Figurengruppe Mutterliebe
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eine Brunnenstory internationalen Ausmaßes,
wie es in der Brunnengeschichte ungewöhnlich ist –
In Zwittau gibt es einen Brunnen mit einer Figurengruppe
aus Bronze, genannt die „Mutterliebe“. Diese
Figurengruppe stammt aus der Hand des Künstlers Adolf Donndorf, ehem.
Professor für Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie in Stuttgart,
Deutschland. Es gibt insgesamt vier Brunnen, die diese Mutterliebe schmückt.
Nach New York (1881), Zwittau,
Svitavy (1892) und Weimar (1895)
bekam Stuttgart (1898) den
vierten und letzten Abguss dieser Figurengruppe.
Mutterliebebrunnen
– Langer Park (heute) – Zwittau
– Tschechien
Der Mutterliebebrunnen, hier früher an seinem
Originalplatz
zwischen der Budig-Villa und der Ottendorfschen Volksbücherei
Man erblickt auf einem hohem Sockel aus rotem schwedischen
Granit die fast 2,20 m hohe in Bronze gegossene Figurengruppe
einer wasserholenden Mutter mit ihren zwei Kindern. Aus zwei seitlich
angebrachten Löwenköpfen ergießt sich das Wasser
in zwei halbrunde Becken. Auf den restlichen zwei Seiten sind
Bronzeplatten angebracht, auf denen zum einen die Worte „Zum
Andenken an meine gute Mutter“ und zum anderen „Errichtet
von Oswald Ottendorfer 1892“ stehen.
Der Mäzen Oswald Ottendorfer (1826-1900) hatte den Bunnen
im Jahr 1892 seiner Heimatstadt Zwittau gestiftet. Er war 1848
nach Amerika emigriert und bis 1887 Herausgeber der deutschsprachigen
„New Yorker Staatszeitung“. Über seine Tätigkeit
in New York wurde er auf den dortigen James-Brunnen
mit der Mutterliebefigur aufmerksam und ließ einen zweiten
Guss der Bronzefigur anfertigen und den Mutterliebebrunnen in
Zwittau vor der Volksbibliothek aufstellen.
Die „Mutterliebe“ wurde zur Zwittauer Schutzpatronin.
Sie war die letzte Stiftung des großen Zwittauer Wohltäters.
Entstehung
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Oswald Ottendorfer äußerte in einem
Brief vom 13. Juli 1891 die Idee, auf dem Platz vor der schon
im Jahr 1887 geplanten “Ottendorfers Freie Volksbibliothek
und Lesehalle” – für die der damalige
Bürgermeister Friedrich Sander dann am 18. Juli 1891 den
Grundstein legte – ein Denkmal der „Mutterliebe“
zu bauen.
Am 27. August 1891 beschäftigten sich die
Stadträte mit der zukünftigen Form des Brunnens mit
der Statuengruppe der „Mutterliebe”.
Den Plan dieses Denkmals legte der Bürgermeister
zur endgültigen Genehmigung am 22. März 1892 vor.
Mit der Errichtung des Denkmals mit dem Brunnen wurde der Bildhauer
Johann Tomola aus Brünn beauftragt.
Die Skulptur mit dem Brunnen war eine Erinnerung
an Katharina, geb. Neumeister, die Mutter Ottendorfers, aber
nicht nur an sie, sondern sie sollte eine Huldigung an alle
Mütter sein.
Auf dem Friedhof links von der Ägidikirche
(St. Aegidius / sv. Jiljí) findet man das Grab von Ottendorfers
Eltern und Verwandten der Familien Neumeister und Langer.
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Bild in einem Zeitungsartikel anlässlich
des 70. Geburtstages von Oswald Ottendorfer
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Die schreitende Gestalt der Mutter trägt ein
nacktes Mädlein auf ihrem rechten Arm und blickt ernst und
gütig zum größeren, lockenköpfigen Knaben
zur ihrer Linken, der angesprungen kommt, sanft den Arm der Mutter
umfaßt und behutsam den Wasserkrug tragen hilft.
Die Kleine streckt dem Bruder jauchzend den Arm
entgegen und strampelt mit den Beinen, während sie den Nacken
der Mutter umfaßt.
Ein locker gelegtes Tuch umspielt das schmale feine
Gesicht der Mutter, es fällt lose auf Schultern und Rücken
und rafft den weiten Mantel mit der Rechten empor, so daß
er in reichen Falten niederfällt.
Dieser Mutter, zu der Donndorfs Frau Modell gestanden
hat, gab er die Züge seiner eigenen Mutter.
In Komposition und Gestaltung erinnert die Gruppe
an Darstellungen der Mutter Anna mit Maria und dem Jesuskind.
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Am 21. August
1892 sagte Oswald OTTENDORFER anlässlich der Enthüllung
des
M U T T E R L I E B E – Denkmals:
„Mich leitete der Gedanke, das Andenken
an meine gute Mutter zu ehren. Sie war eine einfache, rechtliche
Frau, die mit Sorgfalt ihre Kinder bewachte und denselben, sowie
ihre Kräfte reichten, Sinn für Gutes, Wahres und Schönes
beibrachte.
Die Lichtseiten meines Charakters sind wesentlich
Samensprossen, die meine Mutter gelegt hat. Wenn ich am Kreuzwege
stand und nicht wusste, ob rechts oder links, folgte ich den
Lehren, die mir meine gute Mutter erteilt hatte und diese Lehren
führten mich stets auf den rechten Weg.
Mich leitete aber auch der weitere Gedanke, der „Mutterliebe“
überhaupt ein Denkmal zu errichten.
Es gibt wenige Tugenden, die so hoch zu verehren
sind wie die Mutterliebe. Die Mutter ist es, die dem Kinde die
ersten Keime der Bildung beibringt, und die Mutterliebe hat
mehr mit der künstigen Gestaltung der Volksklassen zu tun
als alle Gesetze und das Volk zusammengenommen.
Die arme Mutter, die mit dem Säugling lebt, ist entschlossen
alles für ihn zu opfern. Wer sollte da verkennen, dass
die Tugend, die sie übt, eine reine ist?“
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Am 23.12.1892 schreibt
der Künstler Adolf Donndorf, er sei in Zwittau gewesen. Der
„Mutterliebe–Brunnen“ ist ein Werk mit hohem
künstlerischem Wert, zu dessen Produktion der geschliffene
schwedische Granit benutzt wurde.“
Verlegung in den Langer
Park
Im Jahre 1979 bemühte sich Rudolf Tyrolt –
der letzte Bürgermeister von Zwittau vor der Vertreibung
der Deutschen – das Mutterliebe-Denkmal mit Hilfe der Stadt
Esslingen am Neckar zu kaufen und nach Deutschland oder gar nach
Esslingen zu bringen (das Esslinger Kriegerdenkmal am Chor von
St. Dionys, 1910 enthüllt, stammt übrigens von Professor
Karl Donndorf, dem Sohn von Adolf Donndorf).
Bei mehreren Besuchen in Zwittau hatte Tyrolt bemerkt,
dass es um das Kunstwerk derzeit nicht zum besten bestellt war.
Es stünde wichtigen Straßenbauprojekten der Stadt Svitavy
im Wege und man sehe dem Monument auf den ersten Blick an, dass
ihm keine große Wertschätzung mehr entgegengebracht
würde.
Mitgewirkt an dem Versuch des Kaufes hat der in Stuttgart lebende
Enkel des Künstlers und früherer Ministerialdirigent
beim Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Das Tschechoslowakische Außenministerium
teilte am 28. Januar 1981 offiziell mit: „dass die zuständigen
Stellen einen Verkauf der Bronze-Statuengruppe „Die Mutterliebe”
von Adolf Donndorf mit Rücksicht auf den künstlerischen
Wert dieses interessanten Werkes der deutschen Neo-Renaissance
nicht in Erwägung ziehen.”
Der Mutterliebebrunnen im Langer Park
Tyrolts Vorstoß hatte vielleicht dennoch etwas
Positives bewirkt und möglicherweise dazu beigetragen, dass
das Denkmal an einem anderen Platz aufgestellt worden und so nicht
dem Straßenbau zum Opfer gefallen ist.
Der Mutterliebebrunnen (Sousoší
„Mateřská
láska“) steht heute im ehemaligen Langer
Park.
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Früher
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Mai 2008
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Die Bronzetafel mit den Worten Ottendorfers:
„ZUM ANDENKEN
AN
MEINE GUTE MUTTER“
wurde später gestohlen, ist aber nach 1990
wieder mit Spendenhilfe des Arbeitskreises Zwittau (Sitz in
Esslingen am Neckar) angebracht worden.
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Im Jahr 2004 wieder mit angebrachter Bronzetafel
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Auch die zwei seitlichen Löwenköpfe wurden gestohlen.
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Mutterliebebrunnen (2008)
Inschrift des ausführenden Künstlers der Mutterliebefigur
Adolf Donndorf 1892
Gedenktafel an den Stifter des Brunnens
Oswald Ottendorfer und das Einweihungsjahr 1892
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Früher
(vor der Budig-Villa)
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Im
Jahr 2004
(im Langer Park) |
JAMES
FOUNTAIN
- Union Square Park Manhattan - New York
- USA
Dieser Brunnen ist auch bekannt als der Union Square Drinking
Fountain (Trinkwasser Brunnen). Die Skulptur wurde von Adolf
Donndorf (1835-1916) geschaffen und von dem Philantropen (Menschenfreund)
Daniel Willis James (1832-1907) gestiftet.
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Nur noch wenige öffentliche Trinkwasser
Brunnen dieses Typs sind noch vorhanden, die Figur zeigt eine Mutter,
die ein Baby hält, mit einem Kind auf ihrer linke Seite. Der
Granit des Brunnens ist von Schweden.
Die
Löwenköpfe auf den vier Seiten des Brunnens spenden das
Wasser.
Der Brunnen hatte ursprünglich eiserne Tassen, die an dem Brunnen
angekettet waren, um den Durst der Vorbeikommenden zu löschen.
Adolph Donndorf hat das Modell in den ersten Monaten
1880 fertig gestellt. Er schrieb am 20. Februar: „ Ich kann
bald sagen: Wohl nun kann der Guss beginnen!“
Der Brunnen befindet sich in einer Nische an der
westlichen Seite des Parks und wurde am 25. Oktober 1881
eingeweiht.
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Die Absicht von James war nicht allein
die Schenkung eines dekorativen Kunstwerkes, sondern sollte auch
ein Beispiel von sozialer Wohltätigkeit und Güte sein.
Nachdem James den Künstler in Deutschland besucht und ein Modell
des Brunnens erhalten hatte, beauftragte er Donndorf die Skulptur
fertigzustellen. Der Brunnen wurde als Teil der Rekonstruktion des
Union Square 2002 renoviert. |
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DONNDORFBRUNNEN
– Rittergasse/Geleitstraße – Weimar
– Deutschland
Der 1895 zwischen Rittergasse und der Geleitstraße
eingeweihte Donndorfbrunnen löste den
bescheideneren Adele-Brunnen ab. Es war ein Festtag für
Weimar, als am 20. Oktober 1895 in der unteren Geleitstraße,
gegenüber dem Gromann-Lützelburgischen Hause, an der
Stelle, an der vor dem Ratsbrauhaus schon lange ein einfacher
Brunnen, der Adelebrunnen, Wasser gespendet hatte, dieser neue
Brunnen feierlich enthüllt wurde. Der Künstler war
mit seiner Familie aus Stuttgart gekommen, um die Weihrede zu
halten. Er bezeichnete die herrliche Gruppe als ein Denkmal
der Liebe und Dankbarkeit gegen seine Vaterstadt und erklärte,
es sei ihm ein Herzensbedürfnis gewesen, diesen Empfindungen
sichtbar Ausdruck zu geben. In tiefer Bewegung sagte der Künstler:
»An dieser Stelle leitete meine gute Mutter, die Butte
auf dem Rücken, die ersten Kinderschritte, und hier verträumte
ich, während sich die Eimer füllten, als Knabe manche
Stunde.« Der Brunnen gelte allen Müttern, er
gelte der Mutterliebe, die nie vergolten werden könne,
und er gelte der Heimat, unser aller Mutter, der wir so viel
verdanken.
Als die Hülle fiel, erblickte man auf fast vier Meter hohem
Sockel die überlebensgroße Gruppe der wasserholenden
Mutter mit ihren zwei Kindern. Die schreitende Gestalt der Mutter
trägt ein nacktes Knäblein auf dem rechten Arm und
blickt ernst und gütig zum größeren, lockenköpfigen
Knaben zur Linken, der angesprungen kommt, sanft den Arm der
Mutter umfaßt und behutsam den Wasserkrug tragen hilft.
Der Kleine streckt dem Bruder jauchzend den Arm entgegen und
strampelt mit den Beinen, während er den Nacken der Mutter
umfaßt. Dieser Mutter, zu der seine Frau Modell gestanden
hat, gab Donndorf die Züge seiner eigenen Mutter. Sie trägt
ein Tuch um den Kopf geschlungen, das lose auf Schultern und
Rücken fällt, und rafft den weiten Mantel mit der
Rechten empor, so daß er in reichen Falten niederfällt.
Oberbürgermeister Pabst gab nach der Enthüllung den
Gefühlen der Weimarer Bevölkerung Ausdruck, als er
den Dank der Stadt für die schöne Bronzegruppe aussprach
und dem Brunnen den Namen »Donndorfbrunnen« gab.
Der Stadtbaumeister Schmidt hatte den Brunnen entworfen. Es
ist eine ellipsen-förmige Anlage in einer Ausdehnung von
etwa 10 Meter. Aus der Mitte des Brunnentrogs aus Fichtelgebirgsgranit
steigt der Denkmalsockel empor. In die halbkreisförmigen
Wasserschalen zu beiden Seiten speien bronzene Löwenköpfe
das kostbare Naß. |
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Die
überlebensgroße Figurengruppe (Wasser holende Mutter
mit ihren zwei Kindern) erhebt sich auf dem zentralen Granitpfeiler
des Brunnens.
Der Autor und Bildhauer der bronzenen Plastik – Adolf Donndorf
– stiftete seiner Geburtsstadt Weimar diesen Brunnen.
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An
der Frontseite des Pfeilers ist folgende Inschrift in einer Bronzetafel
dargestellt: „Meiner Vaterstadt in Liebe und Dankbarkeit gewidmet“.
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In
den Granit des Pfeilers gearbeitet, ist auf der rückwärtigen
Seite die Jahreszahl 1895 zu erkennen.
Die zwei bronzenen Löwenköpfe an den flankierenden Seiten
des Pfeilers fungieren als Wasserspeier, deren Strahl sich in ein
jeweils darunterliegendes halbrundes Becken ergießt. |
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Der
Fußboden des umgebenden Platzes ist durch eine besondere
Pflastergestaltung gegliedert. Das Zierpflaster, angelegt
aus Granit, verschiedenfarbenen Porphyrgesteinen, Basalt,
Muschelkalk und Flußgeröllen, ist eines der wenig
erhaltenen Beispiele kunstvoller Pflasterungen in Weimar.
Bestandteil des Pflasterbildes ist die Jahreszahl 1856, welche
sich auf das Erbauungsjahr der Herderschule bezieht. Einige
Instandhaltungs-, Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen
wurden in den Jahren 1991/1992 durchgeführt. 1995 erfolgte
eine erneute Konservierung der bronzenen Plastik. Das den
Brunnen umgebende Pflaster wurde 1997 erneuert. In diesem
Zuge wurde ein Stück neue Brunnenleitung verlegt, aber
erst mit einer Sanierung der Geleitstraße 2000 wird
der Brunnen an das neue Brunnenleitungsnetz angeschlossen.
In
einer dürftigen Hofwohnung des alten Hauses Rittergasse
5 am 16. Februar 1835 als Sohn eines Tischlermeisters geboren,
verlebte Adolf Donndorf, der Autor und Bildhauer der bronzenen
Plastik, seine Jugend in dem Häusergewinkel zwischen
Windischengasse, Wittumspalais, Kornhaus, Rittergasse und
Geleitstraße, eine Jugend, in der es neben Spiel und
Umhertollen auch für die Kinder schon zeitig schwere
Arbeit gab. Der Vater hatte das Haus »Am Palais Nr.
2« mit geliehenem Gelde erstanden; und in diesem »leise
verfallenden mittelalterlichen Haus mit dem großen,
in die Erde versunkenen sitzsteingeschmückten Rundbogentor«
in dem winkligen Plätzchen an der Rückseite des
Wittumspalais wuchs der geweckte Knabe heran.
Im Weimarer Lehrerseminar fühlte er sich nicht am rechten
Platze; seine starke künstlerische Begabung wies ihn
auf eine andere Bahn. Überholte er doch spielend in der
Zeichenschule des trefflichen Franz Jäde alle Mitschüler,
zeichnete, porträtierte und modellierte nach der Natur.
In höchster Gewissensnot zerriß der Achtzehnjährige
kurz vor dem Abschlußexamen die Fesseln eines ungeliebten
Berufes und erklärte eigenmächtig seinen Austritt
aus dem Seminar. Jäde machte Friedrich Preller auf das
außergewöhnliche Talent aufmerksam, und dieser
erklärte beim Anblick der Arbeiten: »Der Junge
muß Bildhauer werden«.
Aber wie? Preller half in zweifacher Weise: Er vermittelte
eine Geldsammlung in kunstliebenden Kreisen, die 700 Taler
erbrachte, und schrieb einen Brief an seinen alten Freund,
den Bildhauer Ernst Rietschel in Dresden mit dem Erfolg, daß
Adolf Donndorf im Jahre 1853 Schüler dieses bedeutenden
Bildhauers werden sollte, der vier Jahre später das Goethe-
und Schiller-Denkmal schuf.
Donndorfs Talent und Fleiß und Rietschels Unterweisung
— Donndorf war zuletzt Mitarbeiter des Meisters - trugen
die schönsten Früchte. Nach dem Tode des Lehrers
(1861) vollendete er nach dem Entwurf Rietschels das gewaltige
Lutherdenkmal in Worms, für das er selbst drei Figuren
gestaltete. Sodann schuf er das Reiterstandbild Carl Augusts
in Weimar, das Burschenschaftsdenkmal in Jena; in Eisenach
die Denkmäler für Bach und Luther, das Bach- und
das Goethedenkmal in Karlsbad, das Porträt-Medaillon
am Grabe der Frau von Stein.
Adolf Donndorf ist seiner Thüringer Heimat stets treu
geblieben. Er wirkte als Professor an der Akademie der bildenden
Künste in Stuttgart, sagte aber öfters: »Wenn
ich alt bin, gehe ich nach Weimar«.
Seiner Anhänglichkeit an Weimar, seiner Dankbarkeit an
seine Vaterstadt verdankt Weimar den imposantesten Brunnen
dieser Stadt.
Adolf Donndorf, Weimars Ehrenbürger, starb am 20. Dezember
1916 in Stuttgart im 82. Lebensjahre. Seine Asche ruht auf
dem Friedhof der Heimatstadt. Eine seiner schönsten Arbeiten
schmückt seine Grabstätte, die Figur der »trauernden
Magdeburg« vom Lutherdenkmal in Worms. |
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PAULINENBRUNNEN
– Rupert-Mayer-Platz/Tübinger Straße – Stuttgart
– Deutschland
Der Rubert-Mayer Platz, benannt nach einem Stuttgarter
Pater (vom Papst selig gesprochen), liegt nahe der Marienkirche.
Der Paulinenbrunnen wurde vom Stuttgarter Stadtbaurat Emil Mayer
(1847-1935) entworfen und mit blauem Granit aus Hauzenberg in Bayern
errichtet. In der Mitte zweier steinerner sechstelkreisförmiger
Sitzbänke, die zum Ausruhen einladen, steht eine achteckige
Säule mit halbkreisförmigem Wasserbecken, die ihr Wasser
aus einem Löwenmaul erhält. Der Unterbau trägt eine
große bronzene Gruppe mit einer wasserholenden Mutter und
zwei kleinen Kindern.
Nach New York, Zwittau (Svitavy, Tschechien) und Weimar bekam Stuttgart
im Jahre 1898 den vierten und letzten Abguss dieser
Gruppe, die von Adolf Donndorf entworfen worden war. Am 3. Dezember
1898 wurde der Paulinenbrunnen enthüllt.
Der Stuttgarter Verleger Wilhelm Spemann und der Verein
zur Förderung der Kunst waren initiativ geworden und hatten
Geld gesammelt, um das schlichte Furtbachbrünnele, wie der
mit Stilelementen des Klassizismus und der Renaissance gestaltete
Wasserquell wegen des nahen Furtbachkrankenhauses zunächst
im Volksmund hieß, mit der Figurengruppe Mutterliebe aufzuwerten.
Der „Paulinen-Brunnen” vor 1917
Namenspatin des Brunnens ist die Tochter des letzten
Königs von Württemberg, Wilhelm II. und der späteren
Fürstin zu Wied: Prinzessin Pauline. Paulinenbrunnen oder „dem
Päule sein Brunnen“ waren anfangs aber weniger benutzte
Bezeichnungen. Im Volksmund wurde der Brunnen weiterhin das „Furtbach-Brünnele“
genannt. Laut Paulines Enkel, dem Prinzen Ulrich zu Wied ist die
historische Bedeutung der Figurengruppe auch allegorisch zu sehen.
Denn der Erstgeborene von Paulinens Mutter Marie, der Kronprinz
Ulrich, starb schon als Knabe und die Mutter Marie bei der Geburt
des dritten Kindes. So sah sich Pauline in dieser Figurengruppe
wieder: als Mädchen auf Mutters Arm, das Brüderle an der
Hand der Mutter, zu Ehren und zur Erinnerung an die geliebte Mutter.
Fehlende Figurengruppe von 1917 bis 2008
Die Bronzeplastik „Mutterliebe“ wurde
jedoch im im Herbst 1917 im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Seitdem
fehlte dem Paulienbrunnen die künsterische Krönung. 1920
wurde an deren Stelle eine Granitschale angebracht. Es fiel auf,
dass die große Granitschale, die nun den zentralen Sockel
der Brunnenanlage zierte, ungewöhnlich ist und nicht recht
zu den Proportionen der Gesamtanlage passte.
Im Jahr 1990 fragten die beiden damaligen CDU-Stadträte
Michael Föll und Christoph Palmer die Stadtverwaltung, ob an
eine Rekonstruktion des Brunnes gedacht wird und ob das Rathaus
bereits den Versuch unternommen habe, als Geldgeber benachbarte
Firme zu gewinnen. Der Oberbürgermeister ließ die beiden
damaligen Kommunalpolitiker wissen, dass die Rekonstruktion keine
schlechte Idee sei – wenn nur das liebe Geld nicht wäre.
Die 95 000 Mark für die bauliche Sanierung des Brunnens könne
die Stadt in den nächtsten Jahren aus dem Pauschaletat für
Brunnen (jährlich 230 000 Mark) noch aufbringen. Für die
Modellkosten (im Kontakt mit Weimar sicher möglich) wären
jedoch weitere 150 000 Makr vonnöten. Dafür müssten
Geldgeber gefunden werden. Die Stadt habe aber noch mit niemandem
Kontakt aufgenommen.
Der Brunnen wurde dann im Jahr 2000 erneuert bzw. saniert, jedoch
ohne die Bronzefigur.
Der
„Paulinen-Brunnen” im Jahre 2004
Ich fragte am 22. Mai 2004 nach, was aus der Initiative
der Rekonstruktion des Paulinenbrunnens geworden sei und bekam von
Michael Föll – inzwischen Erster Bürgermeister der
Stadt Stuttgart – die Antwort, dass die damalige Initiative
keinen Erfolg zeitigte. Der Brunnen sei immer noch stillgelegt,
ein Nachguss der Figurengruppe nicht existent. Das Tiefbauamt plane
mit einem Aufwand von rd. 60 000 Euro die Brunnenstube im Jahr 2006
durchzuführen. Für den Nachguss der Figurengruppe (Kosten
ca. 40.000 Euro) werden Sponsoren gesucht. Mit dem Stuttgarter Brunnenverein,
der Stiftung Stuttgarter Brünnele, würden Gespräche
geführt. Von Herrn Christoph-E. Palmer bekam ich die Antwort,
dass ihm – inzwischen Landespolitiker – nur sehr begrenzte
Möglichkeiten zur Verfügung ständen, auf einen kommunalen
Vorgang Einfluss zu nehmen. Auf Nachfrage erhielt ich die Antwort
von weiteren Anfragen an ihn Abstand zu nehmen.
Am 25. Mai 2007 verkündete dann die Stiftung
Stuttgarter Brünnele sich des Paulinenbrunnens zu widmen, mit
dem Ziel, dass über dem Wasserquell wieder die einst von Adolf
von Donndorf geschaffene Figurengruppe „Mutterliebe“
thronen soll.
Ihr sei die Restaurierung 50 000 Euro wert, wie der Stiftungsvorstand
Peter Haller bei der Vorstellung ihres neuesten Brunnenprojekts
dem Bezirksbeirat Süd zusagte. Auch die Stadt stand dem Projekt
aufgeschlossen gegenüber.
Der Urenkel des Künstlers Adolf Donndorf – Michael Donndorf
– stellte der Stiftung Stuttgarter Brünnele den mehr
als 100 Jahre alten kleinen Gipsentwurf der Mutterliebe für
einen Bronzeabguss, ein Bozetto, zur Verfügung. Solch ein kleines
Bozetto dient als Anschauungsexemplar für die Auftraggeber
eines Denkmals. Auf diesem Bozetto ist der Knabe zur Linken der
Mutter wie das Schwesterchen auf dem Arm der Mutter noch nackt dargestellt.
Offensichtlich war diese Darstellung den New Yorker Verantwortlichen,
die im Jahr 1881 zum erstenmal die Mutterliebefigur auf den James-Brunnen
stellten, zu freizügig, so dass der Knabe ein Gewand bekam.
Die Hüftpartie ist auf dem Gipsentwurf braun markiert.
Auch der Enkel der Namenspatronin Prinzessin Pauline zu Wied –
Prinz Ulrich zu Wied – stellte sich hinter die Rekonstruktion
des Denkmals.
Die Stadt Weimar erklärte sich bereit, kooperierend Hilfestellung
zu leisten. Es gab ja keine Formen mehr, die Figurengruppe musste
zuerst abgeformt werden. Die ursprüngliche Abgussform existierte
nicht mehr, man ging aber davon aus, dass alle vier Abgüsse
identisch sind bzw. waren.
Auch auf politische Unterstützung konnte die Stiftung bauen,
denn die Stadt plante bereits die Neugestaltung des Rupert-Mayer-Platzes.
Die dortige Tankstelle sollte zum Jahresende abgerissen, der dortige
Platz dann unter der Paulinenbrücke vergrößert,
sowie die Marienkirche freigestellt und mehr ins Blickfeld gerückt
werden. Zudem ist auch ein neuer Fußweg oder eine Verbindungsrampe
entlang der Paulinenstraße im Gespräch. Die Paulinenstraße
hat übrigens eine andere Namenspatronin als der Paulinenbrunnen.
Die
die Stadtbezirke Süd, Mitte und West verbindenen Paulinenstraße
wurde bereits 1836 nach der Königin Pauline von Württemberg,
der dritten Frau des Kpnigs Wilhelm I. Erst 60 Jahre später
wurde der Paulinenbrunnen erbaut.
Seit dem 15. Oktober 2007 war der Weimarer Donndorfbrunnen eingehaust
und am 22. Oktober begann die von der Stadt Stuttgart beauftragte
Firma Strassacker aus Süßen mit den Arbeiten zum Abformen
der überlebensgroßen Skulpturengruppe der wasserholenden
Mutter und dem Löwenkopfspeier.
Um
die Figur in Originalgröße reproduzieren zu können,
wurde ein Silikonabdruck, stabilisiert mittels Gipsschale hergestellt.
Der Mitarbeiter des Stuttgarter Tiefbauamtes, Herr
Bernd Sauer, zuständig für die Vielzahl der städtischen
Brunnenanlagen der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt,
war während der Abformung durch zwei Mitarbeiter ( Andreas
Mayer und Jürgen Bock) der Kunstgießerei selbst anwesend
und sorgte für den reibungslosen Ablauf. Ende der Woche waren
die Arbeiten beendet.
Die Abformung selbst kostete nahe 30.000 Euro. Die folgenden Arbeitsschritte
wurden dann in der Kunstgießerei Strassacker in Süßen
vorgenommen. In Süßen wurde die Figur gegossen und die
letzten Feinarbeiten durch den Ziseleur durchgeführt sowie
das denkmalgerechte Patinieren.
Mit den notwendigen Reinigungsarbeiten vor der Formabnahme
und den Konservierungsarbeiten war der Weimarer Restaurator Benito
Sellin von der Stadt Stuttgart beauftragt worden.
Die unabhängig von der Abformung notwendigen
Denkmalpflegearbeiten des Weimarer Donndorfbrunnens wurden in diesem
Rahmen von der Stadt Stuttgart mitfinanziert.
Eine derartige Maßnahme wäre ohnehin in
nächster Zeit notwendig geworden, da die letzte vorausgegangene
an der Mutter-Kind-Gruppe des Donndorfbrunnens bereits zwölf
Jahre zurück lag.
Nach dieser anschließenden Aufarbeitung durch
den Restaurator Benito Sellin, die Mitte November beendet war, erstrahlte
der imposante Donndorf-Brunnen in Weimar wieder in neuem Glanz.
Am 30. April 2008 ist dann der neue Granitsockel,
auf dem die Mutterliebefigur
wieder ihren Platz finden soll, angebracht.
Einweihung der Mutterliebefigur auf dem Paulinenbrunnen am 4. Mai
2008
Am Sonntag, den 4. Mai 2008 wurde die rekonstruierte
400 kg schwere „neue“ Mutterliebe auf dem Paulinenbrunnen
am Rupert-Mayer-Platz in Stuttgart schlussendlich eingeweiht. Nach
der Ansprache von Herrn Wolfgang Schanz, Leiter des Tiefbauamtes
der Landeshauptstadt Stuttgart und den Grußworten von Peter
Haller von der gemeinnützigen Stiftung Stuttgarter Brünnele
wurde das Denkmal von Wolfgang Schanz, Bernd Sauer und Peter Haller
enthüllt.
Enthüllung der Mutterliebefigur
Damit ziert den Stuttgarter Paulinenbrunnen nach mehr
als 90 Jahren wieder die von Adolf Donndorf
geschaffene Skulpturengruppe der Wasser holenden Mutter mit ihren
Kindern.
Anwesend
waren auch Prinz Ulrich zu Wied, Enkel der Namenspatronin Prinzessin
Pauline von Württemberg, spätere Fürstin zu Wied,
Michael Donndorf, Urenkel von Prof. Adolf Donndorf, Repräsentanten
der Stadt Stuttgart, viele Stuttgarter Besucher und auch ehemalige
Bewohner aus dem Kreis Zwittau.
Monsignore Schmucker, Pfarrer der St. Maria Kirche,
segnete das Denkmal mit folgenden Worten:
Segnung der Skulptur „Mutterliebe“
von Adolf Donndorf
Herr unser Gott, voll Freude begehen wir diesen Tag.
Was der Hass des Krieges zerstört hat,
ist neu erstanden,
dank der Initiative unserer Stadt
und von Menschen,
die sich für ihre Stadt einsetzen.
Mit der Neuerrichtung dieser Skulptur,
der Mutterliebe von Adolf Donndorf,
wird ein Zeichen gesetzt,
dass Hass und Krieg
nicht das letzte Wort haben dürfen,
sondern Liebe, Fürsorge und Solidarität
unser Leben erst möglich machen.
Wir bitten dich für die Menschen in unserer Stadt,
dass sie sich anrühren lassen,
von diesem Monument der Liebe,
des Einsatzes einer Mutter für ihre Kinder,
des Engagements der Menschen füreinander.
Segne diese Skulptur,
segne alle, die sich dafür eingesetzt haben,
dass sie hier wieder aufgerichtet werden konnte.
Segne die Menschen in unserer Stadt,
dass aus dem Nebeneinander, ein Miteinander
und Füreinander werde.
So segne diese Statue und uns alle
der liebende und treue Gott,
+ der Vater, der Sohn, und der Heilige Geist. Amen
Auch der Wasser speiende Löwenkopf ist abgegossen worden
und sprudelt wieder erfrischend mit Wasser aus dem öffentlichen
Trinkwassernetz.
Inzwischen
ist auch eine Zusammenarbeit der Stadt Stuttgart mit der Stadt
Zwittau entstanden.
Die Silikonmaske des Löwenkopfes
– ebenfalls abgeformt vom Weimarer Donndorfbrunnen –
soll die Stadt Zwittau von der Stadt Stuttgart erhalten, um deren
am Mutterliebebrunnen inzwischen fehlenden zwei Löwenköpfe
nachgießen zu können (rechts im Bild der dortige Mutterliebebrunnen
ohne Löwenköpfe).
Im Gegenzug erhält das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart von der
Stadt Zwittau die Form des Frieses (Blumenkranz), der die Granitplatte
– auf der die Mutterliebefigur steht – abschließen
soll.
Diese Friese gibt es bei den Brunnen in New York
und Zwittau, nicht aber beim Weimarer Brunnen.
Auf dem Foto von der Einweihung ist die Papierattrappe
zu sehen, damit man sich das ursprüngliche und wieder künftige
Aussehen vorstellen kann.
Fries am Zwittauer Mutterliebebrunnen
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In dem Buch: „Wasser zu Nutz und Zier - Stuttgarter Brunnen
und Wasserspiele“ von Inge Petzold wird dieser Brunnen auch
erwähnt. Allerdings ist dieses Buch vor der Restaurierung erschienen.
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Thomas Landsgesell, zuletzt aktualisiert
im Juli 2008
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Stadt Zwittau)
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