Friedrich
II.,
italienisch Federico Secondo,
Römischer König (1196), Kaiser (seit 1220),
* Jesi 26. 12. 1194,
† Fiorentino (bei Lucera) 13. 12. 1250;
Sohn Kaiser Heinrichs VI., und Rogers II. von Sizilien;
Friedrich
II. wurde auf Drängen seines Vaters bereits im Dezember 1196 zum
Römischen König gewählt, nach dessen Tod (1197) jedoch
nicht als Thronfolger anerkannt. Seine Mutter Konstanze ließ ihn
kurz vor ihrem Tod (27. 9. 1198) im Mai 1198 zum König von Sizilien
(als Friedrich I.) krönen und stellte Friedrich Roger (Taufname)
unter die Vormundschaft von Papst Innozenz III. (bis 1208). Dieser betrieb,
bedrängt durch die Absicht Kaiser Ottos IV., die kaiserliche Gewalt
in Süditalien wieder aufleben zu lassen, Friedrichs Wahl zum Gegenkönig
in Deutschland (Nürnberg, September 1211; wiederholt Frankfurt am
Main, 5. 12. 1212). Bei Friedrichs Erscheinen in Süddeutschland
(September 1212; Konstanz) traten die dortigen Fürsten auf seine
Seite. In der Schlacht von Bouvines (27. 7. 1214) entschied der französische
König Philipp II. Augustus mit seinem Sieg über die Engländer
und den mit ihnen verbündeten Otto IV. den römisch-deutschen
Thronstreit. In Aachen wurde Friedrich am 23. 7. 1215 zum zweiten
Mal (erstmals Mainz, 9. 12. 1212), nun im Verständnis der Zeit
am 'richtigen Ort', zum König gekrönt.
Für die päpstliche Hilfe musste Friedrich weite Teile Mittelitaliens
dem Kirchenstaat abtreten, auf die 'Mathildischen Güter' in Tuszien
(Toskana, 1213) sowie auf die Beeinflussung der Bischofswahlen sowie Spolien-
und egalienrechte in der Kirche verzichten (Egerer Goldbulle, 12. 7.
1213); auch sollte er das Königreich Sizilien seinem Sohn Heinrich
VII. — dort im März 1212 gekrönt — überlassen
(Verbot der 'Unio regni ad imperium'). Doch ließ er diesen nach
Deutschland kommen und im April 1220 in Frankfurt am Main zum König
wählen, um selbst nach Italien zurückzukehren und zum Kaiser
gekrönt zu werden (Rom 22. 11. 1220). Friedrich kam später
nur noch 1235/36 und kurz 1237 nach Deutschland, als Heinrich (VII.) sich
gegen ihn empörte. Er setzte ihn ab (Worms 4. 7. 1235) und ließ
im Februar 1237 in Wien den jüngeren Sohn als Konrad IV. wählen.
Mit der 'Goldenen (Sizilianischen) Bulle' (26. 9. 1212) und dem Privileg
der Primogenitur (1216) sicherte Friedrich das Königtum in Böhmen-Mähren.
Am 26. 4. 1220 ordnete Friedrich mit der 'Confoederatio cum principibus
ecclesiasticis' ('Bündnis mit den geistlichen Fürsten') und
im Mai 1232 mit dem 'Statutum in favorem principum' ('Bestimmung zugunsten
der Fürsten'; Bestätigung der Erlasse von Heinrich [VII.] vom
1. 5. 1231) das Verhältnis zwischen Königtum, Städten
sowie Fürsten und festigte mit diesen 'Fürstengesetzen' die
entstehenden Territorien (Verzicht auf königliche Hoheitsrechte;
Ausbau der ® Landesherrschaft). Die Straffung der Reichsgewalt
in Deutschland gelang ansatzweise ( Mainzer Reichslandfrieden, 15. 8.
1235), die Aussöhnung mit den Welfen vollends (Mainzer Hoftag, August
1235; Herzogtum Braunschweig-Lüneburg). Schon 1224 hatte Friedrich
als generelle Strafe für Ketzerei den Feuertod auf dem Scheiterhaufen
eingeführt (® Inquisition). In seinem sizilianischen Erbreich
dagegen schuf Friedrich, von den Assisen (Hoftagsbeschlüssen) von
Capua (1220) und den 'Konstitutionen von ® Melfi' (1231) ausgehend,
einen straff zentralisierten, finanzkräftigen Beamtenstaat ohne feudale
Zwischengewalten.
Der Versuch der Wiederherstellung der Kaisergewalt in Oberitalien scheiterte
und ließ den latenten Konflikt mit dem Papsttum offen ausbrechen.
Äußerer Anlass war der von Friedrich bei seiner Aachener Königskrönung
gelobte und seither mehrfach verschobene Kreuzzug. Trotz des deswegen
im September 1227 vorgenommenen Kirchenbannes durch Papst Gregor IX. (1231
wieder gelöst) unternahm Friedrich 1228/29 den (fünften) Kreuzzug
und erlangte durch einen Vertrag (18. 2. 1229) mit Sultan Al-Kamil
in Kairo die Überlassung der heiligen Stätten kampflos (17. 3.);
in Jerusalem krönte sich Friedrich selbst zum König des Königreichs
Jerusalem (18. 3. 1229). Unter Einfluss seines Vertrauten, des Hochmeisters
des Deutschen Ordens Hermann von Salza, dem Friedrich in der 'Goldbulle
von Rimini' (März 1226) alles Land der heidnischen Prußen als
Ordensstaat garantiert hatte, vermittelten die Reichsfürsten nach
seiner Heimkehr im Frieden von San Germano den Ausgleich zwischen Papst
Gregor IX. und Friedrich (Juli 1230). Das Vorgehen Friedrichs gegen den
Lombardenbund, besonders nach dem Sieg von Cortenuova (27. 11. 1237),
als er die bedingungslose Unterwerfung von Mailand und der Lombardei forderte,
ließ den Papst mit einem erneuten Bann (März 1239) den Kampf
wieder aufnehmen. In der Folge brachte Friedrich weite Teile Italiens
unter seine Herrschaft. Als Gregor IX. starb (1241), nahm der Nachfolger
Innozenz IV. Friedensverhandlungen auf, die aber bald scheiterten. Auch
die Absetzung Friedrichs durch Innozenz auf dem Konzil von Lyon (17. 7.
1245) entschied den Kampf nicht. Trotz der Wahl von Gegenkönigen
(Heinrich Raspe, 1246; Wilhelm von Holland, 1247), trotz der Rückschläge
(Gefangennahme seines Sohnes Enzio, 1249; wachsende Opposition v. a.
in Deutschland) und Enttäuschungen (Petrus de Vinea, Giftmordanschlag
seines Leibarztes) behauptete sich Friedrich, an seinem imperialen Sendungsauftrag
festhaltend. Mit seinem Tod scheiterte die mittelalterliche Reichsidee
endgültig.
Friedrich galt schon zu seinen Lebzeiten als überragende Persönlichkeit
('stupor mundi' ['der die Welt in Erstaunen versetzt']). Sein Interesse
für Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie ließ ihn
mit arabischen Gelehrten in Verbindung treten; sein Hof (Palermo, später
auch Foggia) war Mittelpunkt der Sizilianischen Dichterschule. Sein Buch
über die Falkenjagd ('De arte venandi cum avibus', um 1246; Prachthandschrift
in der Vatikanischen Bibliothek) gilt als frühes Meisterwerk beobachtender
Naturwissenschaft. Nach seinem Tod von seinen Anhängern als Retter
der Welt erwartet, der im Berg Ätna seiner Wiederkehr harrt, von
seinen Gegnern als Antichrist gefürchtet, der am Ende der Zeiten
erscheinen wird, wurde Friedrich in Deutschland Gestalt der Kaisersage
(Kyffhäusersage), die im 16. Jahrhundert auf Friedrich I. Barbarossa
übertragen wurde. — Grabmal im Dom von Palermo.
Literatur:
De arte venandi cum avibus, herausgegeben von C. A. Willemsen, 2 Bände
(Neuausgabe 1951);
Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II., herausgegeben von demselben (71991).
Politische Propaganda Kaiser Friedrichs II. und seiner Gegner, herausgegeben
von H. M. Schaller (1965);
Stupor mundi, herausgegeben von G. Wolf (21982);
G. Masson: Das Staunen der Welt (aus dem Englischen, 121989);
W. Stürner: Friedrich II., auf 2 Bände berechnet (1992 folgende);
Kaiser Friedrich II. Sein Leben in zeitgenössischen Berichten, herausgegeben
von K. J. Heinisch (Neuausgabe 41994);
D. Abulafia: Friedrich II. von Hohenstaufen. Herrscher zwischen den
Kulturen (aus dem Englischen, Neuausgabe 1994);
E. H. Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite, 2 Bände
(Neuausgabe 4—71994);
E. S. und G. Rösch: Kaiser Friedrich II. und sein Königreich
Sizilien (1995).
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