Brünnlitz (Brněnec):
Die Dorfgemeinde Brünnlitz gehörte 1930 zum Bezirk und Gerichtsbezirk
Politschka und hatte einschließlich der damaligen Ortsteile Hinterwasser
(Zářečí, heute Teil der Gemeinde Brüsau)
und Unterwald (Podlesí)
606 Einwohner, davon waren 208 deutsch.
1939 gehörte Brünnlitz zum Landkreis Zwittau im Sudetenland
und hatte nur noch 490 Einwohner, Ursache dieses Rückgangs war der
Wegzug von Tschechen während der deutschen Zugehörigkeit.
Links die Villa Daubek und rechts
die Mühle
Das Gemeindegebiet erstreckte sich zu dieser Zeit
ausschließlich auf das rechte, böhmische Ufer der Zwitta (Svitava).
Gegenüberliegend, auf mährischer Seite befand sich das selbständige
Dorf Mährisch Chrostau
(Moravská Chrastová), das mit seinen Ortsteilen Ölhütten
(Chrastová Lhota) und Pupelzen
(Pulpecen, heute Teil der Gemeinde Chrastavec) im Jahre 1939 1.143 Einwohner
besaß und somit mehr als doppelt so groß wie Brünnlitz
war.
Ansicht Brünnlitz gegen Pulpecen-Chrostau zu
(Photo Martha Greiner,Brüsau)
Heute setzt sich die Gemeinde Brünnlitz aus
den Ortsteilen Brnenec (Brünnlitz), Chrastová Lhota (Ölhütten),
Moravská Chrastová (Mährisch Chrostau) und Podlesí
(Unterwald) zusammen.
Geschichte:
Brünnlitz erscheint bei der Teilung der Swojanower Herrschaft im
Jahre 1557 unter den zum Kurauer Anteil gehörigen Ortschaften angeführt.
Brünnlitz verdient darum unser besonderes Interesse, weil in seiner
Nähe im Jahre 1892 interessante Funde aus der vorgeschichtlichen
Zeit gemacht wurden. Herr Konservator Czerny erzählt hierüber
folgendes in der Beilage zum „Mähr.-Trübauer Wochenblatt
Nr.139/8:
„In der Nähe der Restauration Neu-Amerika, etwa 1 km von Brünnlitz
entfernt, an der nach Deutsch-Bielau
führenden Straße, fanden im Jahre 1892 Arbeiter in einer mächtigen
Lößlagerung zahlreiche Bruchstücke von prähistorischen
Tongefäßen. Bei gezielten Grabungen legte man 1893 auf diesem
Gräberfeld weitere Fundstücke frei. Einzelnes wurde vom Brünnlitzer
Oberlehrer Herrn Servus gesammelt und wurde in der Brünnlitzer Schule
aufbewahrt. Die Scherben stammten von auf der Tonscheibe geformten, teils
dünn-, teils dickwandigen Gefäßen, waren zumeist schwach
gebrannt oder an der Luft getrocknet, außen mit Grafit bestrichen
und aus feinem glimmerreichen Ton geformt. Im Norden dieser vorgeschichtlichen
Begräbnisstätte, die der La Téne Periode oder dem Germanischen
Zeitalter zuzuschreiben ist, befindet sich ein steiler Berg, der zahlreiche
Spalten und Hohlräume aufweißt, die im Volksmunde Quirgellöcher
(von Zwirgel, d.i. Zwerge) genannt werden. Möglicherweise dürften
diese vorgeschichtlichen Wohnstätten mit dem Scherbenfunde bei Brünnlitz
zusammen hängen“.
In den in einem benachbarten Berghang befindlichen, Quirgellöcher
(tschechisch Jeskyne Certovy) genannten, Klüften und Höhlen,
waren zuvor bereits Reste frühzeitlicher Besiedelung entdeckt worden.
Im Jahre 1944 verlegte Oskar Schindler
seine Deutsche Emailwarenfabrik (DEF) einschließlich des zugehörigen
Lagers mit 1.200 jüdischen Zwangsarbeitern von Krakau nach Brünnlitz
in die dortige von ihm erworbene Munitionsfabrik. Sie entgingen so dem
Abtransport in die Vernichtung und wurden am 10. Mai 1945 befreit.
Kirchenbücher (Matriken)
Stand 1930:
(siehe Deutsch Bielau).
(Quelle 8)
Die Matriken für den Ort befinden sich heute im Staatlichen Gebietsarchiv
in Zámrsk.
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