Entnommen aus:
Kirchliche
Topographie
von
Mähren
,
meist nach Urkunden und Handschriften,
durch
P. Gregor Wolny, Dr.,
Subprior im Benediktiner-Stifte Raigern u.s.w.

I. Abtheilung.
Olmützer Erzdiöcese.
III. Band.
Brünn 1859,
Selbstverlag.
In Kommission der Nitsch und Grosse´schen Buchhandlung.
Druck von Georg Gastl.


 

  • Inhaltsverzeichnis:

      Das Dekanat Zwittau

    1. Zwittau (lateinisch Zvittavia, mähr. Svitavy) Pfarre-Friedhofskirche-Spitalkirche. Einst Kloster Prämonstratenser-Ordens.
    2. Brüsau (lateinisch Brisovia, mährisch Brezova), Pfarre, mit Filialkirche und 1 Kapelle im Dorfe Chrostau
    3. Greifendorf, Pfarre.
    4. Heinzendorf, Ober- (Hyncina horni), Pfarre.
    5. Hermersdorf (Kamená hora), Pfarre
    6. Stangendorf (Vendoli), Pfarre
    7. Glaselsdorf (Sklenè), Lokal-Curatie

     

    Das Dekanat Zwittau

    Es liegt im äußersten Westen der Erzdiöcese und hart an der Gränze mit der böhmischen Diöcese Königgrätz (Dekanat Leitomischel), von welcher es im Westen und zum Theil auch im Süden und Norden umschlossen ist. Im Osten und theilweise im Norden wird es von den Dekananten Trübau und Oppatowitz, im Süden , aber von der Brünner Diöcese (Dekanat Lettowitz) gegränzt.

    Das Dekanat liegt im Brünner Kreise, mit der Ausnahme von 2 Dlrftheilien, welche zum Chrudimer Kreise in Böhmen gehören.

    Es besteht aus 6 Pfarren und 1 Local-Curatie, wovon 3 zum k.k. Bezirksamte und Gerichte Zwittau, 2 nach Zwittau und Leitomischel in Böhmen (zum letztern 2 halbe Dörfer), 1 nach Zwittau und Gewitsch, 1 nach Zwittau und Trübau gewiesen sind.

    Seelsorgsgeistlichkeit: 6 wirkliche und 1 Titul. Pfarrer, 2 Kapläne, 1 jurisdict. Katachet und 3 Cooperatoren (3 Stellen unbesetzt), 2 quiescirte jurisdict. Weltpriester.

    Volkszahl: 16813 Katholiken, 13 Akatholiken und 77 Juden

    Dechant und Schuldistricts-Aufseher: Titl. Herr Anton Kuhn,
    Ehren-Canonicus des Collegiatstiftes zu Kremsier, fürst.erzbisch. Rath und Consistorialbeisitzer, Pfarrer in Zwittau, geb. zu Lobenstein in Schlesien 1803, ordiniert 1827.
    Dieses Dekanat gehört zu den alten, denn es wird dessen seit 1559 ununterbrochen gedacht. Um 1658 bestand es aus den Pfarren Zwittau, Hermersdorf (mit Filiale Kötzelsdorf in Böhmen), Stangendorf, Greifendorf, (mit der Filiale Glaselsdorf und Rothmühl, letzteres jetz zur Brünner Diöcese gehörend) und Brüsau (mit der Filiale Ober-Heinzendorf), ferner den jetzt der Brünner Diöcese einverleibten: Lettowitz, Oels, Daletschin (mit Filiale Prosetin und Rowetschin) und Jugrowitz (mit der Filiale Krasna).

    1. Zwittau (lateinisch Zvittavia, mähr. Svitavy)
    Pfarre-Friedhofskirche-Spitalkirche.
    Einst Kloster Prämonstratenser-Ordens.

    Die Stadt Zwittau liegt 8 Meilen westlich von Olmütz auf einer Hochebene, die sich im Osten in eine sanftes Thal senkt, auf den Straßen von Olmütz und Brünn nach Leiomischel und nahe den Eisenbahnen, die aus Mähren nach Prag führen. Sie ist der Sitz nicht nur des Dekanats, sonder auch eines k.k. Bezirksamtes, Gerichtes und der Post. Die Bevölkerung, mit Einschluß der Vorstadt, zählz 4519Katholiken teutscher Sprache, 10 Akatholiken und 25 Juden.

    Eingepfarr.DD.: Viezighuben(Ctyricet Lanuv) mit Schule ½ Stunde ostsüdöstlich; Greifendorf, Antheil, ½ Stunde ostsüdöstlich; Mohren (Javornik) mit Schule ¾ Stunde westlich; Lotschnau, Mährisch (Lacnov Moravsky) mit Schule, 1 Stunde nordnordwestlich und Lotschnau, Böhmisch (Lacnov Cesky), Fortsetzung des vorigen schon in Böhmen.

    Seelenzahl (samt der Stadt): 8085 Katholiken teutscher Sprache, 10 Akatholiken und 57 Juden; sämtlichen schulpflichtigen Kinder etwas über 1100. Die Zwittauer Stadtgemeinde hat 1848 ein großes Bürgerhaus in der Vortstadt erkauft und zur pfarrlichen Schule eingerichtet, welche eine Jahresrente von 32 fl. 32 kr. C.M. bezieht; im Dorf Vierzighuben hat schon 1839 der hohe Patron ein sehr schönes Schulhaus neu erbaut. 

    Patron: der p.l. hochwürdigste Olmützer Fürst-Erzbischof.
    Kreis: Brünn und Chrudim (dieses in Böhmen); B.A. und G. in Zwittau und Leitomischel (letzteres in Böhmen, nur für das Dorf Böhmisch Lotschnau; Post in Zwittau.

    Pfarrer und zugleich Dechant: seit dem 14. September 1854 Titl. Herr Anton Kuhn(siehe Dekanat), Verfasser der 3 recht zweckmäßigen Gebetsbücher „Christkathlische Gebets- und Gesangbuch, Olmütz, 1858, 8.6. Auflage, „Andachtsklänge“ Olmütz 1858, 8. und „Pielatis erga deum Exercitia du usum sludiosae Juventutis in Gymnasiis“ Olomuc. 1854.8.2. Auflage, dann „Predigten über das Leiden, Sterben Jesu Christi“ 1856 Gr. 8.

    Die Pfarrkirche zu Mariens Heimsuchung, einst „Kloster“- oder „Spitalkirche“ von den hier bestandenen Prämonstratenser-Kloster und dessen Spital so benannt, steht unweit von dem einstigen sogenannten obern Stadtthore und wird darin erst seit  ihrer am 4. Mai 1804 durch den Olmützer Suffragan und Bischof v. Sarepta, Alois Graf von Kolowrat, erfolgten Consecration der regelmäßige Pfarrgottesdienst gehalten; die einstige Pfarrkirche Skt. Egidius, welche später besprochen wird, benützt man seitdem nur als Friedhofskirche. Ein furchtbarer Brand am 4. September 1781 verzehrte mit der ganzen Stadt und dem größten Theil der Vorstädte auch diese Kirche, aber der hohe Patron und die Bürgerschaft haben sie mit Unterstützung ihrer Barschaft mit einem Aufwande von 13692 fl. wieder aufgebaut, worauf 1796 ihre Einweihung erfolgte. Die Länge derselben beträgt 28 °, die Breite 9 ½ und die Höhe 10°; es gibt 4 Eingänge, wovon 2 seit 1839 mit gemauerten Vorhallen versehen sind, und 6 große nebst 11 kleineren ovalen Fenstern. Außer 2 in neuester zeit auf Kosten der Kirche und eingiger Wohlthäter in den 2 Seitenkapellen errichteten Altäre zur Mariä Opferung und zur hl. Filumena, sind in der übrigens ganz gewölbten Kirche noch 4 Altäre, nämlich das hohe mit dem auf Kosten (500 fl.) des Greifendorfers Bauers Johann Hainz vom Director der Wiener k.k. Malerakademie Hubert Maurer 1795 meisterhaft gemalten Blatte, dann die im Schiffe zum hl. Kreuz und hl. Valentin, deren Bilder unter Maurers Aufsicht der akademische Zögling Georg Töninger 1797 gemalt hatte, ferner das zur hl. Anna, welches, sammt dem sogenannten  Credenzaltar der vorletzte Herr Curat aufstellen ließ, und überdies auf Wohlthäterkosten nicht nur die ganze Kirche geschmackvoll erneuert, sondern auch mit einem ausgemalten hl. Kreuzweg von 12 in vergoldete Rahmen eingefügten Blättern ausgestattet hatte. Auswärts am Presbyterium sind in 2 Rondellen noch 2 Altäre mit hölzernen Statuen, nämlich der Mutter Gottes zu Einsiedeln und Ecce Homo. Alle Bildhauer-Stucco- und Staffir-Arbeiten sowohl an den Altären, als auch an der Kanzel, dem marmorenen Taufstein und der von Ignatz Staudinger in Engelsberg 1798 verfertigten Orgel mit Pedal und 24 Registern, sind von Andreas Schweigl und A. Joch in Brünn. Im Jahre 1854 wurde über der Sakristei 1 neues Oratorium hergestellt. Unter den an der Wand hägenden 6 Bildern sind die der hl. Ludmilla und des hl. Wenzel von Brünn. Daniel Eckstein und die der hl. Ivo und Wolfgang vom Olmützer Hanke. Auf dem 28 ° hohen Thurm über dem westlichen Haupteingang gibt es 3 neuere Glocken von 36 (1836 übergossen, weil gesprungen), 17 und 3 Zentner Gewicht, die Sanctus- und Sterbeglöckchen wiegen nur 49 und 26 Pfund. Viele und schöne Meßkleider hat ebenfalls der Curat Ferdinand Stuchlik aus milden Beiträgen angeschafft und unter dem Kirchensilber, welches durch die Ablieferung für Staatsbedürfnisse bedeutend vermindert wurde (1), ist 1 schön gearbeitete gothische Monstranz vom Jahre 1521 besonders zu erwähnen.
    Für abgelöste Aecker- und Gartenzinse bezieht die Kirche eine Jahresrent von 1 fl. 58 kr. C.M., besitzt überdies 6 (verpachtete) Wiesen von 38 Metzen 30 Maßeln, und die eingepfarrten Dörfer zahlen jährlich 153 fl. 23 kr. auf Chor-und Kirchendiener.

    Unter sehr vielen Messen- und anderen Stiftungen sind zu bemerken: 1665 des Trübauers Dechants David Kristely mit 600, 1696 des hiesigen Bürgers Georg Schwarz mit 300 (auf Lauret.Litanei mit Segen jeden Samstag), 1731 des Fleischers Benedikt Tempes mit 330 (Litanei zum heiligsten Herzen Jesu jeden Donnerstag) ,1733 des Seitendorfers Pfarrers Martin Jaich mit 300, 1748 des Lotschnauers Bauers G. Blodig mit 600, 1759 des Bräuers Florian Frodl mit 300, 1798 des Bäckers Pleskac mit 500 und 1838 des Fleischers Andreas Noppes mit 400 fl.C.M. (2). Der Friedhof ist bei der Skt. Egidiuskirche und die Matriken beginnen mit 1588.

    2.
    In der östlichen Vorstadt steht auf dem 1789 und 1844 bedeutend vergrößerten Friedhofe und unweit vom Pfarrhause die eigentliche ehemalige Pfarrkirche zum hl. Abt Egidius, welche mit Beihlife der Gemeinde und anderen Wohlthätern statt einer früheren im Jahre 1679 solid erbaut und vom Olmützer Suffragan, Bischof von Nicopolis, Johann Graf von Brenner am 8. Mai 1689 consecrirt wurde. Sie hat 3 Eingänge, 19 fenster, ist 18° lang, 9°1 breit, 6° hoch, mit Quadersteinen geplastert und das Schiff wird von 6 starken Pfeilern gestützt. Angebaut sind ihr 2 Kapellen der schmerzhaften Mutter Gottes und Skt Nicolaus, jede mit 1 Altar (ersteres auf Kosten des Olmützer Fürstbischofs Karl von Liechtenstein mit Stucco-Arbeiten von Balthasar Fontana), und außerdem gibt es, mit Einschluß des hohen (Blatt vom Zwittauer Ludwig Geißler 1742), noch 3 Altäre, als: zur heiligsten Dreifaltigkeit (Bildhauerarbeit, errichtet 1747), der Mutter Gottes (Blatt vom Olmützer Mathias Leithner 1705), und der 14 hl. Nothhelfer (dieser von jeher nicht benützt). Die Kanzel wurde 1689 von Wohlthätern angeschafft und die Orgel mit 15 registern im Jahre 1742 aufgestellt. Es sind 3 Grüfte in der Kirche (3) und auf dem Thurm 3 neuere Glocken (die älteste vom Jahre 1734) von 5, 2 und 1 Zentner Gewicht. Nur bei Begräbnissen werden in dieser Kirche Messen gelesen und der größere Gottesdienst wahrscheinlich blos am Patrciniumfeste abgehalten.

    3.
    Die sogenannte Spital-oder Schulkirche zum hl. Florian steht am südlichen Stadtthore, von einem Gebäude umschlossen, welches ursprünglich zu einem kleinen Kloster für Jugendunterricht bestimmt war, als aber das Vermögen zur Bestiftung desselben nicht zugereicht, zum Spitale verwendet und 1776, wo den Spitälerm das jetzige Wohnhaus angewiesen worde, darin eine Musterschule für Knaben und Mädchen eingerichtet, wie auch 1 Katachet gestiftet wurde, der im hause wohnt, den Unterricht in der Religion den Zöglingen ertheilt und täglich die hl. Messe zu lesen verpflichtet ist. Die Kirche selbst wurde auf Kosten der Stadtgemeinde (die auch Ihr Patron ist) zwischen 1731 und 1733 solid erbaut, ist 13° lang, 4 ½° breit, 6°2 hoch, bethürmt (2 kleine Glocken) und hat 3 Altäre (Seitenaltar zum hl. Anton von Padua, 1768 vom dasigen Bürger Johann Gerlich errichtet, und Skt. Franziskus, errichtet von Wohlthätern, beide mit schönen Blättern vom Trübauer Thaddäus Super), wovon das hohe mit einem Bild des hl. Florian von dem Grulicher Thaddäus Maschner versehen ist, welcher auch 1765 das Presbyterium und die 14 Stationsbilder auf den Wänden gemalt hatte. Meßgewänder und sonstige Paramente sind vorhanden und auf dem Chor 1 Orgel mit Pedal und 8 Registern. Im Jahre 1818 brannte das Dach sammt dem Thurm ab, die Glocken zerschmolzen und das Gewölbe litt dergestalt, daß es 1842 abgetragen und ein neues hergestellt werden mußte, was, mit Einschluß des neuen Kirchendaches, des Thurmes und der neu gegossenen Glocken theils auf Kosten der Stadtgemeinde, theils einiger Wohltäter geschah, welche letztere (insbesondere aus dem Dorfe Vierzighuben) auch die 3 Altäre erneuern und vergolden ließen.
    Die Kirche (und das dabei bestandene Spital) hat bedeutende Stiftungen, worunter zum Beispiel 1730 die des Partschendorfers Pfarrer Andreas Lachnit mit 200 fl.(auf Unterhalt 6 Armen im Spital) 1772 der Jungfer Marianna Steinbock mit 1000 (zum Spital auf 1 Geistlichen), 1775 des Tuchmachers Johann Schwarz mit 400, 1775 der Leinwandhändlerin Agnes Reinbock mit 1000, 1778 des Kaufmanns Johann Blodih´g mit 800, 1779 eines Martin Langer mit 300 (auf Unterhalt des Priesters), 1807 des Tuchmachers Johann Haupt 700 (zum Theil auch für den Priester) 1821 des Franz Höckl mit 400 fl. ( für samstägige Litanei mit Segen und auf den Priester), 1826 der Frau Theresia Schindler mit 400, 1827 des Tuchmachers Johann Krieger mit 300 fl.C.M., und 1852 des von Zwittau geborenen Domherrn bei Skt. Stephan in Wien und Dr. der Theologie, Thomas Christ, mit 2400 ( auf 3 Sitzplätze für 3 verarmte Bürger), dann mit 300 fl.C.M. auf das hiesige Krankenhaus.
    Auch mag hier noch angeführt werden die Stiftung des Olmützer Domherrn Adam Butz Freiherr von Rolsberg vom 19. November 1825 mit 12500 fl. W.W. Kapital auf 4 aus Zwittau und hierher gehörigen Dörfern geborenen Studeten bis in die Theologie, auf deren jedenvon den jährlcihen Zinse 115 fl. entfielen.(4)
    Der hier angestellte Katachet genoß um 1808 nebst freier Wohnung als Salar von dieser Stiftung und einem Zusatz aus der städtischen Kassa jährlich 229 fl. 48 kr., dann von jedem städtischen Gebräu ½ Eimer Bier.

    Was das hiesige, in einem Gemeindehause befindliche städtische Spital betrifft, so mag es, nachdem das in der Vorzeit beim hiesigen Kloster unterhaltene längst eingegangen (siehe weiter unten die Klostergeschichte), mit dem schon aufgeführten Kapital des Partschendorfers Pfarrers A. Lachnit im Jahre 1730 bestiftet worden sein, welches seither durch fromme Vermächnisse bis auf etwa 4000 fl.W.W. anwuchs. Nur 3 bis 4 Pfründler werden davon unterhalten. 

    Pfarrstiftungen:
    Die Grundstücker betrugen nach dem Pfarr-Inventar vom Jahre 1806 an Gärten 1 Joch 81 Qudrat, an Aeckern 79 Joch 472 Quadrat und an Wiesen 5 Joch 621 Quadrat, davon wurden im Jahre 1813 zur Poststraße gegen Trübau 3 Metzen 390 Quadrat Aecker und 224 Quadrat Wiese, im Jahre 1844 zur Erweiterung des Freidhofes 1 Joch 81 Quadrat, und 1847 zur Staats Eisenbahn dann zum Bahnhof 3 Joch 515 Quadrat gegen Geldentschädigung  abgetreten. Überdies genießt der Beneficiat den sogenannten Taubenacker, welcher zur Pfründe nicht gehört und von jedem Nachfolger abgelöst wird. Der Zehent (229 große Metzen, 1 ½ Sechstel Korn und so viel Haber, Flachs, Eier) und 3 Robotbauern mit Zinsungen sind mit einer Jahresrente von 621 fl. 28 kr.C.M. abgelöst. Davon 1 Kaplan und 2 Cooperatoren (jetzt nur 1) zu erhalten.
    Das 1stöckige Pfarrhaus, im Jahre 1635 vom hohen Patron solid erbaut, aber seitdem wesentlich, besonders unter dem Beneficiaten Ferdinand Stcuhlik umgestaltet, steht, von der Pfarrkirche zeimlich entfernt, in der östlichen Vorstadt „Schulgasse“ bei der Skt. Egidiikirche auf einer kleinen Anhöhe, und enthält alle nöthigen Ubicationen; dabei der Hofraum mit Wirtschaftsgebäuden und der Garten.

    Geschichtliches:
    In Alt-Zwittau, dessen einstige Lage (vielleicht nordwestlich vom jetztigen Zwittau) jetzt ungewiß ist (5), war längst vor 1250 eine Pfarre, die aber, wann und wie, ist nicht bekannt, sammt dem Orte einging, worauf der Olmützer Bischof Bruno um 1250 das jetzige Zwittau angelegt und auch mit einer Pfarre versehen hatte, deren Patronat und die ihr zugewiesene reiche Bestiftung, sowie die Patronate aller auf diesem bischöflichen Mensalgute in der Folgezeit zu errichtenden Pfarren er im Jahre 1256 dem Prämonstratenser-Stifte zu Leitomischel in Böhmen übergab. Die Ausstattung bestand aus dem 10. Theil aller Bezüge, welche den Bischöfen selbst an Zehent, Zinsen u.s.w von diesem Gut abzuführen waren, dann aus der 10. Mauthwoche in der Stadt Gewitsch und aus 3 Lahnen, wovon 1 an der Stelle von Alt-Zwittau, der 2. bei dem jetzigen Zwittau und der 3. bei Drwalowitz (jetzt unbekannt) lag. Zugleich sollte der Pfarrer Notar, Vertreter und Beschützer der Rechte des Stiftes in dieser Gegend sein, und mit dem bischöflichen Vogt dem hiesigen Gerichte vorsitzen.(6) Weil die Pfarre sammt ihrer Bestiftung dem genannten Kloster so gänzlich übergeben wurde, daß der Bischof sich und seinen Nachfolgern nur die Spiritualia vorbehielt, so ist wohl nicht zu zweifeln, daß ersteres durch seine Capitulare die Seelsorge verwalten ließ und in Zwittau selbst sich ein Priorat bildete, dessen Vorstände seit 1417, wo der letzte Leitomischeler Bischof Johann zum Bischof von Olmütz erwählt wurde, Verweser des bald nachher durch die Hussiten seiner Güter beraubten Leitomischelers Bisthums geworden sind. Die Namen der Pfarrverweser kennt man nicht, weil sich die Klosterschriften nicht erhalten haben, nur wird erzählt, daß 1425 zwar das Kloster von den in der Stadt eingedrungenen Hussiten geplündert, aber sammt der Kirche auf Bitten der Einwohner nicht zerstört worden sei. Erst um 1555, wo die Ordensmänner nach Hradisch bei Olmütz auswanderten, nachdem sie bereits 1525 die Zinsen und sonstigen Besitzungen ihres Spitals in Zwittau dem Olmützer Bischof Stanislaw Thurzo abgetreten (7), mag auch die Pfarre an den Bischof Markus abgelassen wordens ein, welcher sie mit jenem Weltpriester Markus besetzt hatte, der 1559 auch als Zwittauer „Vicedechant“ erscheint, aber von Skt. Weneslai 1560 an um Uebersetzung zu Skt. Jakob nach Brünn bat, „weil die Zwittauer Pfarrlinge den katholischen Geistlichen abhold seinen.“ Die Bürgerschaft erhielt vom Bischof Markus den Befehl, einen anderen Pfarrer zu besorgen, und sie nahmeinen gewissen Martin auf, der gar nicht ordinirt war und sich doch für einen Priester ausgab, worauf er noch in demselben Jahre im bischöflichen Auftrag von dem Mürauer Amtmann aufgehoben und in dieser Burg eingekerkert wurde. Diese Entschiedenheit hat die Bürgerschaft kirre gemacht, denn sie bat sogleich nun dem vorigen Pfarrer Markus, der, in Brünn ohnehin auch in hächst mißlicher Lage, wirklich hierher zurück kam und, nachdem er 1561 einen räuberischen Einbruch in der Kirche erlebte, kurz nach Skt. Mathias 1569 starb. Ihm folgte jener Valentin Hog nach, welcher im Jahre 1570 von Bischof Wilhelm das freie Vererbrecht mit dem Beding erhielt, daß er den übernommenen fundus instructus nachlassen, sowie einen Theil seines Vermögens der Kirche und für sein Seellenheil widmen solle (8). Der nachfolgende Pfarrer hieß Jakob und wurde 1577 nach Aujezd, sowie sein Nachfolger Clemens 1582 nach Gaja uebersetzt (9), worauf Laurenz Palma Pfarrer und zugleich Zwittauer Dechant ward, welchem jedoch die Einwohner häufig und so sehr geneckt hattn, daß er endlich in einer nacht um den 25. April 1587 seine feste Habe aus dem Pfarrhause wegführen ließ und selbst auch entfloh. Als man nach ihm vergebens geforscht, schickte Bischof Stanislaw Pawlowsky den bisherigen Pfarrer von Hermersdorf  Zacharias Zimmermann hierher (ward auch Dechant), mit strenger Ermahnung an die Zwittauer, ihn nicht so wie sein Vorgänger zu quälen (10). Aber auch dieser mochte hier einen harten Stand gehabt haben, denn im Februar 1590 bat die Stadtgemeinde, auf ein Privilegium des Markgrafen Albrecht um 1437 (wo das Gut verpfändet war) gestützt, um die Erlaubniß unter beiden Gestalten communiciren zu dürfen, und erhielt dafür zwar einen derben Verweis, aber der Pfarrer wurde doch auf seine Bitte „wegen Kränklichkeit und Körperschwäche“ am 15. Oktober 1591 entlassen (11). Sein dem Namen nach unbekannter Nachfolger starb schon im Mai 1594 und sogleich wurde der Olmützer Domvikar Michael Nippäus hierher geschickt, welchem aber schon 1597 der von Johannesthal geborene Andreas Marschalek nachfolgte (12). Unter diesem vortrefflichen Seelsorger, welcher die pfarrlichen Einkünfte verbessert, die Tauf-und Sterbmatriken angelegt und im Jesuiten Seminar 1 Knabenstelle mit 700 fl. gestiftet hatte, entschied 1604 der Cardinal Franz von Dietrichstein einen mehrjährigen zwist zwischen den Nutznießern der giesigen Pfarräcker und den Curaten dahin, daß der jeweilige Pfarrer nach Entscheid des Bischofs Wilhelm vom 13. Dezember 1568 berechtigt ist, diese Aecker, wenn sie nicht bebaut sind einzuziehen, sie aber weder verkaufen, noch vertauschen oder irgendwie hindangeben dürfe, was von dem beim Pfarrgarten liegenden Garten ebenfalls gelten sollte (13). Unter demselben Dechant, welcher am 7. September 1631 starb, halfen daselbst 1612 auch 2 Jesuiten als Missionäre durch ein halbes Jahr in der Seelsorge und mit sehr gutem Erfolge aus (14).

    Weitere Pfarrer und meist auch Dechante waren:
    seit Dezember 1631 Andrea Itter, dem auch 1634 die Pfarre Hermersdorf mit ihrer Filiale commendirt wurde, er starb am 7. September 1639;

    24. Dezember 1639 Wenzel Stecher, geboren in Olmütz gestorben 1641

    09. Juli 1641 invest. Mathias Stephetius Domherr von Breslau(damals war die um 1612 gestiftete Bruderschaft zu den 7 Freuden Mariens in Blüte; eine viel frühere Bruderschaft „zum Lobe und zur Ehre Gottes, sowie zur Verbeitung des katholischen Glaubens“ beschenkte bereits 1542 Bischof Johann mit einem jährlichen Zinse von hiesigen Tuchmachern, und seit etwa 1730 hat sich auch eine Verbrüderung zur Ehre der hl. Barbara gebildet); Stephetius ging 1652 nach Breslau zurück und am

    06. November 1652 wurde Andreas Dirre (auch als Dechant investirt (15)), welcher auch Olmützer Domherr, Znaimer Archidiacon und nachher Suffragan und Bischof von Nicopolis ward;

    1656? sicher 1658 Mathias Wilhelm Pusch (administrierte auch Hermersdorf mit Ketzesldorf, diese in Böhmen, bezog statt dem alten Zehent von Zwittau pr. 232 Metzen Korn und so viel Haber und von Hermersdorf 100 Metzen Korn so viel haber, von Ketzelsdorf aber blos 21 fl. mährisch, jetzt wegen verlassener Gründe von 92 Metzen und 1 ½ Vierteln weniger (16)); um 1660 Karl Albert, verstorben am 24. März 1672;12. April 1672 Stephan Sieber (unter ihm die alte Skt. Egidiikirche noch Pfarrkirche mit 3 Altären, als der hohe, der Mutter Gottes[beide violiert] und Skt. Nicolaus, 4 Glocken und enge Sakristei; die einstige Klosterkirche in der Stadt ,mit 4 Altären [hohes violirt], 4 Glocken und 2 Sakristeien, an Silber in beiden Kirchen 1 Monstranz, 4 Kelche mit Patenen, 3 Ciborien, 2 Becher mit Deckel, alles vergoldet, dann noch 2 Paar Meßkännchen mit Tasse, 1 Pacifical, 1 Rauchfaß mit Schiffel und 1 1 Lampe, 18 Kaseln, 2 Pluviale; die Kirche bezog von Wiesen-,Garten und Ackerstücken und 1 Häuschen 10 fl. 3. kr. an jährlichem Zins, von 1 Wiese bei Lotschnau 1 fl. 10 kr., von 7 Kühen 7 Pfund Flachs, von einem Garten ½ Pfund von 1 Stiftung 1 Pfund Wachs, dann Käselieferung bei Skt. Martin unter anderem, und so oft ein Pfarrling ohne Testament starb, den 10 Theil von dessen Nachlaß, laut Anordnung des Bischofs Stanislaw I. dt.Olom. domon. anl. Vit. 1513; der Pfarrer bezog von Stiftungen jährlich 75, die Kirche 6 und Arme 21 fl. ; zur Pfründe gehörten 2 Huben oder 90 Metzen Aecker in 3 Stücken hinter dem pfarrlichen Garten [ bis 1597 von Einwohnern, weil erkauft, benützt, aber vom Dechant Marschalek zurückgekauft], 1 Baum- und 1 Obstgarten, dann noch 1 in Acker verwandelte von 1 Metzen, 2 kleine Wiesenm 1 Fischhalter; Zehent: 229 Metzten Korn so viel Haber, 127 Kloben Flachs, Neujahrsgeschenke, Eier und anderes, Aushilfe von Pfarrlingen zur Schnittzeit, 3 Roboter, die auch Zinsen und Hühner gbaen; Spital beim Brüsauer Thor, sein Garten Aecker und 1 teich bei Lotschnau unter Ansassen vertheilt, von denen die Obrigkeit den Zins nahm (17);  Sieber resignierte 1676 und am 30. September 1676 investirt Melchior Sim, verstorben am 7. Juni 1703 ( bis 1692 hat sich das Kirchensilber noch vermehrt um 1 neue Monstranz mit künstlicher Schmelzarbeit der Leiden Christi von 4 Pfund 20 Lth., 1 Kelch mit Schmelzarbeit von 1 Pfund 19 Lth., Geschenk von Susanna Jaich, dann noch 1 von 1 Pfund 13 Lth. vom hiesigen Schullehrer Clemens Jaich und 1 von 1 Pfund 6 Lth., Geschenk des Stadtrathes, ferner 1 Ciborium [ alles vergoldet], 1 Paar Meßkännchen mit Tasse und 1 silbernen Heiland am Kreuzesholz (18); 4. August 1703 Philipp Pusch von Grünwald, verstorben 68jährig am 14. Juli 1732; 28. Juli 1732 Karl Friedrich Graf von Seean, Domherr von Breslau, resiquirte 1740; März 1740 Franz Anton Freiherr von Gabelkhofen, bisher in Brüsau resign. 1780 (und verstorben in Tyrnau in Ungarn als insul. Probst von Waitzen 1781); 25 September 1780 Anton Freiherr von Rolsberg, verstorben am 13. Jänner 1815 (am 13. Juli 1790 wurde 1 Kirchenacker von 1 Metzen 14 ½ Maßeln beim Dorfe Lotschnau um 92 fl. 15 kr. und im August 1790 auch kirchliche Wiesenstücke von 14 Metzen 29 ¾ Maßeln ebendort um 922 fl. verkauft (19)); 27. April 1815 Anton Kögler, verstorben am 2. Juli 1833; 2. September1833 Ferdinand Stuhlik, geboren in Ungarisch Hradisch 1793, seit 1831 Secretär des Olmützer Fürsterzbischof Ferdinand Graf von Chotek, Consistor. Beisitzer, dann Zwittauer Dechant, seit 1836 Erzpriester des Boskowitzer Archipresbyterats und seit 1850 Ehrencanonicus von Kremsier, ein durch Geist, vielseitige Kenntnisse (auch eine werthvolle Münzsammlung hat er zusammnegebracht), Liebe und Eifer für die Kirche und Seelsorge ausgezeichneter Mann, verstorben am 21. Juli 1854; seitdem der gegenwärtige Titl. Herr Beneficiat (Siehe oben).Schließlich wird noch bemerkt, daß um 1690 der hiesige Dechant Melchior Sim das Olmützer Kirchen-Rituale compilirte, der von Zwittau geboren(10. Dezember 1733) um seinen Orden mehrfach verdiente Piarist Johann Chrysostom Tomaschek ein brauchbares Buch über die Rechenkunst (1791) und der dasige Catechet an der städtischen Musterschule Franz Jaich (geb. 1760) eine „Katechetik über die relgion“ im Druck (1794) herausgegeben. Die Werke des gegenwärtigen Titl. Herrn Dechants sind schhon Eingans aufgeführt.

    Ehemaliges Kloster Prämonstratenser-Ordens in Zwittau.
    Aus dem, was im „Geschichtlichen“ der Zwittauer Pfarre zum Jahre 1256 gesagt wure, ist ersichtlich, daß damal hier kein Kloster bestand, und da die Schenkung dem Prämonstratenser Stiftes in Leitomischel gemacht wurde, dieses hier ein Filialkloster nebst 1 Spital errichtete welchem nur Prioren und nicht Pröbste vorstanden (20). Da sich über dieses Kloster gar keine Quellen erster Art bisher auffinden ließen und auch die erst in neuester Zeit entdecken Notizen über die Stadt aus der Vorzeit desse nicht gedenken, so kann hier in Kürze nur das wiederholt werden, was bereits anderswo (21) gesagt wurde.
    Daß die Ordensmänner das hiesige, längst eingegangene Spital vielleicht gegründet, sicher aber besorgt und von dessen reichlicher Bestiftung, sowie von der sehr gut dotirten, durch sie besorgten Pfarre gelebt hatten, dürfen verläßlich sein. Als in Folge der hussitischen Räubereien sowohl das Mutterstift in Leitomischel, als auch das gleichnamige Bisthum einging, war der jeweilige Zwittauer Prior Verweser des letzteren. Im Jahre 1425 sollen sich mehre Canonici aus Leitomischel vor den Hussiten hierher geflüchtet haben und das Kloster selbst von eben diesem Feinde zwar ausgeplündert, aber sammt der Kirche auf Fürbittwn der Zwittauer Bürger nicht zerstört worden sein. Im Jahre 1525 traten der Prior Lukas, der Custos Gregor, der Scholasticus Johann, der Cantor Wenzel und der Gesammtconvent dem Olmützer Bischof Stanislaw Thurzo alle Zinsleute ihres Spitals in Zwittau, dann verödete Aecker, Gärten nebst 1 Wiese bei Stangendorf ab, wofür der Bischof demselben Spitale einen ewigen Zins von jährlich 17 fl. mährisch von der Stadt Zwittau anwies, und 1533 einige Wiesen nebst 1 Lahn Aecker, insofern dies dem Spital gehört hatte, dem Zwittauer Bürger Michael Dietrich um 325 Mark und jählrichen Zins von 3 fl. mährisch verkaufte (22). Um 1556 sollen nach Absterben des letzten Priors Wolfgang die wenigen Ordensmänner, nachdem die die Pfarre dem Olmützer Bischof überlassen, zu ihren Ordensvbrüdern nach Hradisch bei Olmütz übersiedelt sein. Uebrigens wurde das Kloster, auf dessen Stelle jetzt Bürgerhäuser stehen sollen, von dem nahen Spital, gewöhnlich „Spittelkloster“ genannt und die jetzige Pfarrkirche (freilich in früherer Form) war dessen Conventskirche.

    Prioren: 1364 Niklas; 1453 Benedikt, noch 1457, schon Adminstrator des Leitomischler Bisthums, wie seine Nachfolger; 1463 Johann de Ruina; 1497 und 1503 Niklas; 1509 Arnest (dasiger Prior?), zugleich Pfarrer von Wanowitz (jetzt Borotiner Filialkirche), erhielt am Donnerstag vor Skt. Martini 1509 von Ladislaw von Boskowitz-Trübau das Vererbrecht;
    1519 und 1525 Lukas und 1554 Wolfgang.

     

    2.     Brüsau (lateinisch Brisovia, mährisch Brezova),
    Pfarre, mit Filialkirche und 1 Kapelle im Dorfe Chrostau

    Die Stadt Brüsau liegt im engen Thale am Zwittawafluße, an der Poststraße nach Brünn und hart an der böhmischen Gränze, 2 Meilen südsüdöstlich von Zwittau.

    Eingepfarrte Dörfer: Nieder-Rauden (Rudna dolni), mit Schule, 1 Stunde östlich, Chrostau (Chrastova), ¾ Stunde ostsüdöstlich, Chrostau-Oelhütten (Chrastova Lhota), ¾ Stunde ostsüdöstlich, Mußlau (Muslov), ¾ Stunde westlich, Wiesen, Mährisch (Ves Dlauha), ¼ Stunde westlich und Selsen (Zelisko), 1 Stunde östlich.
    Die Seelsorge ist blos rücksichtlich des Dorfes Selsen beim Gewässeraustritt beschwerlich.
    In der Vorzeit wurden von Brüsau aus auch die jetzigen Curatien Heinzendorf und Deschna administrirt, und im Jahre 1844 das Dorf Horak-Oelhütten von da aus und nach Deschna (Oppatowitzer Dekanat) eigepfarrt, doch miß es bei Kirche-und Pfarrbaulichkeiten in Brüsau Concurrenz leisten.

    Seelenzahl: mit Einschluß der Stadt 2257 Katholiken teutscher und mährischer Sprache, 3 Akatholiken und 9 Juden. Schulpflichtige Kinder bei 265. Die Pfarrschule in Brüsau hat eine Jahresrente von 21 fl.C.M.

    Patron: der p.l. Fürst-Erzbischof von Olmütz

    Domin: Zwittau und Borotin; B.A. und G. in Zwittau und Gewitsch (dies fürs Dorf Selsen), Post in Brüsau.

    Pfarrer: seit 23. Juni1858 Herr Joseph Camsky, vordem Pfarrer in Speitsch, geboren zu Misternitz 1807, ordiniert 1831. Ein Cooperator. Dann lebt hier auch ein vom dasigen Bürger Tutsch im Jahre 1851 als 3 Geistlicher mit einem Capital von 6000 fl. C.M. fundierter Kaplan, der aber ein Deficient ist.

    Die Pfarrkirche ist dem hl. postel Bartholomäus geweiht, in Kreuzesform alterthümlich und fest gebaut, ganz gewölbt, 16° lang und 5 ½° breit, hat an jeder Seite 1 Kapelle von 3 ½° Länge und 2 ½° Breite und 4 Altäre (ein 5., zum hl. Kreuz wurde, weil baufällig und wegen Raumesgewinn 1832 abgetragen). Das 13` hohe und 7` breite Blatt des Hochaltars, den hl. Kirchenpatron vorstellend, hat auf Kosten eines Wohlthäters (300fl.C.M.) durch Vermittelung des Wieners Severinus-Vereins 1854 der Akademiker Carl Schönbrunner und ebenso auch das des Seitenaltars zur unbefelckten Empfängnis der seligsten Jungfrau gemalt. Dieses, in der einen Kapelle befindliche Seitenaltar (die 2 andern in der Kirche selbst sind der allerheiligste Dreifaltigkeit und dem hl. Johann von Nepomuk geweiht), wurde 1853 aus wohltäthigen Spenden (218 fl.C.M.) erneuert. Unweit der Kirche am Eingangsthor zum alten Friedhof(der neue ist auf einer Anhöhe 300 Klafter von der Kirche entfernt) war in einer eigenen Kapelle ein so genannter Ölberg mit lebensgroßen Figuren, mußte aber, weil das Gewölbe einstürzte, 1836 abgetragen werden, dürfte aber wieder hergestellt werden. Auf dem größeren Thurm sind 4 Glocken von 18 (gegossen um 1505), 10 und 5 (1446? mit dem Spruch Jesus Nazaren.R.J.) Zentner, dann 80 Pfund und Sterbeglöckchen von 50 Pfund. An Meßkleidern, wozu seit 1844 Wohlthäter auch 1 schönes Pluvial nebst 1 Klasel anschaften, ist kein Mangel, aber nach Ablieferung von 9 Pfund 23 Lth. Silber (1 Ciborium, 1 Lampe, 1 Rauchfaß, 3 Kelche mit Patenen, worunter 1 kostbarer von getriebener Arbeit mit dem Wappen des Fürst-Bischofs Stanislaw Pawlowsky, also wahrscheinlich ein Geschenk desselben um 1580) verblieben der Kirche nur 2 theilweise silberne Kelche, und einen 3. mit silbernen Kuppa und Patene schenkte eine Wohlthäterin. Die Kirche besitzt außer 1 Acker von 1 3/32 Metzen, welchen gewöhnlich die Kirchendiener genießen, nur einige unbedeutende Zinse von Aeckern und Gärtchen, aber die Messestiftungen sind nicht unerheblich, darunter zum Beispiel 1726 des Bürgers Ignatz Gustin mit 450, 1750 der Wiwe Maria Harschke mit 4080 fl.(wochentlich 6 Messen mit gesungenen Salve Regina in der Marienkapelle), 1761 des Stangendorfers Pfarres Franz Steinbock mit 1000 (auch Betheilung von Armen), 1764 der Witwe Anna Berghalt mit 500 fl., und dann jene des hiesigen Magistrats vom 2. Jänner 1761 auf eine jährliche abzuhaltende feierliche Wallfahrt nach Kivitein und zurück über Slaup, dann zur Beleuchtung des höchsten Gutes beim Aus- und Einzug, wie auch zur Opferung 1 „Satzkerz“, und zwar aus Dank, daß durch Fürbitten der Mutter Gottes die „zwischen 2. und 7. Juli 1758 nach vergeblicher Belagerung von Olmütz über Trübau und Krönau abziehende Preußen, welche die Dörfer Nieder- Rauden, Heinzendorf, Glaselsdorf und Greifendorf gänzlich verwüsteten, Brüsau verschont haben.“ Der Stadtrath versprach, dem Pfarrer für doe diesfälligen verschiedenen Andachten ½, 1 oder auch 2 Eimer Bier gegen die gewöhnliche Malzschüttung und Dörrholz zubräuen, dann die nöthigen hl. Messen lesen zu lassen, wie auch für den Schmuck der Marienstatue, dann für das Tragen der Musikinstrumente sorgen zu wollen (23).
    Matriken beginnen seit 1651, und um 1806 war bei der Kirche auch eine Büchersammlung von 77 alten Weken theologischen Inhalts.

    Die Filialkirche zu den 14 hl. Nothhelfern wurde 1757 aus milder Beiträgen hiesiger Bürger erbaut. Sie ist 5° lang, 3 ¾° breit, hat eine hölzerne Decke und nur 1 Altar. Das Thürmchen trägt ein Glöckchen von 20 Pfund.
    Über die Kapelle im Dorf Chrostau findet sich nicht angemerkt.

    Pfarrstiftung: Die Grundstücke von 91 Metzen 7 2/4 Achtel Aecker und Gärten, 3 Metzen 3 ¾ Achtel Hutweiden, 188 Metzen 5 Achtel Wald, nebst 1 kleinen Wiese bei Brüsau sind größtentheils ein Geschenk des Brüsauers Müllers Heinrich Kelhart (das „Spital“ und „Scheibgütel“ genannt) und des hiesigen Vogtes Jakob („Vogteigütel“) vom Jahre 1353 zur dasigen Pfründe. Außerdem gehören zur Pfarre noch beim Dorf Nieder- Rauden 2 Metzen 2 Achtel Gärten, bei Chrostau 1/8 Wiese (einst von Jesek von Chrostau legirt), bei Ober-Heinzendorf 29 Metzten 1 Achtel Aecker (seit 1804 vom dortigen Pfarrer gegen 26 fl.C.M. jährlich benützt), 3 Metzen 3 Achtel Hutweiden und 5 Metzen 2 ¾ Achtel Wald nebst 1/8 Wiese; außerdem benützt der Curat bei dem böhmischen Dorf Teutsch-Liebau (Königsgrätzer Kreis) mit dem dortigen Pfarrer abwechselnd 1 Wiese gegen 2 fl. 20 kr. (wenn er Heu macht) an die dortige Kirche (24). Dau noch das schon erwähnte Zubräuen des Bieres. Der Zehent, einge Zinsungen von nur 309 fl. 39 kr.C.M. eingbegriffen sein. In neuester Zeit wurden einige 100 Quadrat° von von den Kirchen-und Pfarrgründen zur Staats-Eisenbahn abgetreten. Ein Cooperator ist zu erhalten.
    Das Pfarrhaus und die Wirthschaftsgebäude, mit Ausnahme der Scheur, wurden zwischen 1833 und 1835 auf Kosten des hohen Patrons und mit einem Beitrag von Seiten des Ciraten solid und zwekcmäßig neu aufgebaut.

    Geschichtliches: Nach dem, was bei dem Artikel „Zwittau“ zum Jahre 1256 gesagt wurde, dürfte die Pfarre in Brüsau, wenn sie bereits vor dieser Zeit bestand (im Jahre 1295 war Brüsau Hauptort einen gleichnamigens Bezirks(25)), von dem Prämostratenser Stifte zu Leitomischel ebenso, wie höchst wahrscheinlich auch die Pfarre Greifendorf, Ober-Heinzendorf und Hermersdorf gestiftet und mit dessen Ordensmännern besetzt worden sein, obgleich man die Curate nicht kennt, mit Ausnahme jenes Jesek von Troppau welcher in der Urkunde vom Jahre 1353 wodurch der hiesige Vogt das „Spitalgütel“ der Pfründe unrechtmäßig hielt(26). Seitdem verliert sich jede Spur von der Pfründe bis etwa 1490, wo das Patronat wirklich im besitz des Leitomischler Prämonstratenser Stiftes war, dessen Vorstand für die von dem Conventual Franz Cyrill 1501 aufgegebene Pfarre am 28. Februar des Jahres 1501 den Mitbruder Franz Lukas investiren ließ(27).

    Nach Auflösung des Leitomischler und nachher auch dessen Filialsklosters in Zwittau übernahm wieder der Olmützer Fürst- Erzbischof das Patronat, und es wurde um 1560 der Weltpriester Johann Baworowsky als Pfarrer eingesetzt, überging jedoch um Skt. Georgi 1566 nach Keltsch, worauf vielleicht jener Wenzel nach Brüsau kam, welchem 1574 der Amtmann von Swojanow wegen ärgerlicher Unordnung beim Olmützer Bischof Thomas verklagte, er ich aber gerechtfertig haben mochte, weil er noch 1589 daselbst war und auc die Curatie Greifendorf besorgte. Unter ihm opferten die Pfarrlinge zur Kirche 1 silbernen Kelch, welchen 1586 der Bischof Stanislaw II. geweiht und sie schriftlich ermahnt hatte, insgesammt zur Osterzeit bei ihrem Pfarrer zu beichten (28). Demungeachtet aber riß auch hier die Häresie gar sehr ein, so daß die 2 von Cardinal von Dietrichstein zur Mission abgeschickten Jesuiten über hartnäckigen Widerstand klagten, da unter Andrem das Volk vorgab, daß die Missionäre für jeden Convertiten 2 Thaler vom Cardinal erhalten; gleichwohl bekehrten sie 34 Individuen (29). Aus dieser Zeit ist blos der Pfarrer Paul Scherib bekannt, welcher in Folge eines von demselben Cardinal am 22. Juli 1617 bestätigten Vertrags (30) das so genannte Kirchenerb „Vogteigütel“ (siehe Pfarrstiftung), welches die Gemeinde 1530 derPfarre entzogen und nachher bverkauft hatte, von dem nenmehrigen Besitzer desselben, georg Wenzel, zurück erhielt, die Stadtgemeinde aber den letztern mit einem von der dasigen Erbvogtei erkauften Ackerstück nebst 10 fl. mährisch bar entschädigte.
    Seitdem ist wieder kein Pfarrer bekannt bis zum Jahre 1651, Kaspar Friedrich Kraus, geboren zu Freiwaldau in Schelsien, welcher auch die Curatie Heinzendorf administrirte und Ende 1665 verstarb, worauf Andreas Markus Prokesch geboren zu Zwittau, am 18. Jänner 1666 investirt wurde und in die Zwittauer Dekanatmatrik vom Jhare 1672 eingab, daß die Skt. Barthalomäi-Pfarrkirche 3 Altäre (Seitenaltar zu Mariens Himmelsfahrt und Skt. Maria Magdalena), nebst 1 angebauten heiligsten Dreifaltigkeitskapelle (1640 von Georg Kamenohorsky erneuert und darin 2 Mesen gestiftet), dann 4 größere Glocken und 7 Kaseln, an Silber aber 3 3 vergoldeten Kelche, 1 Ciborium, 1 Monstranz mit kupfernen Fuß, 1 kleines Kreuz und 1 Lamm Gottes Besitze. Er starb 1688 und am 8. Juli 1688 folgte ihm Mathäus Joseoh Friedl, geboren zu Zwittau, nach. Unter ihm war der Zustand der Pfründe um 1690, mit Ausnahme der Kirche, welche das zum Jahre 1672 verzeichnete, nebst 1 neuen vergoldeten Monstranz von 4 ½ Pfund, 1 Rauchfaß und hl. Oelbüchsen besaß, folgender: nebst dem Zehent von 103 Metzen Korn und so viel Haber (sollen 106 Metzen sein, aber 4 Gründe verlassen), dann den früher erwähnten Grundstücken, der jährlichen 1 tägigen Robot und freier Holzzufuhr durch die Bauern aus 4 Dörfern dann Flachs, Hanf und Eiern  von Pfarrlingen, bezog der Curat von Stiftungen jährlich 29 fl., einen Theil der Offertorien an 10 Festtagen jährlich, von der Stadt 2 Karpfen, bei 15 fl. an Neujahrsgeschenken, 16 fl. an Kühezinsen und von Haus- und Gärtenzinsen 27 ½ Gr., von der Filiale Heinzendorf aber 15 Scheffel Korn und so viel Haber. Nach einer Note im „alten“ Missale hat einst der Brüsauer Bürger N. Eberwein zur Pfarre 1 Fleischbank und Seifried Schwab von Mußlau ½ Lahn Aecker geschenkt, was jedoch schon im fremden Besitz war. Nach Friedel im Jahre 1716 erfolgten Tode waren hier noch folgende Pfarrer: seit 13. Juli 1716 Augustin Kunz, geboren zu Altstadt in Schlesien, verstorben im Jahre 1719; 23. Februar 1719 Ignaz Kotrba geboren zu Petrowitz in Schlesien, verstorben 1720; 1. Juli 1720 Martin Georg Neubauer geboren zu Zwittau, verstorben im Jahre 1733; 31. Juli 1733 Anton Freiherr von Gabelkhofen, bisher Pfarrer in Stangendorf, befördert nach zwittau 1740; 4. Juli 1741 Valentin Adam Schlosser, Dr. der Theologie, verstorben am 31. August 1745; 4. Oktober 1745 Franz Anton Steinbock geboren zu Zwittau, bisherig in Stangendorf (1749 Erneuerung der Kirche, des Pfarrhauses und der Schule), verstorben am 18. August 1773; 21. Oktober 1773 Ignaz Franz Mehrer, bisherig in Greifendorf, geboren zu Troppau, verstorben am 2 November 1782; 19. Dezember 1782 Mathias Joseph Allée geboren zu Iglau (1786 Heinzendorf, bisher von Brüsau administrirt, wird selbstständige Curatie und 1788 diese Gemeinde mit ihrem Gesuche wegen weiterer Nichtleistung vom Zehent nach Brüsau abgewiesen) ward auch Zwittauer Vice Dechant und Schuldistricts-Aufseher, fromm, sehr eifriger Curat und um das hiesige Pfarrarchiv sehr verdient, welches er regelte und bereicherte, verstarb am 17. Mai 1814; 21. August 1814 Joseph Fürst geboren zu Zlabings 1781 bisherig fürsterzbischöflicher Ceremoniär, nach Billowitz übersetzt 1816; 25. August 1816 Johann Schirmeisen, geboren zu Hotzenplotz in Schlesien, verstorben am 24. Mai 1831; 1831 Philipp Cerny geboren zu Meedl 1781, früher Administrator dasig, seit 1. Jänner quiescirt, verstorben im Mai 1858, seitdem der jetzige Herr Curat.
    An der Cholera starb im Jahre 1850 binnen 6 Wochen in diesem Pfarrsprengel von 10 % Erkrankten die Hälfte.

    3. Greifendorf, Pfarre.

    Dieses Dorf, wovon ein kleiner Theil in die Seelsorge nach Zwittau gehört, der größere aber mit einer Volkszahl von 1666 Katholiken teutscher Zunge und mit etwa 200 schulfähigen Kindern den hiesigen Pfarrsprengel bildet liegt ¾ Meilen ostsüdöstlich von Zwittau an der Brünner Poststraße im Thale und am Zwittawafluße. Es ist ein Bestandtheil des Domin. Zwittau, in welcher Stadt auch das B.A., G. und die Post sind.

    Patron: Der p.l. Olmütz. Fürst. Erbischof, auf dessen Kosten 1840 die Schule, welche eine Ablösungs-Jahresrente von 83 fl. 1 fr. C.M. bezieht, neu gedeckt wurde.

    Pfarrer: seit dem Febr. 1856 Herr Karl Hoppe, bisher Pfarrer in Hermersdorf, fürsterzbisch. Titl. Consistorialrath, geb. v. Schönberg 1807, ordin. 1830. Die Cooperatorsstelle unbesetzt. Ein jubilirter Weltpriester lebt hier quiscirt.

    Kirche. Statt der frühern alten wurde die gegenwärtige zur Ehre der hl. Martyr. u. Jungfr. Katharina um 1710 am Friedhofe wahrscheinlich vom Patron solid erbaut. Sie hat nebst dem hohen 2 Seitenaltäre, näml. zu Jesus, Maria und Joseph, dann zum hl. Schutzengel, auf welche in jüngster Zeit Bilder der hlgst. Herzen Jesu und Mariens aufgestellt wurden; in der beim Haupteingange durch Pfarrlinge erbauten Kapelle außerhalb der Kirche gibt es auch 1 Altar zur schmerzhaft. Mutter Gottes. Beim Hauptthor sind 2 Chöre über einander, das untere für das männl. Volk, das obere für Musik und Orgel von 14 Registern und 1 Positiv. Auf dem sehr schadhaften Thurm, dessen hölzerer Aufsatz nach Commisionsbefund im Sept. 1854 demnächst auf Gemeindekosten (er gehört sammt den Glocken der Gemeinde) durch einen gemauerten ersetzt werden sollte, sind 4 Glocken von 14, 9 (gegossen 1503 von Andr. Zacelisty?), 6 Ct (gegoss. 1530) und 40 Pfd., auf dem Sanctusthürmchen 1 von 80 Pfd. An der Evangelienseite ist eine Kapelle angebaut, die sammt der Kirche neuester Zeit in- und auswendig gereinigt wurde. Seit 1840 wurden 3 neue Kaseln, dann 1 silberne Kelch-kuppa von Wohlthätern angeschafft, aber beinahe alles Kirchensilber, welches 1806 11 Pfd. 19 Lth betrug wurde 1809 abgeliefert. Nur eine Messenstiftung mit 600 fl. des dasig. Bauers Gallus Stündl vom Jahre 1804 ist zu erwähnen. Für einige Acker-, Gärten- und Wiesenzinse bezieht die Kirche eine Ablösungsrente von 1 fl. 15 kr. C.M.

    Pfarrbestiftung. An Grundstücken bei Greifendorf 31 Joch 1358 Q° Aecker, 2 Joch 1248 Q° Wiesen, 2 Joch 789 Q° Gärten (2), 240 Q° Hutweiden, 11 Joch 856 Q° Kiefernwald, bei Glaselsdorf 16 Joch 223 Q° Aecker und 1 Joch 672 Q° Wiese. Zehent ( jährl. 189  1/3 Metz. Korn so viel Haber), Flachs, Hühner, Schmalz und vielleicht auch unentgeltliches Zu-führen des Brennholzes und Sommeranbau der Aecker mit einer Jahres-rente von 421 fl. 45 kr. C.M. abgelöst.

    Das im Jahre 1794 vom Pfarrer Jaßinger neu hergestellte Pfarrhaus ist ebenerdig gemauert, im Stockwerke aber von Holz und enthält alle nöthigen Ubikationen; dabei Wirtschaftgebäude und 1 Garten.

    Geschichtliches. Längst  vor 1270 bestand in Greifendorf eine Pfarre, denn als Bischof Bruno in diesem Jahr das Dorf Pohler (eigentlich Ober-Heinzendorf) anlegen ließ, verpflichtete er den Vogt desselben, Heinrich, ebendort eine Kirche zu erbauen, worin der Greifendorfer Pfarrer alle 14 Tage 1 Mal den Gottesdienst halten und welche die neue Gemeinde mit 1 Lahn bestiften müsse, den der Greifendorfer Curat benützen wird (Cod. dpl. IV. p. 52). Aber die Namen der Pfarrer sind, weil das Patronat der Curatie sammt jenen der Pfründen in Brüsau u.a. dem Leitomischler Prämonstrtenser Stifte gehörte, nicht bekannt bis zum Jahre 1490, wo der Prämonstratenser-Ordenspriester von Leiomischel, P. Albert die Pfründe hielt, sie jedoch 1500, in welchem Jahre die Kirche sammt Theil des Dorfes verbrannte (Urk.s.dss.J.), resignirte, und die Verweser des Leitomischl. Bisthums, nämlich der Prior u.A. dieses Stiftes, am 16. April d. J. ihrem Mitbruder P. Simon darauf investiren ließen(Orgin. Beczek not.). Um 1530 kam das Patronat wieder an die Olmützer Bischöfe zurück und die Pfarre wurde im Oct. 1535 von dem Beneralvicar und Olm. Domherrn Johann Schönberger mit dem teutschen Ordenspriester (? es heißt nur ord. milicie) Johann besetzt (Act. Consistor. ad. an. 1535), dem vielleicht jener Weltpriester Johann nachfolgte, über welchen, sowie über die Pfarrer von Stangendorf und Hermersdorf 1559 dem Bischof Markus die leidige Nachricht zukam, daß sie sich vereheligt, auf Jahrmärkten zu Brüsau und Zwittau einander öffentlich be-schimpft und geschlagen und diese Aergernisse auch 1560 wiederholt hatten. Ueberdies erfuhr der Bischof, daß sich gleichzeitig in Heinzendorf ein lutherisch. Prediger angesiedelt und gegen die kathol. Lehre wie ein Wüthender geprediget habe. Es wurde daher, nachdem die 3 obigen Pfarrer kurz vorher in Mürau von dem Zwittau. Dechant verhört worden, der Müglitz. Pfarrer mit dem Mürau. Amtsmann sogleich hierher abgeschickt, um diesen Ubfügen mit aller Entschiedenheit ein Ende zu machen, weil, „wo keine Zucht, auch keine Frucht“sei. Der erwähnte Johann war aber 1561 noch in Grei-fendorf, klagte, daß er nur die Hälfte des Zehents beziehe, obwohl der ganze Gottesdienst abgehalten wird; ferner, daß ihm die Gemeinde die Pfründe aufgekündigt habe und daß der Vogt von Glaselsdorf die pfarrl. Aecker und Wiesen genieße, ohne dafür zinsen zu wollen, worauf 1562 der Mürau. Amtsmann vom Bischof den Auftrag erhielt, den Sachverhalt genau zu untersuchen, Johann aber bat um 1563 um die Pfarre Stangendorf, welche er auch erhielt. Nach Greifendorf  kam Peter, welchem Bischof Wilhelm 1570 das Vererbrecht verlieh, jedoch sollte der Pfarrer mit seinem Vermögen nur zu Gunsten einer kathol.Person verfügen, das pfarrl. Inventar-Vermögen unversehrt belassen und mit einem Theil seiner Habe die Kirche bedenken. Peter starb schon 1572 und vom Skt. Georg d. J. wurde hier der bisgerige Kaplan zu Müglitz, Primus, eingesetzt, der jedoch bereits 1572 verschied, und zwar nicht im besten Rufe. Darauf wurde sein nicht genannter Nachfolger, welcher auch Stangendorf administrirt hatte, vom Bischof auf Bitte Wratislaws v. Pernstein, „obwohl Mangel an Geistlichkeit sei“, auf die Pfründe Lauterbach mit Abtsdorf in Böhmen entlassen, und nach Greifendorf kam Daniel Schillinger, welchem bald nachher wahrscheinlich Thomas Handl nachfolgte, nach dssen Verzichtleistung der Zwittau. Dechant am 23. Sept. 1586 Christophor Klein empfohlen hatte, und der auch zur Pfrüfung nach Olmütz beschieden wurde. Aber schon im Juli 1587 hat der bischöfl. Official den Jakob Qualterus, ohne Vorwissen des Bischofs da eingesetzt, der Bischof aber am 6. November d. J. einen Joachim für Greifendorf investirt, der auch Stangendorf administriren sollte, worauf Qualterus zurück trat. Auch dieser verließ in Kürze die Curatie, welche nun von Brüsau sehr unbequem versehen wurde bis zum 15. März 1589, wo sie auf Bitten der Pfarrlinge der Bischof Stanislaw II. mit einem Egidius besetzte, welcher auch Stangendorf versehen hatte
    ( Ebenda XV.XXIII. 93. XXV. 264 XXVII: Bereits im jahre 1582 wurde zwischen dem Greifendorfer Pfarrer und der von ihm ebenfalls administrirten Gemeinde Glaselsdorf ein auch vom Bischof am 22. Oct. d.J. bestätigter Vergleich in Betreff der geistlichen Function in Glaselsdorf und die dafür zu entrichtenden Gebühren von Seite der Gemeinde (jährl. 18 Scheffel Korn u. so viel Haber u.a.) abgeschlossen und auch bestimmt, daß der jeweilige Pfarrer rechtgläubig sein und die anderweitigen Bezüge (?auch die Grundstücke?) wem immer überlassen könne, nur müsse der Nutznießer nach altem Gebrauch den Pfarrer und dessen Gäste zur Kirchweihe mit Speise und Trank versehen (dt. v. Kromer.v.pond. po s. Lukas. im f.e. Arch. zu Kremsier). Wahrscheinlich auf Grund dieses Vertrages wurde die Beschwerde des Glaselsdorf. Lokals und der Gemeinde wegen Genußes gewisser Grundstücke auf diesem Gebiete durch den Greifendorf. Pfarrer am 8. April 1791 vom Gumbernium abgewiesen und die Gemiende verurtheilt, auch die 1783 und 1784 rüständigen Abgaben an Flachs, Eiern, Schmalz und Geld, dann Leistungen der Holzfuhren zu ersetzen, wie auch die entzogene Wiesen-parcelle zurück zu geben. Ein Hofrecurs der Gemeinde in der selben Ange-legenheit wurde am 5. Mai 1835 ebenfalls abgewiesen s.e.Archiv ebenda).

    Vielleicht unter ihm, nachdem er sich jedoch geflüchtet,geschah es, daß das gegen Türken geworbene und hier liegende kais. Kriegsvolk (meist Reiterei) im Sept. 1595 die Kirche erbrochen, darin Gräuel verübt hatte und altkathl. Gottes-dienste haltenließ; der Bischof Stanislaw beschwerte sich diesfalls gegen den Commandanten und verbot dem Zwittau. Dechant das Begraben in geweihter Erde eines etwa verstorbenen Frevlers. Seitdem findet sich keine Nachricht von der Pfarre bis zum Jahre 1631 wo der Curat Sebastian Klinky letztwillig (15. Sept. d.J.) mit einem um 330 Thlr. erkauften Acker und Scheuer bei Trübau in dieser Pfarrkirche 1 Anniversar für sich gestiftet und seinen Kaplan Wolfgang Adalbert Schindler, geb.v. Zwittau, zum Nachfolger hatte, welcher 1637 auch die Curatie Rothmühl als Commen-data erhielt und 1658 zum Consistorium berichtete, daß Greifendorf und Glaselsdorf 142 Metzen Korn und so viel Haber, von Rothmühl 142 Metzel 1 ½  Vierteln Korn nebst so viel Haber an Zehent beziehe und von einer Verkürzung des pfarrl. Besitze nichts wisse, nur daß ein benachtbarter Gutherr den Pfarrwald entziehen wolle. Nach diesem Schindler, welcher erst im Febr. 1669 starb, waren folgende Pfarrer:
    seit 29. März 1669 Sigismund Ernest Miltsch, wurde 1674 amovirt;
    5. Mai 1674 Valentin Jaich, beförd. als Dechant nach Hotzenplotz 1675 (1673 verbrannte das Pfarrhaus sammt Matriken, die Kirche mit allen Effecten und ein Theil des Dorfes; die Skt. Katharinakirche hatte 3 von den Schweden violirte Altäre, aber nur das hohe brauchbar, Rothmühl war s. 1672 bei Stangendorf);
    12. Febr. 1675 Thomas Kristely, geb. v. Zwittau, schon Anfangs Juni d. J. nach Kunzendorf versetzt;
    18. Juni 1675 Johann Franz Wilder, verstorben 79jähr. als Jubilar 21.März 1723 (1691 besaß die Kirche außer 1 kupfer. Monstranz, an Silber 2 vergold. Kelche, 1 solches Ciborium, 1 klein. Kreuz und 1 Communionbecher, dann 7 Kaseln und 1 bemalten Traghimmel, Zinsen von 6 Kühen á 36 kr., von Gärten und 1 Wiese; viele, auch fremde Beichtende, daher Aufnahme von fremden Geistlichen; der Schulmann von den Pfarrlingen erhalten);
    22. April 1723 Simon Franz Scheyka verst. 50jährig am 16. Dezember 1730
    29. Jänner 1731 Michael Mück verst. 42jährig am 2. Juni 1741
    20.Juli 1741 Karl Josef Zarubkowitz geb. zu Stadt Liebau verst. 67jährig am 4.Mai 1756
    13.Juli 1756 I.Ignaz Wehrer, geb. v. Troppau ließ die Kirche im Innern sammt Altären erneuern, beförd. nach Brüsau 1773
    31.Oktober 1773
    Johann Hornisch geb. v. Zwittau verst. 67jährig am 6. Oktober 1793 Anfang Jänner 1794 Andreas Jaßinger verst. am 20. August 1816
    15. April 1817
    Joseph Spiller bisher Pfarradministrator in Stangendorf verst. am 24. April 1833
    28. Juni 1833 Johann Proschek, bisher Pfarrer in Gundersdorf geb. v. Olmütz wurde auch Titl. Consistor. Rath, Vicedechant und Schuldistricts-Aufseher verst. am 14. December 1855,
    seitdem der gegenwärtige Herr Pfarrer.

     

    4. Heinzendorf, Ober-(Hyncina horni), Pfarre.

    Das Pfarrdorf liegt im Gebirgthale 2 ¼ Meilen ostsüdöstlich vom Dekantsorte und es ist hierher nur noch das Dorf Pohler (Pohledy), ¾ Stunde eingepfarrt. Die Seelsorge ist ziemlich bequem. 

    Seelenzahl: 1569 Katholiken und 4 Juden, schulfähige Kinder etwa 205.

    Patronat: Der Religionsfond.

    Domin: Zwittau und Trübau, wo auch das Bezirksamt und Gericht; Post in Brüsau.

    Pfarrer: seit November 1855 Herr Anton Heinrich, bis dahin Lokal-Curat in Kunzendorf (Dekant Odrau), geboren zu Olmütz 1799, ordin. 1826. Die Cooperatorsstelle jetzt unbestzt.

    Die Skt. Nikolauskirche, welche auf einem Hügel außer dem Dorfe und am Friehofe steht, wurde an der Stelle der sehr herabgekommenen alten von dem Brüsauer Pfarrer Anton Steinbock, welcher ihr auch ein Kapital von 100 fl. nachlies, mit Unterstützung seines geistlichen Bruders Joseph, der alle 3 Altäre errichten, wie auch das Presbyterium ausmalen ließ, und anderen Wohlthäter im Jahre 1759 solid erbaut und am 3. mai 1804 vom Olmützer Suffragan Alois Graf von Kolowrat consecrirt. Die 2 Seitenaltäre sind der Mutter Gottes und dem hl. Joseph geweiht. Seit 1832 haben Wohlthäter nicht nur das Presbyterium neu malen lassen, sondern auch 3 neue Kirchenfahnen nebst 2 Bildern in vergoldeten Rahmen, nämlich der hl. Philomena und hl. Achatius, sowie vershciedene Altarverzierungen angeschafft, der Patron aber 1 vergoldeten Kelch und Ciborium von Kupfer, dann Mittelstücke und Borten zu Kaseln gespendet, weil dies die Kirche im Jahre 1841 durch Diebstahl verlor. Der sammt 4 Glocken (darunter die größte von 12 Zentnern im Jahre 1599 von Johann Benes in Trübau gegossen, und eine 2te von 4 Zentnern mit unlesebarer Schrift) der Gemeinde gehörige Thurm wurde 1851 neu gedeckt. Die Kirche bezieht einen Gartenzins von jährlich 21 kr. und hat auf dem Chor 1 Orgel nebst einigen Musikinstrumenten; ehemals soll sie beim Dorfe Chrostau 1 kleine Wiese besessen haben, die man ihr entzog.

    Der Curat bewohnt ein ebenerdiges Haus mit 4 Zimmern (davon 1 für den Cooperator und 1 für das Gesinde), wobei die nöthigen Ställe, ein Obstgarten von 233 Quadrat° und 2 kleine Gemüsegärtchen sind. Er wird vom Religionsfond besoldet, genießt aber in Folge hiesiger Ordinariatsanordung vom Jahre 1804 an die bei Heinzendorf gelegenen und zu Brüsauer Pfründe gehörigen Aecker von 32 Metzen gegen 26 fl.C.M. jährlich an den Brüsauer Pfarrer, und muß somit auch die Gemeindelasten tragen, wie auch die landesfürstlichen Steuer dafür entrichten.

    Geschichtliches: Die urkundliche Notiz, welche im Betreff der vom Bischof Bruno im Dorfe Pohler zu erbauenden Kirche bei der Pfarre „Greifendorf“ mitgetheilt wurde, dürfte sich höchst wahrscheinlich auf das Dorf Heinzendorf bezihen, welches damals, weil angeblich verödet, von dem Vogte zu Pohler neu angelegt und eine Kirche daselbst erbaut werden sollte, und überdies, weil im Dorfe Pohler nie eine Kirche bestand. Wie lange aber der Pfarrer von Greifendorf hier den Gottesdienst abhielt, und ob nachher in Heinzendorf (durch das Prämostratenser Kloster in Leitomischel?) eine selbstständige Curatie entstand, ist eben so wenig bekannt, als das Jahr , in welchem die Kirche eine Filiale von Brüsau (1658 war sie es schon) geworden ist. Im Jahre 1672 und folgend enthielt die alte Kirche 3 Altäre, hatte nachdem 1657 einer gestohlen wurde, doch noch 1 vergoldeten Silberkelch mit Patene, 1 alte Monstranz von Messing und 5 Kaseln; jeden 3. Sonntag wurde hier von Brüsau aus der Gottesdienst gehalten. Dem Brüsauer Pfarrer welcher die kirchliche Grundstücke genoß,mußten 15 dasige Bauern jährlich je durch ½ Tag roboten und 15 Klafter Brennholz unentgeltlich zuführen. Seit 1780 wurde wegen Errichtung einer selbstständigen Lokal-Curatie daselbst verhandelt bis zum Jahre 1784, wo dies endlich auf Kosten des Religionsfondes Statt fand, welcher das Patronat übernahm und 1787 auch einen Cooperator bewilligte. Im Jahre 1843 wurde die Curatie zur Pfarre erhoben.

    Curate: seit 22. Mai 1786 Expeditus Lindner, verstorben am 19. April 1812; 17. Oktober 1812 Ignaz Latzel, wurde Pfarrer zu Lobnik im Juni 1817; 6. Oktober 1817 Theophil Leuter, bis 12. Jänner 1820; 10. Juli 1820 Johann Schwarz geboren zu Olmütz, nach Karlsdorf übersetzt im Oktober 1820; 31.März. 1821 Andreas Gläser, geb von Ohrnsdorf, nach Dörfl (Odrauer Dekanat befördert im Februar 1836; 1 August 1836 Vincenz Schleser, geboren zu Würdenthal in Schlesien, verstorben am 23. Oktober 1836 an der Cholera; 05. April 1837 Mathias Tast, geboren zu Rausenstein, seit 21. September 1843 Pfarrer (baute aus eigenem Vermögen 1 Schüttboden und auf Kosten des Patrons einen höchst nothwendigen Brunnen von 13° 4´Tiefe), im Oktober 1844 pensionirt; 22. April 1845 Johann Bartl, beboren zu Rietsch, auch pensionirt im Dezember 1849; 3. April 1850 Karl Rupprecht, geboren zu Unter-Langendorf 1797, ordin. 1823, wurde im August 1855 Pfarrer zu Römersdorf; seitdem der jetzige Herr Curat.

     

    5. Hermersdorf (Kamená hora), Pfarre 

    Diese Dorf, welches allein, jedoch sammt dem in Böhmen liegenden Theile den Pfarrsprengel bildet, liegt ¾ Meilen östlich von Zwittau, gehört zu diesem Großgute, sowie zum Bezirksamt, Gericht und Post in dieselbe Stadt. Bis 1806 war hierher auch die jetzige Curatie Ketzelsdorf in Böhmen (Königgrätzer Diöcese) eingepfarrt.

    Seelenzahl: 1266 Katholiken teutscher Zunge und 7 Juden; schulfähige Kinder 175. Die Naturalleistingen zur Schule sind mit der Jahresrente von 43 fl. 28 kr. C.M. abgelöst.

    Patron: Der p.t. Olmützer Fürst-Erzbischof

    Pfarrer: seit 3. Juni 1857 Herr Franz Jüttner, bisher Administrator in spirit. et tempor. zu AA. Heiligen, geb. zu Raase 1808, ordin. 1835.

    Die auf dem Friedhofe außerhalb des Dorfes stehende Pfarrkirche zur hl. Maria Magdalena wurde theils auf ihre, theils auf Kosten von Wohlthätern im Jahre 1749 ganz neu und fest erbaut, und am 9. Mai 1804 vom Olmützer Suffragan Alois Graf von Kolowrat konsistirt. Nebst dem hohen gibt es noch 3 Seitenaltäre, als des hl. Wolfgang, der hl. Apollonia und hl. Barbara, wovon eines im Jahre 1847 durch Wohlthäter ganz renovirt wurde, die auch den neuen Kreuzweg, 5 Kasseln, 2 Pluviale, 2 Dalmatiken und 1 silberne Krankenbüchse anschafften. Die Kirche ist 13 ¼ ° lang und 4 ° breit, bezieht für abgelöste Wachs- und Geldzinsen eine Jahresrente von 3 fl. 36 kr. C. M., und hat auf dem vor der Vorhalle 4 ¾ ° entfernten Thurm 4 Gemeindeglocken von 10 (gegossen 1540 von Mathias Illenfeld), 6 (1411?), 2 und 1 Zentner (beide vom Jahre 1592). In der Friedhofsmauer ist ein Stein mit der Aufschrift eingesetzt, welche besagt, dass 1715 am der hier wüthenden Pest 9 Personen starben. Unter den Stiftungen gibt es eine der Zwittauer Tuchmacher vom Jahre 1834 mit 300 fl. C. M. auf den hl. Segen für jeden samstätigen Abend.

    Pfarrstiftung: An Aeckern 22 Joch 824 Quadrat °, an Wiesen 2 Joch 924 Quadrat °, an (6) Gärtchen 1247 Quadrat °, Hutweide 545 Quadrat °, und Wald 16 Joch 46 Quadrat °. Der Zehent, Robot-, Flachs- und Hühner-Reluition und andere mit einer Jahresrente von 273 fl. C. M. abgelöst. Auf Unterhalt des Kooperators jährlich 56 fl. 42 kr. vom Religionsfond.

    Im Jahre 1810 wurde auf Kosten des hohen Patrons das Pfarhaus aus gutem Material und aus dem Holzwerk des alten auch die Wirtschaftsgebäude neu aufgebaut.

    Geschichliches: Dieser jedenfalls alten Pfarre, deren Patronat in der Vorzeit höchst wahrscheinlich auch dem Leitomischler Kloster gehörte (vgl. Brüsau), wird erst seit 1559 ausdrücklich gedacht, wo ihr ungenannter Vorstand, wie bereits bei dem Artikel „Greifendorf“ gesagt wurde, ein höchst ärgerliches Leben geführt hatte und nach Mürau zur Verantwortung beschieden wurde. Im Jahre 1560 klagte der gleichfalls ungenannte Pfarrer, welcher auch die Pfründe Greifendorf administrirte, daß ihm von Greifendorf und von Vierzighuben kein Zehent gegeben werde, und daß man ihm hier selbst durch Zusammenrottungen vor dem Pfarrhause beschimpfe und herausfordere u.s.w., worauf der Mürauer Amtmann vom Bischofe den Auftrag erhielt, den Zehent einzutreiben und das Übrige streng strafen zu lassen.(31) Im Jahre 1563 wurde bekanntlich (siehe Greifendorf) der Greifendorfer Pfarrer Johann hierher übersetzt, aber bald darauf erhielt die Pfründe der bisherige Pfarrer zu AA. Heiligen. Kasper, bat jedoch 1583 um die vorige Curatie, die er auch erhielt, nach Hermersdorf aber schickte 1584 der Bischof den Priester Nicklas vorläufig zur Aushilfe, befahl dem hiesigen Vogte, ihn zu verkösten und stellte dem Nicklas selbst es frei, wenn es ihm gefiele, von Georgie dieses Jahres an daselbst als Pfarrer zu verbleiben, nur solle der Vogt dafür sorgen, daß alle Pfarrlinge und deren Beichtzetteln sammt den Namen der etwa nicht gebeichteten dem Bischof zugeschickt würden. Aber kurz darauf erhielt die Pfarre Sacharias Zimmermann und nach seiner Beförderung nach Zwittau im Mai 1587 Matthäus Herbst, nachdem hier nun sehr kurze Zeit vorher ein Mathias als Curat gewesen.(32) Doch schon 1591 ward Martin Sommer als Pfarrer eingesetzt und am 4. April 1592 von dem bisherigen Curaten in Moletein, Adam Friedel, wieder abgelöst, welcher- so arg war die Zeit (auch der Pfarrer Herbst hatte sich über Untriebe der Akatholiken sehr beklagt, und sollte die die Kirche Nichtbesuchenden mit Lieferung von Wachs zur Kirche strafen)- im Jahre 1595 von da entwich, sich diesfalls beim Bischoff rechtfertigte und abermals in Moletein, in Hermersdorf aber Laurenz Palma, bisher ebenfalls in Moletein eingesetzt wurde (33). Am 15. Mai 1614 ward die Pfründe dem Kaplan von Troppau, Blasius Hephetitus, geboren zu Müglitz, verliehen (34) und verblieb, ungeachtet aller Umtriebe der Häresie, doch im Besitz der Katholiken, was hauptsächlich nur dem Umstande zu verdanken war, daß die Bischöfe als Patrone zugleich Gutsbesitzer waren.

    Wie lange Hephetitus hier gewesen, ist nicht bekannt, aber seit 1632 erscheint Paul Johann Peschke, geboren zu Olmütz, als Pfarrer in hiesigen Kichenbüchern, jedoch schon am 17. Mai 1634 wird die erledigte Pfründe sammt der Filiale Ketzelsdorf in Böhmen (welche bis 1806 dabei verblieb) dem Zwittauer Dechant Andreas Iter commendiert und erst am 20. Mai 1640 mit Mathias Stephetitus wieder besetzt, welchem bereits am 4. Juli 1641 Thomas Franz Kutzer nachfolgte und zugleich die Curatie Stangendorf zum administriren hatte(35). Wer im Jahre 1642, wo die Schweden am Skt. Veitstage den Ort sammt der Pfarre ausgeraubt und alle Kirchenschriften verbrannt hatten, daselbst Curat war, ist nicht angemerkt, aber seit 1644 erscheint als solcher Franz Hucik, welchem seit 18. Juni 1652 Benedict Fuchs nachfolgte, jedoch nicht entsprochen haben mag, weil er schon im Oktober diesen Jahres nach Wischau als Kaplan versetzt und Hermersdorf am 20. Oktober 1653 nach Stangendorf commendirt wurde. Im Jahre 1658 erscheint die Pfarre als Commendata von Zwittau, deren Dechant sie seit 1662 von Egid Janitschke und seit 1665 von Andreas Franz Lemberger versehen ließ, welcher letztere aber am 12. April 1672 darauf förmlich investirt wurde, siehe doch 1684 aufgab, worauf am 5. Oktober 1684 Valentin Schuster, nach dessen Tod am 13. April 1711 Johann Pusch (bisher Pfarrer zu AA. Heiligen.), sowie nach dessen Beförderung nach Wagstadt am 10. Oktober 1724 Johann Augustin Kasper darauf investirt wurden. Diesen folgten nach: seit 10. Mai 1742 Andreas Winkler; 23. Mai 1742 Ingatz Rößl, geboren zu Wagstadt; 1743 Franz Hanke, geboren zu Zwittau; 1762 Dominik Hanke, geboren zu Zwittau, Jubilat; 1791 David Jordan, geboren zu Stadt Libau, überging nach Hennersdorf; 1795 Andreas Schimpkele, geboren zu Brüsau, verstorben am 10. März 1820.

    Bereits 1792 wurde der Hermersdorfer Pfarrer verpflichtet, zu Ketzelsdorf in Böhmen den Gottesdienst abzuhalten und ihm deshalb auf den zu unterhaltenden Kooperator seit 1793 aus dem Religionsfonde jährlich 56 fl. 42 kr. angewiesen; aber am 29. August 1803 theilte das böhmisch Königgrätzer Consistorium dem erzbischöflichen zu Olmütz mit, wie es höchst nöthig sei, in der Hermersdorfer Filiale Ketzelsdorf wegen Umsichgreifens der Häresie einen eigenen Pfarrer anzustellen, was der Cardinal und Olmützer Fürst- Erzbischof Anton Graf von Colloredo am 8. Oktober 1803 mit dem Beding genehmigte, daß die Congrua des Hermersdorfer Pfarrers (jährlich Relution für Zehent und anderen 46 fl. 50 kr.) durch diese Er Corporation nicht geschmälert wurde, worauf im Februar 1806 Ketzelsdorf er corporirt, mit eigenem Pfarrer versehen und dahin auch das mährische Dorf Schönhengst zugewisen wurde (36).

    Seit 6. Juni 1820 Karl Polzer, bisher Administrator daselbst, geboren zu Christdorf in Schlesien, 17. Mai 1852 pensionirt; 1852 Karl Hoppe geboren zu Schönberg 1807, ordin. 1830, wurde im Juni 1855 Pfarre in Greifendorf; seit Oktober 1855 Eduard Fischer, bisher Kaplan in Zwittau, geboren zu Olmütz 1812, ordin. 1835, seit etwa März 1857 nach Stadt Libau befördert. 

    6. Stangendorf (Vendoli), Pfarre

    Das Dorf, ebenfalls nur allein zum Kirchensprengel und zum Großgute Zwittau gehörig, liegt ¾ Ml. südsüdöstlich von der Stadt Zwittau, wo Bezirksamt, Gericht und die Post sind.

    Bis 1728 wurde von Stangendorf aus auch die jetzt dem Brünn. Bisthum (Lettowitz Dekan.) zugetheilte Pfarre Rothmühl administriert. 

    Seelenzahl: 1518 Katholiken teutscher Zunge; bei 185 schulfäh. Kinder. Die Schule, welche eine Ablösung-Jahresrente von 86 fl. 40 kr. C.M. bezieht, wurde statt der früheren hölzernen 1817 vom hohen Patron solid erbaut, hat 1 Lehr- nebst 3 Wohnzimmern, wie auch mit eigener Baumschule.

    Patron: p.t. Olmütz. Fürst-Erzbischof.

    Pfarrer: seit Febr. 1859 Herr Johann Brosig, bisher zu Moletein, geb. v. Heinzendorf 1805, ordin. 1832. Ein Cooperator. 

    Kirche: Sie ist dem hl. Apostel Andreas geweiht, steht auf dem Friedhofe und wurde etwas erweitert, so daß sie seitdem 16° lang und 4° breit ist. Am 13. April 1825 schlug der Blitz in den Thurm ein, verbrannte dessen und der Kirche Bedachung und die 4 Glocken von 21, 13 ( 1572 nach einem Brande von Hanns Neubauer in Zlabings übergossen); 3 ½  ( mit unlesbarer Aufschrift ) und ½ Ct. (Sterbglöckch.) schmolzen, wurden jedoch 1828 auf Kosten der gemeinde, welcher sie gehören, in demselben Gewichte übergossen. Auch die Kirche wurde 1826 auf Kosten des hoh. Patrons hergestellt, der Thurm im Mauerwerk um 5° erhöht, so daß er jetzt 19° beträgt und beide mi Schindeln eingedeckt. Überdies haben dasige Wohlthäter zwischen 1844 u. 1851 auch die 3 Altäre (Seitenaltar zu Maria Hilf und hl. Johann v. Nepomuk) vollständig erneuern lassen, dann s. 1824 eine neue Kanzel, den hl. Kreuzweg, 1 Glasluster, 5 Fahnen, 1 Traghimmel, 3 Kaseln, 1 Pluviat nebst Utensilien, ferner 1 vergold. Kelch von Messing (1 silberner wurde abgeliefert ) angeschafft und die Monstranz, das Pacificale und 1 messing. Kelch vergolden lassen.

    Die Kirche ist mit Quadratsteinen geplastert, hat 2 Eingänge und auf dem Chor 1 Orgel mit 9 registern; besitzt nebst einigen vielleicht unabgelöst gebliebenen Zinsen von eisernen Kühen, Häuschen und Gärten, auch 1 Wiese, welche der Curat gegen 5 fl.C.M. jährl. benützt und Aecker auf 2 Metzen, die gegen

    2 fl.C.M. jährl. verpachtet sind. Die Matriken sind seit 1652 (Anmerk. d. Redaktion: Die Matriken beginnen schon 1600 und befinden sich im Archiv Zamrsk).

    Unter mehren Stiftungen gibt es auf hl. Messen: 1761 des hiesig. Pfarrers Franz Steinbock mit 1000 fl., 1776 eines Paul Pazolt mit 100, 1799 d. Franz Schindler m. 988, 1809 der Maria Embert m. 1000 und des Joh. Wild m. 961, dann 1841 für die verstorbene Bauersfrau Elisabeth Kramer m. 360 fl.C.M.( Olm. Consist. Registrat. Stiftung).

    Ob die schon 1806 auf dem Friehofe bestandene Kapelle zu Maria v. Einsiedeln jetzt noch erhalten ist, wird in dem sonst fleißig abgefaßten Bericht des Herrn Curaten nicht vermerkt.

    Pfarrbestiftung:  An Grundstücken: 86 Metzen Aecker (davon s. 1854 50 1/3 Metzen gegen jährl. Zs. von 385 fl. 23 ½ kr. C.M. verpachtet) 1 größerer und 1 kleinerer Garten und 11 Joch Waldung. Die Ablösungs-Jahresrente für Zehent (100 Metzen Korn, 104 Metzen Haber) und für Flachs (bei 70 Kloben) beträgt 291 fl. kr.C.M.

    Das Pfarrhaus, durch Alter ganz heruntergekommen, wurde auf Patronskosten im J. 1806 neu erbaut, sowie 1820 der Roßstall, während die anderen Wirtschaftsgebäude der gegenwärtige Herr Beneficiat aus eigenem Vermögen aufführen ließ.

    Geschichtliches.  Auch über diese Pfründe, welche, ebenfalls von dem Prämonstratenser Stifte nach 1260 gestiftet und seitdem mit Ordensmännern von dort besetzt worden sein mochte, findet sich die erste Nachricht erst zum Jahre 1559, wo ihr nicht genannter Pfarrer, beereits aus dem Säcularclerus, leider ! eben so ausgeartet war, wie die gleichzeitigen von Greifendorf und Hermersdorf (Vgl. Greifendorf zu 1559 u.flg.) Auf seine Stelle kam 1563 der bisherige von Greifendorf, Johann, welcher von einem Martin abgelöst wurde, der bereits 1569 verschied (der Zehent und seine Bücher sollten bei der Kirche verbleiben, sein Bruder Georg, Domvicar zu Olmütz, erhielt den übrigen Nachlaß), und Martin Amerberger 1569 zum Nachfolger erhielt, der im hochen Grade ausartete, deshalb in Mürau eingekerkert, aber auf Fürbitten einiger Adeligen und gegen ausgestellten Revers: nicht mehr nach Mähren zurück zu kommen, 1572 ausgewiesen wurde (37). Noch in dem selben Jahr, nachdem kurz vorher die Kirche verbrannte, setzte der Bischof seinen Kaplan Mathias Walter daselbst ein, welcher jedoch alsbald von hier abging und die Curatie bis etwa 1590 von Greifendorf aus administrirt wurde (38), obwohl 1584 Bischof Stanislaw II. versprach, 3 oder 4 Jesuiten während der damaligen Pestzeit hierher zu schicken, welche der Mürauer Amtmann verpflegen die Praffeinkünfte aber bewahren solle. Da aber die Jesuiten nicht kamen, so musste der Zwittauer Dechant die Curatie bis etwa 1590 administriren, wo sie mit Martin Sommer wieder besetzt wurde, welcher jedoch schon 1591 dieselbe verließ und einen nicht genannten zum Nachfolger bekam, der aus Furcht vor der zügellosen kaiserlichen Reiterei im Juli 1594 ebenfalls seine Herde verließ und bis zum 25. Oktober 1594 nicht erfragt werden konnte. Sein Nachfolger (erst seit 1597) Sebastian Neander, unter dem das zerstörte Pfarrhaus aufgebaut werden sollte, wurde 1602 anderswohin übersetzt. Wer aber hierher kam, weiß man nicht bis etwa 1620, wo ein Daniel Ruder die Pfründe hielt und am 4. Mai 1624 von dem in Trübau geborenen, in dem selben Jahr ordinirten Daniel Bernard Zimmermann abgelöst wurde, welcher in seiner Eingabe an das Consistorium vom 31. April 1633 bemerkt hatte, daß er dies „sehr arme und vernachlässigte“ Skt. Andreas Pfarrkirche hergestellt und mit dem Nöthigsten versehen habe (am Patrociniums Feste Wallfahrten und vollkommenen Ablass), daß sie 3 Seitenaltäre (zur Mutter Gottes, des hl. Laurenz [am Festtage feierliche Procession] und des hl. Benedict) besitze, er aber weniger als die Hälfte des vorigen Zehents beziehe, weil es wenige Bauern gebe und auch diese fast täglich sich vermindern. Die Curatie Rothmühl wurde damals (seit 1629) von da versehen (39). Wohin Zimmermann kam, ist nicht bekannt, wohl aber, daß am 30. Mai 1640 Gregor Franz Wencelius investirt wurde, welchem bereits am 4. Juli 1641 der bisherige Pfarrer zu Hermersdorf, Mathias Stephetius, nachfolgte, jedoch sogleich wegkam und die Pfarre jener in Hermersdorf zugewiesen ward (40). In dieser Zeit hatte die Kirche 2 silberne Kelche mit Patenen, 1 Monstranz von Messing, 5 Kaseln, 1 Wiese, 1 Acker und 1 Garten (alles verpachtet), Zinse von 4 Kühen à 10 weißen Groschen und 2 Pfund Wachs von 2 Gärten; an Barschaft, Legarten und Geschenken 168 Mark nebst 60 Talern. Communicanten zur Osterzeit 1633 gab es 433, und mit Einschluss der aus der Curatie Rothmühl 1073 (41) .

    Am 26. August 1652 erhielt die Pfründe der Vicar bei Skt. Peter in Brünn, Paul Franz Wolff und seit 20. Oktober 1652 dazu auch die Hermersdorfer (42), welcher erst Ende 1685 verstarb (noch 1692 war das von Schweden erbrochene Hochaltar nicht hergestellt; 2 Seitenaltäre; 2 silberne Kelche nebst 1 Ciborium und 10 Kaseln; 528 fl. mährischen Kirchengeld elocirt, aber Zinsen davon selten, weil große Armuth; zur Pfarre gehörten außer dem Zehent 10 fl. mährischen Zehentgeld, 8 fl. Käsegeld, 3 fl. für Mittagessen in der Kirchweihe, 4 fl. 57 kr. Neujahrsgeld, 6 Offertorien im Jahre um die Hälfte des Säckelgeldes, 6 Ruthen Aecker, von den Parochianern angebaut, welche auch das Brennholz zuführen mussten, 1 Garten und 1 Wald, der Schulmann von Pfarrlingen erhalten) (43). Nachdem am 27. Jänner 1684 investirten Veit Franz Girschele, geboren zu Stangendorf und nach Augezd bei Raigern 1693 befördert waren hier nachstehende Curate, die jedoch bis 1843 nur Pfarr Administratoren gewesen sein sollen, für welche Angabe sich jedoch in unseren Quellen kein Beleg findet: 14. Jänner 1694 Matthäus Sinn, wurde 1696 Canonicus in Nikolsburg; 22. September 1696 Christian Leopold Glatzl; 21. Mai 1701 Johann Friedrich Hanke (durch Vertrag vom 27. Oktober 1701 Regelung des geschütteten Zehents von Seiten der Pfarrlinge) (44); 22. April 1702 Martin Anton Püttner, verstorben 1712; 10. Dezember 1712 Joseph Freiherr von Eitner, bisher Pfarrer zu Lettowitz (Brünner Diöcese); um 1720 Valentin Adam Schlosser, wirklicher Großconsistor. Rath, 1732 nach Odrau befördert (seit 1719 Verhandlungen um Abtretung der Commendata Rothmühl, welcher erst 1728 erfolgte, weil der Pfarrer sich widersetzte; zur Complettierung der canonischen Portion erhielt er für die Dauer seines Hierseins zu den fir. 182 noch 118 fl. jährlich aus den obgktl. Renten zu Mürau) (45); 21. November 1732 Franz Anton Freiherr von Gabelkhowen, nach Brüsau befördert 1733; 3. September 1733 Franz Steinbock, auch nach Brüsau befördert 1745; Dezember 1745 Johann Kramer geboren zu Vierzighuben (holzte den Pfründewald so aus, daß seine Nachfolger durch längere Zeit davon nichts erhielten) (46), verstorben 1767; 1767 Wenzel Greß geboren zu Müglitz, verstorben daselbst?; ? Franz Christ, geboren zu Zwittau, verstorben 1. März 1799; 1. Juni 1799 Johann Spiller, geboren zu Johannesthal, übersetzt nach Greifendorf im April 1817; 26. Juni 1817 Karl Böhm geboren zu Liebenthal 1780, seit 1843 Pfarrer verstorben als Jubilat am 12. November 1858.

     

    7. Glaselsdorf (Sklenè), Lokal-Curatie

     

    Glaselsdorf liegt im Gebirgsthale, 1 ¼ Meilen östlich von Zwittau, wohin es, als Bestandtheil dieses Großgutes, auch zum Bezirksamt, Gericht und Post gehört.

    Seelenzahl: 452 Katholiken teutscher Zunge; bei 55 schulfähige Kinder. Die Schule bezieht eine Ablösungsrente von 2 fl. 12 kr. C. M.

    Patron: Der Religionsfond, welcher diese aus dem Greifendorfer Pfarrsprengel excindirte Curatie 1784 bestiftete.

    Curat: Seit 30. Jänner 1840 und seit September 1856 Titl Pfarrer: Herr Franz Hackenberg, bisher Lokal in Weiskirch bei Jägerndorf, geboren zu Altstadt bei Goldenstein 1794, ordin. 1818.

    Die den hl. Aposteln Peter und Paul geweihte Kirche steht im Friedhofe auf einer Anhöhe außerhalb des Dorfes, und dieser Umstand sowie der, daß sie nur 10° lang und 4° breit (das Presbyterium nur 3 °), dann nur im Presbyterium gewölbt (sonst Breterdecke) ist, spricht für ihre bedeutendes Alter, wie auch die 2 Glocken von 10 (1504 oder 1524?) und 7 Zentner (1521). Der Thurm wurde 1844 auf Kosten des Patrons neu gedeckt und seitdem auch die 3 Altäre (Seitenaltar zur Mutter Gottes und der hl. Thekla) theils erneuert undmit neuem Tabernakel, theils mit neu gemalten Bildern und vergoldeten Leuchtern durch Wohlthäter versehen, die auch den neuen Taufstein beischafften und die hl. Kreuzwegbilder renoviren ließen. Da ein Silberkelch von 2 Mark 3 Lth. der Kirche 1839 entwendet und 1 silberne Kelchcuppa schon früher abgeliefert wurde, so hat die Gemeinde 1 neuen silbernen Kelch, einzelne Gutthäter, sowie die Kirche aus ihrem Vermögen aber 4 Kaseln, 1 Pluvial, 1 Baldachin und anderes angekauft. Auf dem Chor 1 Orgel mit Pedal und 8 Registern.

    Eine Feldkapelle mit 1 Altar der schmerzhaften Mutter Gottes, welche noch 1806 bestand, ist vielleicht seither eingegangen, weil ihrer nirgends mehr erwähnt wird.

    Die Kirche bezieht einige Zinse von Gärten und 1 Haus aber 1 ihr gehörige Wiese wurde bereits 1788 dem hiesigen Erbrichter fürdie von diesem abgetretene Baustelle für die Wohnung des Curaten überlassen. Dieses Wohnhaus ist ebenerdig, mit 3 Zimmern (1 für das Gesinde) und andere; es wurde auf Patronskosten 1844 inwendig ausgebessert und 1 neuer Viehstall nebst Holzschupfen zugebaut.

    Der Curat wird vom Religionsfonde besoldet, hat 1 Obstgarten und genießt vielleicht auch jetzt, wie 1806, von der Gemeinde Prekär 1 Acker auf 1 Metzen, 1 kleine Wiese und unentgeltliche Holzzufuhr. Die Greifendorfer Pfründe besitzt hier 16 Joch 223 Quadrat ° Aecker (davon genossen die früheren Glaselsdorfer Seelsorger 10 Metzen gegen sehr geringen Pachtzins), was jetzt verpachtet ist, und 1 Joch 672 Quadrat ° Wiesen.

    Wenn ja in der Vorzeit zu Glaselsdorf 1 eigene Pfründe bestand, was sich nach dem pfarrlichen Grundstücken vermuthen läßt, so hat sich darüber keine verlässliche Nachricht erhalten außer der, daß dieser Kirchensprengel schon vor 1582 der Greifendorfer Kirche assiliirt war (47) und seitdem auch immerfort bis 1784 dabei verblieb, mit Ausnahme einiger Jahre seit 1659, wo der dortige Pfarrer Wolfgang Schindler diese Filiale dem Stangendorfer Curaten, welchem die Commendata Hermersdorf abgenommen wurde, sammt den Zehent von jährlich 60 Metzen Korn und so viel Haber, zur bessern Subfistenz abtrat (48). Jeden 3. Sonntag und bei Hochfesten an den 2 Tagen wurde hier jeher der Gottesdienst gehalten.

    Um 1672 hatte die Kirche ebenfalls 3 Altäre, aber das hohe war violiert; ferner, an silber 1 vergoldeter Kelch, 1 Ciborium und 2 Abluitionsbecher, 1 alte („antiqua“) Monstranz von Messing, 3 Kaseln, 3 Glocken und anderes; dann bezog sie jährliche Geld- und Wachszinse von Gärten, Häuschen und 1 Wiese, besaß 4 legierte Kühe à 36 kr. und bezog von der Gemeinde jährlich 1 Metzen Korn, so viel Haber nebst 35 kr. die pfarrlichen Grundstücke ( wegen Entfernung nicht bebaut) und den Zehent genoß der Greifendorfer Curat (49).

    Seelsorger: Seit 1785 Ignaz Homme, geboren zu Altstadt bei Trübau, vordem Curat in Jaromierzitz, verstorben 61jährig am 12. Februar 1808 (um die Curatie mehrfach verdient); 11. Juni 1808 Joseph Melcher, geboren zu Zwittau, bisher lokal in Karlsdorf, verstorben 56jährig am 14. August 1816; März 1817 Valentin Mikusch, geboren zu Altstadt bei Goldenstein, commutirt nach Reigersdorf im Juni 1819 mit Joachim Krusch geboren zu Lauterbach, welcher für seinen jüngeren Bruder Benedict Krusch im Anfang februar 1823 als Kaplan nach Küglitz abging, der letztere verstarb 46jährig am 30. Jänner 1832; Juni 1832 Joseph Göbel, bisher Koopearator in Stangendorf, geboren zu Wiesen, verstorben 50jährig am 16. Juli 1839; seitdem der jetzige Herr Curat. 

     

    Fußnoten:

    1.)   Im Jahre 1806 betrug das Silber 32 Pfund 478 Lth.; davon wurden 1810 abgeliefert 1 schöne Monstranz gothischer Arbeit, 8 Kelche, 2 Ciborien, 1 Rauchfaß, 1 Lampe u.a., zusammen 30 Pfund 20 Lth. Über den diesfälligen Reichthum im Jahre 1690 vergleiche das „Geschichtliche“ zu diesem Jahr.

    2.)   Consistor. Registrat. Stiftungen. – Bis 20. Dezember 1841 waren die hier abzuhaltenende Litaneien mit 630 fl. Fundirt (davon bezog die Kirche jährlich 3 fl. 15 kr.) hl. Messen mit 8420 fl. 43 kr. W.W. (davon die Kirche 59 fl. 27 kr., Pfarrer 209 fl. 44 kr.) und mit 1675 fl.C.M. (Kirche 15 fl. 23 kr., Pfarrer 50 fl. 8 kr.)

    3.)   Für eine erlegte am 12. November 1679 auf Vestattung für sich und seiner Familie der hiesige Primator Georg Schwarz der Kirche 150 fl. rhn., für die 2. der Primator Leopold Zehenmark am 30. März 1701, 100 fl. rhn. und am 9. Dezember 1766 verpflichtete sich die Gemeinde Lotschnau die von ihr erbaute Kapelle (welche?) auch erhalten zu wollen. (Olm.Consist. Registrat).

    4.)   Ebenda und Wiener Kirchenzeitung 1852 Seite 192

    5.)   Siehe hierüber mein „Mähren Band V Seite 887

    6.)   Cod.dpl. Morav. III. p 223

    7.)   Vgl. die nachfolgende Geschichte des hiesigen Stiftes- Correspond. I. II. dt. v sob. pr.ned. oculi 1561; ibid. III. v sob pr. provod. nedel. u. IX. f. 132.

    8.)   Dt. na Kromer. v pond pr. obetov. Mar. 1570 im f. erz. Arch. zu Kremsier

    9.)   Ebenda XV. u. XX. 49

    10.) Das. XXIII. 86 XXV. 120. 130.

    11.) Ebenda XXVII. 86. XXIX. 181.

    12.) Das XXXI. 40. XXXII. 42.

    13.) F. e. Archiv zu Kremsier nach Zwittauer Grundbuches dt. 28.Juni 1605

    14.) Schmidl, Histor. Soc. Kes. II.p. 678

    15.) Cod. Investit. auch dür die früheren und folgenden, dann hiesige Matriken, die jedoch eben diesen Andreas Dirre nicht kennen.

    16.) Provent fix. parochor. Cod. 1658

    17.) Zwittauer Dekanat Matrik 1672

    18.) Matrik 1692

    19.) F. e. Archiv zu Kremsier

    20.) Was sich in dem Werke „Mähren“ Band V Seite 883 über die Anfänge des Klosters nach der dort angeführten Quelle gesagt,ist nicht verläßlich.

    21.) Brünner Wochenblatt 1825, Nr. 37. Vgl. damit die Borotiner Filialkirche im Dorf Wanowitz (Dekanat Oppatowitz)

    22.) dt. Cremsir. in die assumpt. B.M.V. 1525 und dt. v Kromer. v evrt. po obrezovan P. Krista.-Hystorige mesta Litomyssle od Frant. Gelinka w Leitomysl. 1838

    23.)    olm. Consist. Registrat. Stiftung

    24.)    Dieser Ansatz ist nich genau verbürgen, weil ihn das Pfarr-Inventar vom Jahre 1806 nicht ganz klar angibt

    25.)    Cod. dpl. Mor. V. p. 29.

    26.)    „Gerens ?? rectorem ecelsiae in Brisovia“ sagt von ihm die Urkunde für das Skt. Jakob Nonnenstift in Olmütz von April 1373

    27.)    Orig. v. Jahre 1501

    28.)    Correspond. VII. f. 68. XVIII. 77. XXIV. 106.XXVII. 31

    29.)    Schmidl Hist. Soc. Jes. II. p. 676

    30.)    Correspond. in d. Olm. Consist. Registrat.

    31.)    Correspond. X.

    32.)    Ebenda XX. 64. dt.v sobot. pr. nedel. Judica in XXI.,dann dt. v pond. po nedel. krjzow in XXV. 130. 264 XXIX 122

    33.)    Ebenda XXIX. 122. XXX. 57. 130. XXXIII. 157

    34.)    XXXIX. 124.

    35.)    Cod. Investitur. bis 1724, dann hiesige Matriken

    36.)    Act. Consistor. in dess. Registratur

    37.)    Correspond. IX. f. 152. 160. u. XII. 2.4., wo es über den letzten Martin heißt: pro sve nezbedne vradstvy, svary a s lidmy pramze, tez zle, nekadne a bezbozne chovany a gine znamenite veystupky a zufale mluveny (sei er nämlich nach Mürau gekommen)

    38.)    Ebenda, und zu 1572, 1587 und 1589 vgl. Greifendorf

    39.)    Correspond. XXXI. 267. XXXIII. 157. XXXIV. 18 u. Orig. Bericht vom Jahre 1633 in der Boczeksch. Slg.

    40.)    Cod. Investit. b. 1733, für spätere dasig.(unvollständige) Matriken.  

    41.)    Orig. Bericht vom Jahre 1633

    42.)    Act. Consistor. ad. an.

    43.)    Zwittau. Dekan. Matrik 1672

    44.)    Urk. d. J. im f. e. Arch. zu Kremsier

    45.)    Act. Consistor. 1719 et sqq.

    46.)    Acta Consistor.

    47.)    Vgl. Greifendorf zum Jahre 1582 Note.

    48.)    Orig d. J. in d. Olm. Consistor. Registrat

    49.)    Zwittau. Dekan. Matriken 1672



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