Gegenüberstellung der Beschreibungen der Kleidermode, die die Chronisten aus Blumenau und Dittersbach in ihren Gemeindegedenkbücher in Wort und Bild dargestellt haben.

Aus dem Gemeindegedenkbuch Blumenau. Betreffend die Entstehung u. Geschichte der Gemeinde Blumenau und der Ortschaft Kiefergratschen. Angelegt im Jahre 1927, Davon die Seitenzahlen 1-89 und 452-514. In der Mitte des Buches etliche leere Seiten. (Farbverfälschung treten durch durch das Alter der Abbildungen, die Farbfotokopien (im Gegensatz zu den Bildern von Dittersbach sind es keine Fotografien und natürlich die im Internet beschränkten möglichen Netzfarben auf). Besonderen Dank geht an Franz Klimesch, der das Gemeindegedenkbuch aus der früher allgemein benutzten Deutsch-Kurrentschrift in die seit 1941 benutze Antiqua-(Latein-) Schrift übertragen hat und uns den Text zur Verfügung gestellt hat.

Stempel DittersbachAus dem Gemeindegedenkbuch Dittersbach. (200Seiten)
Der Ortsgeschichtsausschuß von Dittersbach bestand aus folgenden Personen:
Stefan Bittner Gemeindevorsteher, Dittersbach 54
Johann Leinweber Gemeindevorsteher-Stellvertreter, Dittersbach 77
Heinrich Gromes Landwirt, Dittersbach 141
Gedenkbuchführer ist Lehrer Wenzel Hanzal
Dieser Ausschuß wurde am 24.03.1924 von der Gemeindevertretung gewählt.

(evtl.Farbverfälschung treten durch das Alter der Abbildungen, sowie der Netzdarstellung mit eingschränkten Farben auf.) Die Bilder hat Thomas Bittner aus dem Gedenkbuch fotografiert und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Kleidertracht in Blumenau und Dittersbach

                1. Männertracht
                2. Frauenmode
                3. Hütte

Die heutige Kleidertracht, welche sich an die Kleidung der Städter anlehnt,

unterliegt den Launen der Mode, die wohl jedes Jahr Änderungen bringt.

Noch um das Jahr 1800 wurde hier eine eigene Volkstracht getragen, die im

nachstehenden durch einige Bilder gezeigt wird.

Schönhengster Tracht zur Zeit der Kaiserin Maria Theresias

Obiges Bild zeigt zwei Männer in der Tracht, wie sie zur Zeit der

Kaiserin Maria Theresia getragen wurde.

  Der uns mit der Brust zugewendete trägt Sommerkleidung, schwarze

Halbschuhe, weiße Strümpfe, gelbe Hose, rote Weste, einen langen grauen

Mantel und einen aufgestülpten Hut (deutschen National Hut).

  Der mit dem Rücken uns zugewendete Mann trägt Winterkleidung, hohe

Stiefel aus Juchtenleder, langen Rock aus grünem (meist grauen) Tuch mit

großen Lünaburger Silberknöpfen, welche Fuhrleute aus Deutschland

mitbrachten. Die Kopfbedeckung war eine Pelzmütze.

Alte Trachten u. Joppen.
Die alte deutsche Kleidertracht hat sich vielleicht in 100 Jahren nicht so oft geändert wie jetzt in 10 Jahren. Die Kleidertracht unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia war nachstehende:

Schönhengster Tracht zur Zeit der Kaiserin Maria Theresias

Ich stelle hier zwei alte Männer dar, die sich freundlich grüßen; der mit dem Gesichte zugekehrte ist in Sommerkleidung; er trägt einen aufgestülpten Hut, Schuhe und Strümpfe. Der mit dem Rücken zugekehrte trägt Winterkleidung: eine Pelzmütze, Juhtenlederstiefel, einen Brustfleck von rotem Zeug oder grauem Tuch. Diese langen Joggen waren von grünem aber meistens von grauem Tuch verfertigt und meist sehr großen, weißen Knöpfen besetzt. Siehe Zeichnung. Diese Knöpfe waren von Silber und Fuhrleute brachten sie aus Deutschland - man nannte sie die Linaburgknöpfe.

 

Sehr gebräuchlich waren sowohl bei Männern als auch bei Frauen die

braunen, anliegenden „Kürschnerpelze“ aus Schaffell, ohne jedweden Aufputz.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts brachten Fuhrleute auch andere Pelzmode

mit.

Kürschner Pelze

 

 



Kürschner Pelze.
Die alten Leute haben braune Kürschnerpelze getragen. Die hiesigen Schaffelle wurden von den Kürschnern gekauft und für Männer u. Frauen die sogenannten Kürschnerpelze verfertigt. Sie hatten einen eigenen Schnitt, waren enganliegend und hatten keinen Aufschlag. (siehe Zeichnung.)

Kürschner Pelze

Arme Leute trugen die „Polnauer Pelze“ von lichtgelber Farbe mit

schwarzem Pelzbesatz am Kragen und an den Ärmeln.

Sie waren aus hiesigen Schaffellen gearbeitet.


Wohlhabende trugen die „Grazer Pelze“, die Fuhrleute in der Steiermark

und besonders in Graz einkauften.

Sie trugen weiße Verzierungen aus bunten Schnüren.

Polnauer Pelz

 

Grazer Pelz

Polnauer Pelz
Grazer Pelz

 

Zwei weitere Bilder zeigen lange Mäntel jener Zeit.

Besonders als die Tuchweberei aufblühte, trug man lange Mäntel aus echtfärbigem, blauem Tuch mit langem Kragen., der nur einen Fuß kürzer war als der Mantel selbst. Ein solcher Mantel kostete 50 bis 60 fl W. W. und konnte nur von Wohlhabenden angeschafft werden.

Im Winter sah man auch die „polnischen Pelze“ aus schwarzem Lammfell mit Fuchsfell verbrämt. Sie waren kein Erzeugnis unserer Gegend, sondern wurden von Fuhrleuten gebracht.

 

Vom Pollnauer Pelz.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts sind wenig braune Pelze angefertigt worden, es ist wieder von Fuhrleuten eine andere Pelzmode eingeführt worden. Figur 1. Dieser Mann trägt den Polnauer Pelz; er war aus hiesigem Schaffellen u. meist von der ärmeren Volksschaft getragen.

Vom Grazer Pelz.
Von wohlhabenden Landsleuten wurde damals der Grazer Pelz, siehe Zeichnung 2, sehr getragen. Diese Grazer Pelze wurden nicht bei uns zu Lande verfertigt, sondern die Fuhrleute brachten selbe aus Steiermark meistens von Graz, sie wurden daher nur kurzweg Grazer Pelze genannt.

Pollnauer und Grazer Pelz

Vom echtfärbigem Mantel.
Der Mantel wie Fg.1 zeigt, ist eine uralte Bekleidung, die alten Mäntel waren aber gewöhnlich von grobem und dunkelgrauem, aber sehr festem Tuch, die Mantelschlagge reichte nur bis zum Ellbogen. Als aber die Tuchnäherei mehr in Schwung kam und schöne echtfärbige Tuche erzeugt wurden, so kamen auf die schönen Mäntel mehr v. Jahre 1830 bis 1850 in Gebrauch. Sie waren von echtem, dunkelblauem Tuch, wo die Elle 6 bis 7 fl. Ein solcher Mantel kostete damals 50 - 60 fl (10/10) und wurde nur von Wohlhabenden getragen. Die Mantelschlagge war nur um einen Schuh kürzer als der Mantel selbst.

Vom polnischen Pelz.
Fg.2 zeigt einen Mann im polnischen Pelz. Diese waren von russischem Lammfell und hatten von einer schwarzen Lamm einen breiten Halbkragen-Aufschlag. Der ganze Pelz war mit einem zollbreiten Streifen ausgearbeiteten braunen Fuchsfelles eingefaßt. Diese Pelze waren hier nicht im Handel, sondern wurden damals durch die Fuhrleute bestellt. Sie wurden meist nur von wohlhabenden Leuten getragen, denn sie waren sehr teuer. Es hat damals ein solcher Pelz 18, 20 bis 25 fl gekostet. Sie waren gerade wie oben die Mäntel sehr stark im Gebrauch.

Die beiden unteren Bilder zeigen die Tracht von 1820 bis 1840.

Man trug eine schwarze Lederhose mit Taschen an den Lenden herunter, Stiefel aus feinem schwarzen Kalbsleder, eine Weste, Brustfleck genannt, aus rotem oder blauem Zeug, einen Ledergürtel, „Peingurt“ mit Tasche, einen Rock aus schwarzem Manschester und einen schwarzen Hut aus sehr starkem Filz mit zwei bis drei Seidenbändern und schöner Schnalle.

Auch lange, blaue Röcke, „Kaput“ genannt, waren ein übliches Kleidungsstück.



Diese Kleidertracht wurde schon in den 1820ger Jahren getragen und hat sich gehalten bis gegen das Jahr 1840 und ging dann nach und nach verloren. Der Hut war von ¼ Zoll starkem Filz, breiter Hutband mit schöner Schnalle und mit 2 bis 3 Seidenbändern versehen. Der Wams war von schwarzem Manchester, der einreihige Brustfleck von roter oder blauem Zeug, die überlegte Weste war aber schon später von Karton oder Seide. Der Peingurt dürfte auch nicht fehlen. Die Lederhose hatte and der Lende hinunter einen Hosensack und die Stiefel waren von schwarzem Kalbsleder.
Der Kaput.
Der in der obrigen Zeichnung nebenstehende Mann trägt ein langes Kleid. Man nannte es damals den Kaput. Dieser war von schönem Tuch, die Schöße waren nicht zerschnitten. Das Kleid war lang, es reichte vom Halskragen bis auf die Ferse und kostete bis 36 und 40 fl. (10/10)

Ganz malerisch nimmt sich die im

deutschen Dreifarb gehaltene Kleidung

der Postillione der Herrschaft aus.

 

Der vorzeitige Postknecht.

Wie sollte denn der Postknecht früher gekleidet gewesen

sein, dürfte heute mancher fragen.

Die nebenstehende Zeichnung stellt einen solchen

uniformierten Postknecht in hohen Stiefeln dar, bevor es

Eisenbahnen gab.

Als die Eisenbahn die Post übernommen hat, so erlitt die

allgemeine Posttracht einen Abbruch und die Postknechte

sind abgeschafft worden.

 

 

 

Frauenmode

Wie untenstehende Bilder zeigen, war die Tracht der Frauen ganz schmuck.

Sie bestand aus einem weiten , braunen Faltenrock, roten Strümpfen und schwarzen Halbschuhen mit großen Messingschnallen, einem grünen Mieder, das die kurzärmelige weiße Bluse mit Hals- und Ärmelkrausen hervortreten ließ.

Einige grüne Knöpfe am Kopfe und eine bunte Schürze vervollständigten das farbenprächtige Bild. Im Winter trug man kurze oder lange Pelze.

Wohlhabende Frauen trugen Fuchspelze mit grauen Tuchüberzug und mit braunem Pelzwerk verbrämt.


 

Die Knöpfe.


Die älteste Kleidertracht war bei

Frauen die Köpfe als Kopfputz und im

Winter der lange Fuchspelz;

die Köpfe trugen die Weiber an

Festtagen, als Gefatterin Patin und bei

Hochzeiten als Brautweiber, eine

gefallene Person, die bei ihrer Ehe

keinen Kranz tragen durfte, musste

auch eine solche Knöpfe aufsetzen.

 

Der Weiber-Fuchspelz.

Diesen lange Fuchspelz trugen meistens wohlhabende Weiber. Dieser Pelz war mit grauem Tuch überzogen und mit braunem Fuchsfell eingefasst. Sie trugen damals rote Strümpfe und Steckschuhe mit großen Schnalle von Messingblech. Diese Kleidertracht wurde von alten Frauen bis um das Jahr 1820 getragen, bei jüngeren war der Bund, die Rockschüre schon abgeschafft. Die Röcke waren von hiesigen Webern aus Schafwolle und Leinengarn gearbeitet und waren rot, grün u. braun. Die Schürzen waren sehr bunt gestraußt. Die alten Weiber hatte die Röcke nach unten mit sehr breiten Seidenschüren besetzt.

Der Kürschner Pelz.
Die Weiber haben den Kürschnerpelz getragen, wie die obenstehende Frau zeigt. Um das Jahr 1820 trugen die Weiber keinen Kürschnerpelz. Diese Pelze wurden bei den hiesigen Kürschnern verfertigt auch unten an Röcken die Schnüre waren schon abgekommen.

Hüte


Von den Hutformen werden hier der lange Zeit beliebte „deutsche

Nationalhut“, der in zwei Ansichten wiedergegeben ist, und der „Wienerhut“

dargestellt.

Ende


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Deutsche Hüte aus alter Zeit.

Der Hut Fg.3

wurde noch von

Männern bis um das Jahr 1830 und

darüber getragen; er

war nicht mehr so

breit wie die älteren.

 

 

 

Den Hut Fg.4

haben die Vorfahren

getragen. Sie hatten einen

runden Kopf und eine breite

Kringe; das war noch der alte

deutsche Hut, den man noch

bei alten Leuten

gesehen hat.

 

Der Hut Fg.5 war damals der Steierische Hut,die Fuhrleute haben sie aus Steiermark

gebracht.


   

Der Dreieck-Hut.

Fg.6 und 7 wird wohl

der älteste Nationalhut

sein, den man schon

vor mehreren 100 Jahren

unter dem deutsche

Volke getragen hat. Er

bildet ein Dreieck, man

nannte ihn den

dreieckigen Hut oder

auch Waglhammer? In

den 1820ger Jahren

haben noch alte Leute

einen solchen Hut getragen.

Der Wiener Hut.

Fg.8 zeigt uns noch aus der Zeit

der 1850 Jahre den noch

bekannten Wiener Hut; als

deutche Nationaltacht hat

derselbe seine letzte Rolle

gespielt. Es kamen dann die

grünen, grauen und braunen Hüte

zu Mode. Jetzt aber ist eine

algem. Stadtmode und es trägt

jeder seinen Hut nach belieben.

Die gestricken Mützen.

Es gab in alten Zeiten verschiedene Mützen, die jetzt

nicht mehr getragen werden. Die älteste Mütze

Figur 1. haben sehr alte Leute getragen, auch

Schulknaben. Es waren meist wollene mit Ziraten

gestrickte Mützen.

Die Ledermützen.


Figur 2 war die Ledermütze. Diese war ums Jahr 1820

sehr in Mode. Sie wurde im Sommer allein, auf unter

dem Hute von alt u. jung und von Schulknaben

getragen. Sie wurden aus alten kalbsledernen

Stiefelschäften vom Schuster verfertigt.

Wohlhabende haben auch solche Ledermützen von

grünen Saffianleder getragen.

Die Schlafkappe.

Die Schlafkappe Figur 3. war ein mit verschiedenen

Ziraten gestrickte Wollkappen mit langem Zipfel und

daran eine große Gurasse angebracht. Diese war im

Winter sehr beliebt, wurde unter dem Hute getragen

und zum Schutze gegen Kälte über die Ohren

gezogen. Im Sommer wurde selbe allein getragen.

Diese Mützen sind von alten Männern bis gegen das Jahr 1835 bis 1840 getragen worden.

Das Sammetkappl.

Das grüne Sammetkappl F.4 haben manche Burschen

um das Jahr 1820 getragen. Dieses wurde meistens

durch Fuhrleute bestellt und von Wien gebracht. Es

wurde von alt und jung, im Winter und Sommer unter

dem Hute und noch mehr allein getragen. Diese

Sammetkappeln sind bis zum Jahr 1870 benützt

worden.

Die Fuchspelzkappe.

Der Kopf F.1 trägt eine Mütze von einem Fuchspelz.

Bis zum Jahre 1820 wurde er bei sehr alten Leuten

getragen; es war auch eine sehr warmer Wintermütze.

Der ganze Fuchsschwanz ist auf dem Rücken des

braunen Pelzes hinunter gehangen.

 

Die ordinäre gewirkte Kappe.

Der Kopf F.2 trägt eine gewirkte graue Mütze. Sie

war ein Gewebe von Schafwolle mit lauter gekrausten

Schlingen. Diese Mützen wurden nur meistens auf

dem Lande von armen Leuten getragen.

Die Lammmütze.


Der Kopf F.3 trägt eine graue Lammmütze und war an

der Seite mit blauseidenen Bändern geziert. Diese

Lammmütze wurden noch in den 1820ger Jahren

getragen. Es hatten sie nur Wohlhabende, denn sie

waren sehr teuer.

Eine sehr dauerhafte Pelzmütze.

Der Kopf F.4 trägt eine Pelzmütze innen von

Schafpelz, außen mit einer Verbrämung von

schwarzem Lammfell eingefaßt. Die Oberdecke war

mit schönen schwarzem Manchester überzogen. Sie

wurde noch im J. 1820 getragen und wurden über die

Jahre 1840 getragen.

Die Astrachanmütze.

Der Kopf F.5 trägt eine sehr teure Astrachan-Mütze.

Sie ist oben mit feinem Tuch überzogen und an der

Seite ist der herunterhängende Zipfel mit einer

Gurasse geziert. Diese Mützen waren bereits von

1830-1845 in der Mode, eine andere hat sie wieder verdrängt.

Fuchspelzmütze.

Die Mütze Fg.1 eine Pelzmütze war von Fuchsfell, außen von

einer Verkrümmung, oben war selbe mit rotem, blauem oder

grünem Zeug, auf die besseren mit grünem Sammt überzogen. Sie sind von Männern

bis um das Jahr 1825-30 getragen worden.

 

Marder-PelzmützeDie Marder-Pelzmütze.

Die Mütze Fg.2 wurde von Wohlhabenden getragen. Die

eingefaßte Verkrümmung war nur von einem Lederkalp, die

Kopfdecke von grünem Sammt. Eine solche Mütze hat 30 fl. (10/10) gekostet.

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