4. Greifendorf
in der Literatur
1793: Greifendorf,
zur Herrschaft Zwittau gehöriges, süwärts von Zwittau gelegenes,
zwey Stunden langes Dorf mit einer Pfarre, zählt 265 Häuser,
1626 Seelen; und besitzt bey 1500 Joche mittelmässiges Ackerland,
auch bey 200 Joche Wiesen. In diesem, von dem Wasser Zwitta längst
hinab durchflossenen Dorf, sind seit zwölf Jahren 41 neue Wohnhäuser
angebauet worden.
Quelle:
Franz Joseph Schwoy, Topographie vom Markgrafthum
Mähren, Wien 1793, gedruckt bey Joseph Hraschanzky k.k.
deutsch-und hebräischer Hofbuchdrucker und Buchhändler
1839: Greifendorf,
zur Tafelherrschaft Zwittau des Olmützer Erzbisthums gehörig,
½ Ml f. bei der Brünner Poststraße im Thale an der Zwittawa,
welche den Ort seiner ganzen Länge nach durchfließt, zählt
330 H. mit 1896 E. (841 mnl. 1055 wbl.), und besitzt eine dem obrgktl.
Schutz und Zwittauer Dekanate untergeordnete Pfarre mit Kirche und Schule,
zu deren Sprengel nur dieses D. gehört. Die Kirche ist der hl. Martyr.
Katharina geweiht, wurde 1719 neu aufgebaut und hat 4 Altäre nebst
2 angebauten kapellen, auf dem Thurme aber unter 4 Glocken 2 aus den JJ.
1503 und 1530. Schon vor 1270 bestand hier eine Pfarre, um welche Zeit
der Olmütz. Bischof Bruno die im D. Pohler (j. zur Hschft. Tribau
gehörig) eben damals errichtete und von dieser Gemeinde mit 1 Acker
bestiftete Kirche dem Greifendorfer Pfarrer zur Versorgung und den Acker
zum Nutzgenuß zuwies. (Urk. des Bisch. Bruno für das Erbgericht
in Ober-Heinzendorf). Im J. 1673 verbrannte der ganze Ort, sammt dem Pfarrhofe,
der Kirche und allen Kirchensachen. — Von der dasigen Ansässigkeit
gehören 9 H. mit 52 E. der Stadt Zittau. Im J. 1576 bestättigte
Bisch. Johann dem ältern Stanislaw v. Pawlowsky und dessen Sohn Wenzel
das ihen vom Bisch. Johann Grodecky 1573 vergabte Lehen in Gr. erbeigenthümlich,
welches (14 Unterthane) 1530 der bischofl. Lehen-Hofschreiber, Georg Kamenohorsky
v. Kanenahora, der Zwittauer Stadtgemeinde um 1000 fl. mhr. verkaufte.
Quelle: Gregor
Wolny, Benedektiner und Professor, Die Markgrafschaft
Mähren - topographisch, statistisch und historisch geschildert.
V. Band, Olmützer Kreis, Brünn 1839, Selbstverlag des Verfassers.
In Kommission der L.W. Seidel'schen Buchhandlung.
1859:
Greifendorf, Pfarre.
Dieses Dorf, wovon ein kleiner
Theil in die Seelsorge nach Zwittau gehört, der größere aber mit einer
Volkszahl von 1666 Katholiken teutscher Zunge und mit etwa 200 schulfähigen
Kindern den hiesigen Pfarrsprengel bildet liegt ¾ Ml. osö. von Zwittau
an der Brünner Poststraße im Thale und am Zwittawafluße. Es ist ein Bestandtheil
des Domin. Zwittau, in welcher Stadt auch das B.A., G. und die Post sind.
Patron: Der p.l. Olmütz. Fürst. Erbischof, auf dessen
Kosten 1840 die Schule, welche eine Ablösungs-Jahresrente von 83 fl. 1
fr. C.M. bezieht, neu gedeckt wurde.
Pfarrer: seit dem Febr. 1856 Herr Karl Hoppe, bisher
Pfarrer in Hermersdorf, ffsterzbisch. Titl. Consistorialrath, geb. v.
Schönberg 1807, ordin. 1830. Die Cooperatorsstelle unbesetzt. Ein jubilirter
Weltpriester lebt hier quiscirt.
Kirche: Statt der frühern alten wurde die gegenwärtige
zur Ehre der hl. Martyr. u. Jungfr. Katharina um 1710 am Friedhofe wahrscheinlich
vom Patron solid erbaut. Sie hat nebst dem hohen 2 Seitenaltäre, näml.
zu Jesus, Maria und Joseph, dann zum hl. Schutzengel, auf welche in jüngster
Zeit Bilder der hlgst. Herzen Jesu und Mariens aufgestellt wurden; in
der beim Haupteingange durch Pfarrlinge erbauten Kapelle außerhalb der
Kirche gibt es auch 1 Altar zur schmerzhaft. Mutter Gottes. Beim Hauptthor
sind 2 Chöre über einander, das untere für das männl. Volk, das obere
für Musik und Orgel von 14 Registern und 1 Positiv. Auf dem sehr schadhaften
Thurm, dessen hölzerer Aufsatz nach Commisionsbefund im Sept. 1854 demnächst
auf Gemeindekosten (er gehört sammt den Glocken der Gemeinde) durch einen
gemauerten ersetzt werden sollte, sind 4 Glocken von 14, 9 (gegossen 1503
von Andr. Zacelisty?), 6 Ct (gegoss. 1530) und 40 Pfd., auf dem Sanctusthürmchen
1 von 80 Pfd. An der Evangelienseite ist eine Kapelle angebaut, die sammt
der Kirche neuester Zeit in- und auswendig gereinigt wurde. Seit 1840
wurden 3 neue Kaseln, dann 1 silberne Kelch-kuppa von Wohlthätern angeschafft,
aber beinahe alles Kirchensilber, welches 1806 11 Pfd. 19 Lth betrug wurde
1809 abgeliefert. Nur eine Messenstiftung mit 600 fl. des dasig. Bauers
Gallus Stündl vom Jahre 1804 ist zu erwähnen. Für einige Acker-, Gärten-
und Wiesenzinse bezieht die Kirche eine Ablösungsrente von 1 fl. 15 kr.
C.M.
Pfarrbestiftung: An Grundstücken
bei Greifendorf 31 Joch 1358 Q° Aecker, 2 Joch 1248 Q° Wiesen, 2 Joch
789 Q° Gärten (2), 240 Q° Hutweiden, 11 Joch 856 Q° Kiefernwald, bei Glaselsdorf
16 Joch 223 Q° Aecker und 1 Joch 672 Q° Wiese. Zehent ( jährl. 189 1/3
Metz. Korn so viel Haber), Flachs, Hühner, Schmalz und vielleicht auch
unentgeltliches Zuführen des Brennholzes und Sommeranbau der Aecker mit
einer Jahresrente von 421 fl. 45 kr. C.M. abgelöst.
Das im Jahre 1794 vom Pfarrer Jaßinger neu hergestellte Pfarrhaus ist
ebenerdig gemauert, im Stockwerke aber von Holz und enthält alle nöthigen
Ubikationen; dabei Wirtschaftgebäude und 1 Garten.
Geschichtliches:
Längst vor 1270 bestand in Greifendorf eine Pfarre, denn als Bischof
Bruno in diesem Jahr das Dorf Pohler (eigentlich Ober-Heinzendorf) anlegen
ließ, verpflichtete er den Vogt desselben, Heinrich, ebendort eine Kirche
zu erbauen, worin der Greifendorfer Pfarrer alle 14 Tage 1 Mal den Gottesdienst
halten und welche die neue Gemeinde mit 1 Lahn bestiften müsse, den der
Greifendorfer Curat benützen wird (Cod. dpl. IV. p. 52). Aber die Namen
der Pfarrer sind, weil das Patronat der Curatie sammt jenen der Pfründen
in Brüsau u.a. dem Leitomischler Prämonstrtenser Stifte gehörte, nicht
bekannt bis zum Jahre 1490, wo der Prämonstratenser-Ordenspriester von
Leiomischel, P. Albert die Pfründe hielt, sie jedoch 1500, in welchem
Jahre die Kirche sammt Theil des Dorfes verbrannte (Urk.s.dss.J.), resignirte,
und die Verweser des Leitomischl. Bisthums, nämlich der Prior u.A. dieses
Stiftes, am 16. April d. J. ihrem Mitbruder P. Simon darauf investiren
ließen(Orgin. Beczek not.). Um 1530 kam das Patronat wieder an die Olmützer
Bischöfe zurück und die Pfarre wurde im Oct. 1535 von dem Beneralvicar
und Olm. Domherrn Johann Schönberger mit dem teutschen Ordenspriester
(? es heißt nur ord. milicie) Johann besetzt (Act. Consistor. ad. an.
1535), dem vielleicht jener Weltpriester Johann nachfolgte, über welchen,
sowie über die Pfarrer von Stangendorf und Hermersdorf 1559 dem Bischof
Markus die leidige Nachricht zukam, daß sie sich vereheligt, auf Jahrmärkten
zu Brüsau und Zwittau einander öffentlich beschimpft und geschlagen und
diese Aergernisse auch 1560 wiederholt hatten. Ueberdies erfuhr der Bischof,
daß sich gleichzeitig in Heinzendorf ein lutherisch. Prediger angesiedelt
und gegen die kathol. Lehre wie ein Wüthender geprediget habe. Es wurde
daher, nachdem die 3 obigen Pfarrer kurz vorher in Mürau von dem Zwittau.
Dechant verhört worden, der Müglitz. Pfarrer mit dem Mürau. Amtsmann sogleich
hierher abgeschickt, um diesen Ubfügen mit aller Entschiedenheit ein Ende
zu machen, weil, „wo keine Zucht, auch keine Frucht“sei. Der erwähnte
Johann war aber 1561 noch in Greifendorf, klagte, daß er nur die Hälfte
des Zehents beziehe, obwohl der ganze Gottesdienst abgehalten wird; ferner,
daß ihm die Gemeinde die Pfründe aufgekündigt habe und daß der Vogt von
Glaselsdorf die pfarrl. Aecker und Wiesen genieße, ohne dafür zinsen zu
wollen, worauf 1562 der Mürau. Amtsmann vom Bischof den Auftrag erhielt,
den Sachverhalt genau zu untersuchen, Johann aber bat um 1563 um die Pfarre
Stangendorf, welche er auch erhielt. Nach Greifendorf kam Peter, welchem
Bischof Wilhelm 1570 das Vererbrecht verlieh, jedoch sollte der Pfarrer
mit seinem Vermögen nur zu Gunsten einer kathol.Person verfügen, das pfarrl.
Inventar-Vermögen unversehrt belassen und mit einem Theil seiner Habe
die Kirche bedenken. Peter starb schon 1572 und vom Skt. Georg d. J. wurde
hier der bisgerige Kaplan zu Müglitz, Primus, eingesetzt, der jedoch bereits
1572 verschied, und zwar nicht im besten Rufe. Darauf wurde sein nicht
genannter Nachfolger, welcher auch Stangendorf administrirt hatte, vom
Bischof auf Bitte Wratislaws v. Pernstein, „obwohl Mangel an Geistlichkeit
sei“, auf die Pfründe Lauterbach mit Abtsdorf in Böhmen entlassen, und
nach Greifendorf kam Daniel Schillinger, welchem bald nachher wahrscheinlich
Thomas Handl nachfolgte, nach dssen Verzichtleistung der Zwittau. Dechant
am 23. Sept. 1586 Christophor Klein empfohlen hatte, und der auch zur
Pfrüfung nach Olmütz beschieden wurde. Aber schon im Juli 1587 hat der
bischöfl. Official den Jakob Qualterus, ohne Vorwissen des Bischofs da
eingesetzt, der Bischof aber am 6. November d. J. einen Joachim für Greifendorf
investirt, der auch Stangendorf administriren sollte, worauf Qualterus
zurück trat. Auch dieser verließ in Kürze die Curatie, welche nun von
Brüsau sehr unbequem versehen wurde bis zum 15. März 1589, wo sie auf
Bitten der Pfarrlinge der Bischof Stanislaw II. mit einem Egidius besetzte,
welcher auch Stangendorf versehen hatte.
( Ebenda XV.XXIII. 93. XXV. 264 XXVII: Bereits im Jahre 1582 wurde
zwischen dem Greifendorfer Pfarrer und der von ihm ebenfalls administrirten
Gemeinde Glaselsdorf ein auch vom Bischof am 22. Oct. d.J. bestätigter
Vergleich in Betreff der geistlichen Function in Glaselsdorf und die dafür
zu entrichtenden Gebäühren von Seite der Gemeinde (jährl. 18 Scheffel
Korn u. so viel Haber u.a.) abgeschlossen und auch bestimmt, daß der jeweilige
Pfarrer rechtgläubig sein und die anderweitigen Bezüge (?auch die Grundstücke?)
wem immer überlassen könne, nur müsse der Nutznießer nach altem Gebrauch
den Pfarrer und dessen Gäste zur Kirchweihe mit Speise und Trank versehen
(dt. v. Kromer.v.pond. po s. Lukas. im f.e. Arch. zu Kremsier). Wahrscheinlich
auf Grund dieses Vertrages wurde die Beschwerde des Glaselsdorf. Lokals
und der Gemeinde wegen Genußes gewisser Grundstücke auf diesem Gebiete
durch den Greifendorf. Pfarrer am 8. April 1791 vom Gumbernium abgewiesen
und die Gemiende verurtheilt, auch die 1783 und 1784 rüständigen Abgaben
an Flachs, Eiern, Schmalz und Geld, dann Leistungen der Holzfuhren zu
ersetzen, wie auch die entzogene Wiesenparcelle zurück zu geben. Ein Hofrecurs
der Gemeinde in der selben Ange-legenheit wurde am 5. Mai 1835 ebenfalls
abgewiesen s.e.Archiv ebenda).
Vielleicht unter ihm, nachdem er
sich jedoch geflüchtet, geschah es, daß das gegen Türken geworbene und
hier liegende kais. Kriegsvolk (meist Reiterei) im Sept. 1595 die Kirche
erbrochen, darin Gräuel verübt hatte und altkathl. Gottesdienste haltenließ;
der Bischof Stanislaw beschwerte sich diesfalls gegen den Commandanten
und verbot dem Zwittau. Dechant das Begraben in geweihter Erde eines etwa
verstorbenen Frevlers.
Seitdem findet sich keine Nachricht von der Pfarre bis zum Jahre 1631
wo der Curat Sebastian Klinky letztwillig (15. Sept. d.J.) mit
einem um 330 Thlr. erkauften Acker und Scheuer bei Trübau in dieser Pfarrkirche
1 Anniversar für sich gestiftet und seinen Kaplan Wolfgang Adalbert
Schindler, geb.v. Zwittau, zum Nachfolger hatte, welcher 1637 auch
die Curatie Rothmühl als Commendata erhielt und 1658 zum Consistorium
berichtete, daß Greifendorf und Glaselsdorf 142 Metzen Korn und so viel
Haber, von Rothmühl 142 Metzel 1½ Vierteln Korn nebst so viel Haber an
Zehent beziehe und von einer Verkürzung des pfarrl. Besitze nichts wisse,
nur daß ein benachtbarter Gutherr den Pfarrwald entziehen wolle. Nach
diesem Schindler, welcher erst im Febr. 1669 starb, waren folgende Pfarrer:
seit
29. März 1669 Sigismund Ernest Miltsch, wurde 1674
amovirt;
5. Mai 1674 Valentin Jaich, beförd. als Dechant
nach Hotzenplotz 1675 (1673 verbrannte das Pfarrhaus sammt Matriken, die
Kirche mit allen effecten und ein Theil des Dorfes; die Skt. Kathariinakirche
hatte 3 von den Schweden violirte Altäre, aber nur das hohe brauchbar,
Rothmühl war s. 1672 bei Stangendorf);
12. Febr. 1675 Thomas Kristely, geb. v. Zwittau,
schon Anfangs Juni d. J. nach Kunzendorf versetzt;
18. Juni 1675 Johann Franz Wilder, verstorben 79
jähr. als Jubilar 21.März 1723 (1691 besaß die Kirche außer 1 kupfer.
Monstranz, an Silber 2 vergold. Kelche, 1 solches Ciborium, 1 klein. Kreuz
und 1 Communionbecher, dann 7 Kaseln und 1 bemalten Traghimmel, Zinsen
von 6 Kühen á 36 kr., von Gärten und 1 Wiese; viele, auch fremde Beichtende,
daher Aufnahme von fremden Geistlichen; der Schulmann von den Pfarrlingen
erhalten);
22. April 1723 Simon Franz Scheyka verst. 50jährig
am 16. Dezember 1730
29. Jänner 1731 Michael Mück verst. 42jährig am
2. Juni 1741
20.Juli 1741 Karl Josef Zarubkowitz geb. zu Stadt
Liebau verst. 67jährig am 4.Mai 1756
13.Juli 1756 I.Ignaz Wehrer, geb. v. Troppau ließ
die Kirche im Innern sammt Altären
erneuern, beförd. nach Brüsau 1773
31.Oktober 1773 Johann Hornisch geb. v. Zwittau
verst. 67jährig am 6. Oktober 1793
Anfang Jänner 1794 Andreas Jaßinger verst. am 20.
August 1816
15. April 1817 Joseph Spiller bisher Pfarradministrator
in Stangendorf verst. am 24. April 1833
28. Juni 1833 Johann Proschek, bisher Pfarrer in
Gundersdorf geb. v. Olmütz wurde auch Titl. Consistor. Rath, Vicedechant
und Schuldistricts-Aufseher verst. am 14. December 1855
seitdem der gegenwärtige Herr Pfarrer.
Quelle: Kirchliche
Topographie von Mähren, meist nach Urkunden und Handschriften,
durch P. Gregor Wolny, Dr., Subprior im Benediktiner-Stifte
Raigern u.s.w.
I. Abtheilung. Olmützer Erzdiöcese. III. Band Brünn 1859
Selbstverlag,
In Kommission der Nitsch und Grosse´schen Buchhandlung Druck von Georg
Gastl Seite 13-16
1904:
Greifendorf.
Das deutsche Kirchdorf Greifendorf, mit dem vorigen (Vierzighuben;
Anm. Die Red.) zusammenhängend, liegt 5,4 km s. von Zwittau
in einem Tale, abseits der nach der Landeshauptstadt führenden Poststraße.
Die Zwitta, die in der Nähe des 439
hohen Mittelfeldes den Stangendorfer Bach, der hier eine Mühle treibt,
aufnimmt, durchfließt von N. nach S. diesen etwa 5 km langen Ort,
dessen Seehöhe 426 m beträgt.
Greifendorf zählt in 384 Häusern
2793 Einwohner (1285 m., 1508 w.), wird von der Staatseisenbahn
(Station Greifendorf—Rothmühl, Seehöhe 421 m), die
anfangs an der ö. dann an der w. Seite des Ortes nach Brünn
hinzieht, durchschnitten.
Die Bewohner von Greifendorf, dessen
s. Teil im Volksmunde den Namen „Krazl“ *)
führt, haben dieselben Erwerbsquellen, wie jene von Vierzighuben
(Die Ortsansassen bschäftigen sich mit
Landwirtschaft, Viehzucht und Lohnweberei oder verdingen sich als Arbeiter
in den Zwittauer Fabriken und in den nahen Steinbrüchen; Zitiert
vom Text zu Vierzighuben; Anm. Die Red.).
Die
Pfarrkirche (Zwittauer Dekanat, fürst-erzbischöfliches
Patronat), der heil. Katharina gweiht, bestand schon vor dem Jahre 1270
und wurde samt dem Orte und der Pfarre 1673 ein Raub der Flammen, worauf
sie erst 1710 am Friedhofe wiederhergestellt wurde.
Der Ort, von dem ein kleiner Teil
in die Seelsorfe nach Zwittau gehört, besitzt eine 3klassige Volksschule
mit 397 Schülern, deren Gebäuce 1881 auf Kosten der Gemeinde
neu aufgebaut wurde und ein k. k. Postamt.
Von Vereinen bestehen hier: Ein landwirtschaftliches
Kasino, ein Militärveteranenverein, ein Skt. Theresienverein, eine
freiwillige Feuerwehr, eine Ortsgruppe des Bundes der Deutschen Nordmährens,
ein Männergesangverein und ein Spar- und Darlehenskassenverein.
Zwischen 1318—1326 erscheinen
in „Griffendorf“ als bischöfliche Lehensträger:
Die Tochter des Zwittauer Advokaten (mit 7 Lahnen) Ronberger,
Priczko, die Witwe nach Hainussii,
Gilricus, der Olmützer
Scholasticus Rumpler und
der Richter (mit 2 Lahnen und einer Mühle mit einem kleinen
Rade).
Dem Erbrichter wurde, Kremsier 1535,
die verloren gegangene Urkunde, aufgrund von Aussagen glaubwürdiger
Zeugen, durch Bischof Stanislaus
erneuert.
1455 besaß
Heinrich von Dyetrzichowicz einen Alodialhof bei Zwittau und 11
Lahne in Greifendorf, Lhota und Selsen. In denselben Jahre nennt sich
ein Bernhard und
Michael nach Greifendorf. Sie waren ritterbürtigen Standes,
da ein Mendlik von Gryffendorff
1420 beim Lehensrechte entschied: „Sollen khein lehensmanne beym
gehegten Recht Sitzen Und Urtheilen, welche nit Rietter Standts seyn“.
Einer dieses Geschlechts ist als Gründer des Ortes anzusehen.
Dieses Dorf erhielt 1573
Stanislaus Pawlowsky und sein Sohn
Wenzel als Lehen vom Bischofe
Johann Gradecky, worauf es 1630 von dem bischöflichen Lehen
Hofschreiber Georg Kamenohorsky
von Kamenahora der Stadt Zwittau verkauft wurde.
*) Krazl von Gradek
= Hradek = kleine Brug, was vermuten läßt, daß hier in
der Vorzeit an der Gabelung der alten Straße zu ihrem Schutze eine
kleine Burg gestanden sei. (zurück
im Text)
Quelle: Alois Czerny,
Der politische Bezirk Mährisch-Trübau. Heimatkunde
für Schule und Haus. Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage
mit zahlreichen Illustrationen. Im Verlage des M.Trübauer Lehrer-Vereines.
— Druck von I. Czerny, Landskron. Kommissions-Verlag von Em. Nowotnys
Nachfolger (E. Hinkelmann) in M.-Trübau. 1904. (Die erste Auflage
war im 1882 erschienen)
1921: Greifendorf
(č. Grándorf). Gm., B. Mähr. Trübau (MM); 2549 Ew.,
dav. 2492 d.*; P.; EdL. (Prag —) Abtsdorf (Opatov) — Brünn.
Mühle, 2 Steinbr.
Quelle: Prof. Ernst
Pfohl, Ortslexikon Sudetenland, 680 S., 1987,
Helmut Preußler, Verlag Nürnberg,
ISBN 3-925362-47-9, mit dem damaligen Titel „Orientierungslexikon
der Tschechoslowakischen Republik“. Nachdruck der 3. Auflage
von 1931.
Im Grunde ist der Titel von 1987 missverständlich, denn das Buch
enthält Kurzbeschreibungen zu jedem Ort in der damaligen Tschechoslowakischen
Republik.
|