährigen Ansässigkeit ihre oberfränkischen Mundarten. -> Zur Geschichte der Stadt Zwittau
    Die Stadt Zwittau gehörte von ihrem Beginn im 12. Jhdt. – 1806 zu den Ländern der Böhmischen Krone im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (siehe Karte vom 10. Jhdt). Die böhmischen Könige hatte während dieser Zeit die Würde eines deutschen Kurfürsten. Von 1806 – 1866 zum Deutschen Bund. 1866 Ausschluß der Österreichischen Lande aus dem Deutschen Bund ( von 1519 – 1919 gehörte das Königreich Böhmen zu Österreich, ab 1876 zu Österreich-Ungarn). 1919 – 1938 Tschechoslowakei, 1938 – 1945 zum Schönhengstgau im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Troppau, Deutsches Reich, 1945 – 1990 Tschechoslowakei, ab 1993 Tschechien. (Zeittafel)



1930 hatte die Stadtgemeinde Zwittau 9649 Einwohner.
     9471 Einwohner waren deutscher (98,7%), 123 Ew. tschechischer Nationalität (1,3%).

Der ganze Landkreis (Gerichtsbezirk) Zwittau mit den umliegenden Ortschaften umfasste 28.197 Einwohner.
    27 339 Ew. waren deutscher (96,9%), 767 Ew. tschechischer (2,7%) und 91 (0,3%) anderer Nationalität.

Zum Gerichtsbezirk Zwittau gehörten 1930 fünfzehn Ortschaften (alle in Mähren gelegen, siehe Gerichtsbezirk Zwittau, 1935). Der Gerichts- und Steuerbezirk Zwittau gehörte zum Politischen Bezirk Mährisch Trübau (Olmützer Kreis). 1938 kamen die benachbarten, zuvor in den Gerichtsbezirken Leitomischl und Politschka (beide Chrudimer Kreis) in Böhmen liegenden deutschen Dörfer zum Landkreis Mährisch Trübau. Im Juni 1939 wurde dann der frühere Politische Bezirk Mährisch Trübau in zwei Kreise geteilt. Zwittau wurde also 1939 ein eigener Kreis mit neununddreißig Gemeinden, darunter 2 Städte (Brüsau, Zwittau; siehe Karte des Landkreises). Rechnet man alle Ortschaften, also auch alle Dörfer und Weiler – die zu einem Nachbarort eingemeindet waren – zusammen, kommt man auf achtundfünfzig Ortschaften. Der Landkreis zählte nun 49.604 Einwohner.


Damit die Ortschaften auch für den Leser dieser Zeilen keine „böhmischen Dörfer” (in der Redewendung) bleiben, folgt eine Auflistung aller Ortschaften, mögen sie auch noch so klein gewesen sein, mit einer Kurzbeschreibung:

Die Gemeinden und Ortschaften  des Landkreises Zwittau

    1. Abtsdorf (Opatov), Markt: 1.922 Einwohner (1939)
    2. Bielau (Bělá), siehe Deutsch-Bielau (Německá Bělá): 1.043 Einwohner (1939) und Neu-Bielau (Lavičné, Nová Bělá): 268 Einwohner (1939)
    3. Blumenau (Květná): 634 Einwohner (1939)
    4. Bohnau (Banín): 633 Einwohner (1939)
    5. Brünnersteig (Brlenka): Dieses Dorf gehörte zu Lauterbach und hatte 121 Einwohner (1930)
    6. Brünnlitz (Brněnec): 490 Einwohner (1939)
    7. Brüsau (Březová), Stadt: 1.286 Einwohner (1939)
    8. Chrostau Öhlhütten (Chrastová Lhota), zu Mährisch Chrostau gehörend: 329 Einwohner (1930)
    9. Dittersbach (Stašov): 962 Einwohner (1939)
    10. Dittersdorf (Dětřichov): 1.005 Einwohner (1939)
    11. Gayer (Gajer), Dorf zu Jansdorf gehörend: 259 Einwohner (1930)
    12. Glaselsdorf (Sklené): 450 Einwohner (1939)
    13. Goldbrunn (Balda), Weiler zu Schönbrunn): 8 Einwohner (1930)
    14. Greifendorf ((bis 1946 hieß der Ort auf tschechisch Grándorf, ab 1946 Grándov, ab 1949 Hradec nad Svitavou): 2.930 Einwohner (1939)
    15. Hammergrund (Hamry u Rohozné), Weiler zu Schönbrunn gehörig.
    16. Hermersdorf bestand bis 1939 aus zwei selbständigen Gemeinden, der Dorfgemeinde Böhmisch Hermersdorf (Kamenná Horka) mit 131 Einwohner (1939), die zu Ketzelsdorf, Gerichtsbezirk Leitomischl gehörte und der Gemeinde
      Mährisch Hermersdorf (Kamenná Horka) mit 957 Einwohner (1939), die zum Gerichtsbezirk Zwittau gehörte.
    17. Hinterwasser (Zářečí), Ortsteil zu Brünnlitz.
    18. Hohenfeld (Vysoké Pole),Ortschaft zu Dittersdorf: 207 Einwohner (ca.1931)
    19. Hopfendorf (Chmelík): 469 Einwohner (1939)
    20. Jansdorf (Janov): 1.938 Einwohner (1939)
    21. Karlsbrunn (Karle): 865 Einwohner (1939)
    22. Ketzelsdorf (Koclířov): 1.710 Einwohner (1939)
    23. Kiefergratschen (Borová Krčma), ein kleiner Weiler zu Blumenau gehörig mit 39 Einwohner (1930)
    24. Königsberg (Královec), Dorf zu Abtsdorf gehörig: 102 Einwohner (1930)
    25. Körber (Košíře), Dorf Gemeinde zu Überdörfel: 321 Einwohner (1930)
    26. Kukele (Kukle), Dorf zu Nikl gehörig. 142 Einwohner (1930)
    27. Laubendorf (bis 1952 hieß der Ort auf tschechisch Limberk, heute Pomezí): 1.771 Einwohner (1939);
    28. Lauterbach (Litrbachy, Čistá): 1.654 Einwohner (1939)
    29. Lotschnau bestand bis 1939 aus zwei selbständigen Gemeinden. Der Dorfgemeinde Böhmisch Lotschnau (Český Lačnov) mit 82 Einwohner (1930),welche zu Überdörfel gehörte und dem Dorf Mährisch Lotschnau (Moravsky Lačnov) mit 1.624 Einwohner (1939), welches zum Gerichtsbezirk Zwittau gehörte.
    30. Mährisch Chrostau (Moravská Chrastová): 1.143 Einwohner (1939)
    31. Mändrik (Mendryka), Dorf zu Jansdorf gehörig: 473 Einwohner (1930)
    32. Marienthal (Maríánske údolí), in manchen Quellen auch Mariental, Ortsteil von Mährisch Chrostau: 289 Einwohnern (1904)
    33. Mohren (Javorník): 497 Einwohner (1939)
    34. Mußlau, Muslau (Muzlov): 273 Einwohner (1939) Dieses Dorf wurde nach 1945 abgerissen, heute ist diese Fläche ein Wassereinzugsgebiet für Brünn.
    35. Neuteich (Nový Rybník), Ortschaft zu Abtsdorf gehörig: 47 Einwohner (1930)
    36. Nieder Rauden (Dolní Rudná): 204 Einwohner (1939)
    37. Nikl (Mikuleč): 1.024 Einwohner (1939)
    38. Ober Heinzendorf (Horní Hynčina): 981 Einwohner (1939)
    39. Pulpetzen (Půlpecen), Dorf zu Mährisch Chrostau gehörig: 154 Einwohner (1930)
    40. Rausenstein bestand bis 1939 aus zwei selbständigen Gemeinden. Dem kleinen Weiler Böhmisch Rausenstein (Ostrý Kámen) mit 19 Einwohner 1930), welcher zu Karlsbrunn gehörte und dem Dorf Mährisch Rausenstein (Ostrý Kámen) mit 148 Einwohner (1939), welches zum Gerichtsbezirk Zwittau gehörte.
    41. Riegersdorf (Modřec): 328 Einwohner (1939)
    42. Rothmühl, bestand bis 1939 aus zwei selbständigen Gemeinden. Dem Dorf Böhmisch Rothmühl (Česka Radiměř) mit 1.251 Einwohner (1939), und dem Marktflecken Mährisch Rothmühl (Moravská Radiměř) mit 1.331 Einwohner (1939)
    43. Schirmdorf (Semanín): 817 Einwohner (1939)
    44. Schönbrunn (Jedlová): 2.144 Einwohner (1939)
    45. Schönhengst (Hřebeč): 97 Einwohner (1930)
    46. Selsen (Želivsko): 176 Einwohner (1939)
    47. Stangendorf (Vendolí): 1.616 Einwohner (1939)
    48. Sternteich (Hvězda), Dorf zu Abtsdorf gehörig: 71 Einwohner (1930)
    49. Stillfried (Víska u Dětřichova), Dorf zu Dittersdorf gehörig: 205 Einwohner (1930)
    50. Strokele (Strakov): 313 Einwohner (1939)
    51. Stubenberg, auch Neu Rahozna oder Neu Rohozna (Neu Rohozná)
    52. Überdörfel (Opatovec), mit Böhmisch Lotschnau und Körber: 887 Einwohner (1939)
    53. Unterwald (Podlesí), Orsteil von Brünnlitz
    54. Vierhöfen (Čtyři Dvory)
    55. Vierzighuben (Čtyřicet Lánů), Markt: 3.047 Einwohner (1939)
    56. Waldeck bestand bis 1939 aus dem Dorf Alt Waldeck auch Altwaldek, (Starý Valdek) mit 185 Einwohner (1930) und Neu Waldeck, auch Neuwaldek (Nový Valdek) mit 109 Einwohner (1930). Beide Dörfer gehörten zu Nikl.
    57. Wiesen bestand bis 1939 aus zwei selbstständigen Gemeinden, der Gemeinde Böhmisch Wiesen (Česka Dlouhá): 293 Einwohner (1939) heute: Dlouhá, die zu Politschka gehörte und dem Dorf Mährisch Wiesen (Dlouhá Ves) welches zu Mußlau, Gerichtsbezirk Zwittau gehörte: 122 Einwohner (1930)
    58. Zwittau (Svitavy), die Stadt mit 10.389 Einwohner (1939) gehörte zum Gerichtsbezirk Zwittau.



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    (03. November 2010)
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  • Neue Postkarte zu Nikl (30. August 2010)
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  • Zwei Siegel der Gemeindevorstände von Mährisch Lotschnau und Rausenstein (23. Juni 2009)
  • Postkarte zu Rausenstein hinzugefügt (13. Juni 2009)
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  • Beschreibung der vier Brunnen mit der Mutterliebefigur aktualisiert (15. Juli 2008)
  • Bild der Mühle in Vierzighuben und eine Zeichnung der Kirche von Körber hinzugefügt (13. April 2008)
  • Beschreibung der Stadt Zwittau in den Bergland Verkehrsblättern,
    Heft 174, Ausgabe 1936/37 (12. April 2008)
  • Laubendorf – Geschichte und Chronik, 2. erweiterten Auflage 1979 (11. April 2008)
  • Die Gemeindevorstehung in Zwittau im Jahre 1862, Administration der Zwittauer Sparcassa und Mehrfachbildkarte von Vierzighuben (9. April 2008)
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  • Das Dekanat Zwittau aus „Kirchliche Topographie von Mähren“, meist nach Urkunden und Handschriften,
    durch P. Gregor Wolny, Dr., Subprior im Benediktiner-Stifte Raigern. (16. November 2006)
  • Beschreibung des Postkartenbildes von Ober Heinzendorf (16. November 2006)
  • Die Orte des Schönhengstgaues nach der nationalen Zusammensetzung geordnet. (12. November 2006)
  • Beschreibung von Greifendorf durch Alois Czerny, enthalten in „Der politische Bezirk Mährisch-Trübau“. Heimatkunde für Schule und Haus. Mährisch-Trübau 1904. Und weitere Bilder zur Bildergalerie von Greifendorf hinzugefügt. (10.November 2006)
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