Tochter des Königs PHILIPP von Schwaben und der Irene von Byzanz, Tochter von Kaiser Isaak Angelos
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Hansmartin Decker-Hauff: Die Zeit der Staufer: Band III Seite 361
Kunigunde Januar/März 1202 Schwäbisch Hall -13.9.1248 Prag
Von Kaiser FRIEDRICH II. Katharina, in Böhmen auch mitunter Konstanze genannt.
Verlobt August/Dezember 1207
(? Heimführung Ulm 16.7.1216, bei der Belehnung ihres Gatten, des späteren
Königs Wenzel I. durch FRIEDRICH II.)
ab etwa 1221, angeblich 1224
oo Wenzel I. König von Böhmen
1205 (?um 1199-1205)-22.9.1253
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Kunigunde wurde 1216 mit dem ungestümen und unberechenbaren Wenzel von
Böhmen vermählt. Auf dem Hoftag zu Eger erhielt er für den Verzicht
auf das schwäbische Alllod seiner Frau von FRIEDRICH II. 10.000 Mark Abfindung.
Durch Kunigunde wurde der deutsche Einfluß in Böhmen noch gestärkt.
Sie starb während des Bürgerkrieges zwischen Vater und Sohn.
Josef Mühlberger: Seite 86-91 "Lebenswege und Schicksale staufischer
Frauen"
Kunigunde, die nach 1199 geborene Tochter König PHILIPPS von Schwaben
und der Irene von Byzanz, war noch ein Kind, als sie mit Wenzel I., dem Sohn
des STAUFER-treuen Königs Ottokar I. von Böhmen aus dem Geschlecht
der PREMYSLIDEN, verlobt wurde.
Wo und wie Kunigunde mit ihren anderen 3 Schwestern nach der Ermordung ihres
Vaters und dem Tod ihrer Mutter 1208 lebte, wissen wir nicht. Der Bischof von
Speyer nahm sich der 4 verwaisten Mädchen an, doch mögen die, welche
bereits verlobt waren, frühzeitig an die betreffenden Höfe gekommen
oder in Braunschweig mit ihrer älteren Schwester Beatrix herangewachsen
sein.
Die Vermählung Kunigundes mit Wenzel fand 1216 in Prag statt, dahin sie
mit großem Gefolge, einer reichen Ausstattung und vielen Frauen und Mädchen
gekommen war. 1228 wurde sie mit Wenzel I. durch den Erzbischof Siegfried von
Mainz feierlich gekrönt. 1230 wurde Wenzel I. nach dem Tod seines Vaters
böhmischer König. Er genoß im Reich hohes Ansehen. Kaiser FRIEDRICH
II. wie der Papst Gregor IX. nannten ihn unter ihren Reichsfürsten an 1.
Stelle. Zeitweilig war Wenzel während der Abwesenheit des Kaisers Procurator
sacri per Germaniam imperii, also Reichsverweser. Als solcher hatte er auch
den widerspenstigen Sohn Kaiser FRIEDRICHS II., HEINRICH (VII.), zu überwachen.
Kunigunde war durch ihre Heirat in eines der größten und wirtschaftlich
am besten gestellten Reichsländer gekommen. Für Wenzel war Kunigunde
wegen ihrer Anteile am Herzogtum Schwaben willkommen. Am Hoftag zu Eger 1235
erhielt er für den Verzicht auf das schwäbische Allod seiner Frau
von FRIEDRICH II. 10.000 Mark Abfindung.
Kunigunde war die 16. jener deutschen Frauen, die seit der Gemahlin Boleslaw
II. (976-999) als Gattinnen böhmischer Herzöge und Könige nach
Prag kamen. Durch Kunigunde wurde der deutsche Einfluß noch verstärkt,
was der Aufenthalt einiger deutscher Minnesänger am Prager Hof beweist.
Das Leben am Prager Hof stand dem an anderen Höfen nicht nach, nur war
es durch das slawische Element lauter, bunter und prunkvoller. Daneben trat
eine Frömmigkeit im franziskanischen Geist, verbreiteten sich religiös-mystische
Strömungen und Weltabkehr als Folge einer sich immer mehr verwirrenden
Zeit während des Kampfes zwischen dem Kaiser und den Päpsten. Von
diesen Strömungen wurde die fromm erzogene Kunigunde erfaßt, ihre
Vorbilder wurden die ihr verwandten heiligen Frauen, Elisabeth von Thüringen
(gestorben 1231) und Hedwig von Schlesien (gestorben 1243), und die heilige
Clara. Eng verbunden muß sich Kunigunde ihrer später seliggesprochenen
Schwägerin Agnes gefühlt und bei Eheschwierigkeiten und in den politischen
Auseinandersetzungen zwischen ihrem Gatten und Sohn Trost gefunden haben.
Um Kunigundes Schwägerin Agnes hatte der Sohn Kaiser FRIEDRICHS II., HEINRICH
(VII.) geworben, doch auch der Kaiser hatte eine Verbindung mit Agnes angebahnt.
Schon war die Mitgift, die Agnes erhalten sollte, festgelegt worden (30.000
Mark), ebensoviel wie Isabella von England dem Kaiser als dessen 3. Gemahlin
einbrachte. Die Pläne zerschlugen sich, da Agnes, die "den himmlischen,
nicht dem irdischen Bräutigam dienen wollte", den Schleier nahm und
in den Orden der Clarissinnen eintrat, dem sie ein Kloster erbaute. 1328 wurde
sie heiliggesprochen.
Der Papst wandte sich an sie, um Einfluß auf Kunigundes ungestümen
und oft unberechenbaren Gatten Wenzel zu nehmen. Auch ihm war sie Rat und Halt,
sie war im "treuer als Weib und Kind und jegliches Gut"
Wenzel I. war seiner Schwester, aber auch seiner Gattin sehr ungleich, war ein
schwieriger, von wechselnden Gefühlen umgetriebener Mann. Seine Jugend
war durch die unruhigen Ereignisse um seinen ruhelosen Vater Ottokar I. beschattet,
durch dessen zerrüttete Ehe mit Adelheid von Meißen, deren Scheidung
sich, als vom Papst benutzte politische Handhabe, jahrelang hinzog. Wenzel schwankte
unausgeglichen zwischen Kampfeslust und Menschenscheu, war gespalten zwischen
schwermütige Passivität und hektisch aufflammenden Tätigkeitsdrang
in vielen grausam geführten Kriegen, besonders gegen Österreich, wo
das Geschlecht der BABENBERGER im männlichen Stamm ausgestorben war. Nach
den Kriegszügen, auch bei drohender Gefahr, konnte sich Wenzel in unauffindbare
einsame Orte zurückziehen.
Das Leben an der Seite dieses Königs mochte für Kunigunde, das Kind
aus einer glücklichen Ehe, schwierig gewesen sein. Hinzu trat das unentschlossene
Verhalten Wenzels im Kampf zwischen Kaiser FRIEDRICH II. und den Päpsten,
in welchem Wenzel bald auf der einen, bald auf der anderen Seite stand. Wegen
seiner schwankenden Haltung wurde Wenzel vom Papst "König von Bohemia
oder besser Blasphemia" genannt. Noch schwieriger wurden für Kunigunde
die häuslichen Verhältnisse, als die politischen Kämpfe im Reich
zum Zwiespalt zwischen Vater und Sohn, Wenzel I. und Ottokar II., führten
und zum Bürgerkrieg ausarteten.
Ein erschreckendes und bedrohliches Ereignis auch für Kunigunde wurde der
Einfall der Mongolen in Schlesien, also an der Grenze Böhmens. Die Gefahr
war unabsehbar. Der Herzog von Schlesien war ein Schwager Wenzels. Trotz der
Bedrohung des Reichs durch das asiatische Heer zögerten die deutschen Fürsten,
auf den Hilferuf Wenzels Truppen zur Abwehr zu entsenden. So zog Wenzel allein
mit seinem Heer gegen den herandrängenden Feind. Er kam zu spät. Herzog
Heinrich von Schlesien hatte mit einem deutsch-polnischen Heer am 9. April 1241
eine Schlacht in dem Dorf Wahlstatt bei Liegnitz gewagt. Er wurde, angeblich
durch einen Gasangriff, einer von den Chinesen übernommenen Kriegstechnik,
vernichtend geschlagen und im Kampf getötet.
Kunigunde mußte noch erleben, dass ihr Gatte von ihrem staufisch gesinnten
Sohn Ottokar II. gestürzt und aus Prag vertrieben wurde. Während der
Kämpfe zwischen Vater und Sohn starb sie am 12. September 1248, wenig mehr
als 40 Jahre alt, ob in dem verwüsteten Prag oder an einem Ort, dahin Wenzel
vor seinem Sohn geflohen war - wir wissen es nicht.
Was sich von ihr erhalten hat, sind durch gestiftete Klöster, wie das der
Zisterzienser in Marienthal in Sachsen; sie hatte die Klöster Oslawan,
Tischnowitz und Brewnow, die älteste Benediktinerabtei Böhmens, gefördert
und das Herburgskloster Marienzelle in Brünn ausgestattet.
Eine Betrachtung über Kunigunde von Schwaben als Königin von Böhmen
kann nicht abgeschlossen werden, ohne an ihren Sohn zu erinnern. Der Zug König
Ottokars II. zum Imperialen mag staufisches Erbe sein. Ottokar II. wurde einer
der mächtigsten und bedeutendsten Herrscher der nach-staufischen Zeit.
Gerade das verhinderte seine Wahl zum deutschen König. Die Fürsten
zogen ihm den wenig einflußreichen und nicht mit Gütern gesegneten
Grafen Rudolf von Habsburg vor.
König Ottokar II. wurde "als ein Sproß, den das glückliche
Böhmen mit dem Blute des Göttlichen (FRIEDRICH II.) gezeugt",
gerühmt.
Thomas Krzenck: Seite 50-6: "Eine Stauferin am Prager Hof"
Kunigunde von Schwaben war bereits die 16. Tochter aus einem deutschen Fürstenhaus,
die seit Emma, der Gemahlin Herzog Boleslavs II. (972-999), als Gattin eines
böhmischen Herrschers nach Prag kam. Im Spätherbst des Jahres 1207
wurde auf dem Reichstag zu Augsburg das politische Bündnis zwischen PHILIPP
von Schwaben und Otakar Premysl I. von Böhmen durch eine Eheschließung
ihrer Kinder untermauert.
Kunigunde, eine Enkelin Kaiser FRIEDRICHS I., wurde vermutlich zwischen Januar
und März 1202 wohl in Schwäbisch-Hall als 3. Tochter PHILIPPS von
Schwaben und der Irene von Byzanz (um 1181-1208) geboren. Wo und wie Kunigunde
mit ihren 3 Schwestern nach der Ermordung ihres Vaters und dem Tode ihrer Mutter
lebte, bleibt unbekannt. Berichtet wird, der Bischof von Speyer habe sich ihrer
angenommen. Die Jahre ihrer Kindheit bleiben so im Verborgenen. Ob Kunigunde
dann bereits im Jahre 1216 in Böhmen weilte, als Premysl Otakar I. seinem
Sohn Wenzel mit Wissen der böhmischen Großen und mit Zustimmung des
nunmehrigen König FRIEDRICH II., Kunigundes Vetter, die Nachfolge in Böhmen
sicherte, ist nicht bekannt. Auch den Zeitpunkt der Heirat mit dem etwas jüngeren
Wenzel (geboren 1205) verschweigen die Quellen. Sicher ist hingegen, dass Kunigunde
mit großem Gefolge, reicher Ausstattung und vielen Frauen und Mädchen
an den Prager Hof kam.
Dem spätestens 1207 betriebenen (oder auch erneuerten) Heiratsprojekt folgte
am 6. Februar 1228 - und hier taucht der Name Kunigunde wieder in den Quellen
auf - die Krönung Wenzels und seiner Gemahlin in Prag. Dazu heißt
es in den böhmischen Annalen: 1228: König Wenceslaus ist mit seiner
Gemahlin, der Königin Cunegunde, in der Prager Kirche vom ehrwürdigen
Siegfried, dem Erzbischof von Mainz, gekrönt worden, am Sonntag, an welchem
gesungen wurde: Esto mihi.
Verfolgt man die Quellen nach 1228, wird deutlich, dass Kunigunde fast völlig
hinter ihren Gemahl zurücktrat. Die außerböhmischen Quellen
erwähnen kaum mehr als ihren Namen. Fest steht, dass Kaiser FRIEDRICH II.
auf dem Augsburger Hoftag 1235 Wenzel 10.000 Mark Silber zahlte als Ablösung
des Erbrechts Kunigundes auf die staufischen Allode in Schwaben. Für Wenzel
war Kunigunde so also auch wegen ihrer Anteile am Herzogtum Schwaben ein Gewinn.
Doch neben dieser höfischen Kultur bestimmte noch ein anderes Element das
Leben am Prager Hof, dem Kunigunde wahrscheinlich mehr zugeneigt gewesen sein
dürfte: Neben einer Frömmigkeit im franziskanischen Geist verbreiteten
sich in einer Zeit politischer Wirren und Machtkämpfe zwischen dem Kaiser
und den Päpsten hier auch religiös-mystische Strömungen und eine
Haltung der Weltabkehr. Von diesen Strömungen, die nicht nur in Böhmen
Anhänger fanden, scheint Kunigunde ebenfalls erfaßt worden zu sein.
Geistige Vorbilder für Kunigunde wurden vor allem die ihr verwandten, später
heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen und Hedwig von Schlesien sowie
Klara von Assisi. Eng verbunden fühlte sich Kunigunde wahrscheinlich auch
ihrer später seliggesprochenen Schwägerin Agnes, die nach dem mißglückten
Heiratsprojekten den Schleier nahm, in den Orden der Klarissinnen eintrat und
in Prag vermutlich 1234 ein Stift gründete, mit dem sowohl ein Männerkloster
als auch ein Spital verbunden waren.
Bei der Weihe des Klosters waren neben Wenzel I. und seiner Gemahlin Kunigunde
zahlreiche Bischöfe, weltliche Würdenträger und natürlich
Einwohner der sich entwickelnden Prager Altstadt anwesend.
Die wenigen Urkunden, die den Namen der böhmischen Königin Kunigunde
von Schwaben nennen, zeigen sie fast ausschließlich bei frommen Werken
beteiligt, so bei der Stiftung des Zisterzienserklosters Marienthal (heute Ostritz,
Kreis Görlitz) oder bei der Förderung der Klöster Oslavan, Tisnov
und Brevnov - der ältesten Benediktinerabtei Böhmens - sowie bei der
Ausgestaltung des Herburgsklosters in Brünn (Brno). Für den Zeitraum
zwischen 1231 und 1248, also während der Herrschaft ihres Gemahls, kennen
wir heute 10 (bzw. 12 - zwei existieren in doppelter Ausfertigung) Urkunden,
in denen Kunigunde für zumeist geistliche Institutionen Stiftungen vornahm
sowie Rechte bestätigte bzw. zusammen mit ihrem Gemahl bestätigen
ließ. Kunigunde entschied in keiner dieser Urkunden völlig souverän.
Immer wird die Zustimmung ihres königlichen Gemahls - direkt oder in einer
besonderen Urkunde - zum Ausdruck gebracht.
Insbesondere mit der Gründung des Zisterzienserklosters Marienthal (claustra
Vallis Sanctae Mariae) im Jahre 1234 reihte sich Kunigunde in die Reihe böhmischer
Fundatorinnen ein. In der am 14. Oktober 1234 zu Prag ausgestellten Urkunde
schenkte Kunigunde unter Beirat ihres Gemahls und mit Zustimmung ihrer Kinder
das Dorf Seifersdorf (Syfridistorph) nebst Zubehör - Äckern, Wiesen,
Wäldern, Gewässern, Mühlen usw. - dem Zisterzienserinnenkloster
St. Marienthal zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheil. In einer weiteren Urkunde
vom 22. Februar 1238 beurkundeten König Wenzel und seine Gemahlin die auf
ihrem rechtmäßigen Besitz erfolgte Gründung (fundatum) und Ausstattung
(dodatum) des Zisterzienserinnenklosters St. Marienthal, welches sie der Äbtissin
und den geweihten Klosterjungfrauen zu dauerhaftem Besitz übertrugen, indem
sie dasselbe in ihren und ihrer Nachfolger ewigen königlichen Schutz stellten.
Im gleichen Jahr bestätigte Kunigunde den Verkauf einiger Güter nebst
Zubehör seitens des Zisterzienser-Mönchsklosters Buch an das Kloster
St. Marienthal für 230 Mark, wobei die Kaufsumme von der Königin selbst
bezahlt worden sein dürfte. Am 22. Februar 1239 bestätigte Wenzel
I. auf Bitten seiner Gemahlin Kunigunde als Stifterin (fundatricis) zu seinem
und seiner Vorfahren Seelenheil dem Kloster den Besitz weiterer Dörfer.
Am 21. Januar 1244 stellte König Wenzel I. auf fromme Bitten des Herrn
und unserer Gemahlin, der berühmten Königin Böhmens Cunegundis
dem Kloster Herburg (Marienzelle) in Brünn (Brno) eine förmliche Gründungsurkunde
aus, nachdem bereits der Brünner Bürger Ulrich Schwarz den Grund gelegt
und die erste Ausstattung aus seinem Besitz besorgt hatte. Allein dessen Opferwilligkeit
reichte nicht aus, um den Bestand dieser Stiftung zu sichern. Doch bald fand
sich in der Königin Kunigunde eine Beschützerin des Nonnenkonvents.
Nachdem noch im Jahre 1241 Wenzel I. dem Konvent das sogenannte Bergrecht und
der Bischof Rüdiger von Passau betreffs der Fertigstellung der neuerrichteten
Kirche eine Indulgenz verliehen hatte, veranlaßte die Königin ihren
Gemahl, gleichsam als Gründer des Konvents aufzutreten.
Die erhalten gebliebenen Urkunden zeigen, dass Kunigunde zugleich auch in Entscheidungen,
die ihre Fundationen betrafen, eingriff, des weiteren trat sie als Exponentin
des Spitals des Hl. Franziskus beim Verkauf eines Landstücks an das Kloster
Kladruby auf, wo sie - wie es scheint - ihren Gemahl vertrat.
Den König vertrat Kunigunde wahrscheinlich auch bei den Verhandlungen zur
Beilegung eines Streits zwischen demselben Spital und dem Deutschen Orden, denn
in der entsprechenden Urkunde wird zum Ausdruck gebracht, dass die Rechtshandlung
coram nobis verkündet wurde. Unter diplomatischen Spekten erscheint die
Urkundentätigkeit Kunigundes insofern interessant, da in die Ausstellung
der Urkunden der Königin Mitglieder der Kanzlei Wenzels in weitaus geringerem
Maße eingriffen als zum Beispiel bei der Königin Konstanze, der Mutter
Wenzels. Obwohl Kunigunde mehr oder weniger die Dienste des Vysehrader Kapitels
in Anspruch nahm - in den Urkunden findet zum Beispiel der Scholastiker Friedrich
Erwähnung - stellt ihre Urkundenmission in der Gesamtentwicklung der Kanzlei
böhmischer Königinnen einen nicht zu negierenden Fortschritt dar.
In ihrem Eheleben scheint es Kunigunde mit ihrem Gatten nicht immer leicht gehabt
zu haben. Zwar war es dem konsequent zum Nachfolger aufgebauten Wenzel nicht
schwer gefallen, das Erbe seines Vaters, der ein sich nach jahrelangen Fehden
konsolidierendes Reich hinterließ, sowie die Krone zu behaupten, doch
vereinte der König in sich selbst Charaktereigenschaften recht widersprüchlicher
Natur. Er schwankte unausgeglichen zwischen Kampfesmut und Menschenscheu, war
innerlich gespalten zwischen schwermütiger Passivität und hektisch
aufkommendem Tatendrang in zahlreichen grausam geführten Kriegen, insbesondere
gegen den politischen Erzrivalen Österreich. Die langwierigen Auseinandersetzungen
um Österreich brachten nicht die erhoffte Machterweiterungen in Richtung
Süden und führten Wenzel 1239/40 auf die Seite der STAUFER-Gegner.
Im Kampf zwischen FRIEDRICH II. und den Päpsten nahm der Böhmenkönig
anfangs eine unentschlossene Position ein. Doch sah sich Wenzel in den 40-er
Jahren des 13. Jahrhunderts wegen des sich zuspitzenden Konfliktes gezwungen,
eindeutig Stellung zu beziehen. Dies sollte Auswirkungen auf die innerböhmischen
Verhältnisse nach sich ziehen.
Die Auseinandersetzungen um die Wiederbesetzung des Bistums Olmütz (Olomouc)
hatten zur Folge, dass Wenzel durch den neuernannten Bischof Bruno von Schauenburg
in das päpstliche Lager gezogen wurde, während ein Teil des böhmischen
Adels offen für den Kaiser Partei ergriff, und den zum Thronfolger aufgerückten
ehrgeizigen und ungeduldigen Sohn Wenzels und Kunigundes, Premysl Otakar II.,
der staufisch gesinnt war, am 31.12.1247 zum "jüngeren" König
erhob. Der Vater-Sohn-Konflikt konnte erst nach 2-jährigen bewaffneten
Auseinandersetzungen zugunsten Wenzels beigelegt werden, wozu die Entwicklung
im Reich und der Kampf um das babenbergische Erbe in Österreich beitrugen.
Nach dem unerwarteten Hinscheiden Friedrichs des Streitbaren im Jahre 1246,
der keine männlichen Erben hinterließ, war nämlich das politisch,
wirtschaftlich und strategisch bedeutsame Herzogtum vakant. Durch die Heirat
Premysls mit der über doppelt so alten Margarethe, der Schwester des verstorbenen
Herzogs und Witwe König HEINRICHS (VII.) wurde der böhmischen Forderung
auf das babenbergische Erbe Nachdruck verliehen.
So fiel auf die letzten Lebensjahre Kunigundes ein tiefer Schatten. Bereits
1241 hatte sie den Einfall der Mongolen in Schlesien, den Schlachtentod Herzog
Heinrichs bei Liegnitz und die Verwüstung des flachen Landes im Oder- und
Marchtal sowie die großen Bevölkerungsverluste für Mähren
erleben müssen. Zumindest ist es zu vermuten, da es keine direkten Quellenzeugnisse
gibt, dass sie unter dem Eindruck dieser verheerenden Ereignisse gestanden haben
dürfte.
In seinen letzten Lebensjahren zog es zudem ihr Gemahl vor, immer ausgedehntere
Zeitabschnitte in für ihn eigens erbauten, abgelegenen Burgen mit nur wenigen
Begleitern zu verbringen und war deshalb auch oft nicht erreichbar. Seine Hauptleidenschaft
war die Jagd, deren Vergnügen ihn oft länger an die in Wäldern
gelegenen Schlösser Bürgliitz, Tyrov und Angersbach fesselte, als
es dem König nützlich und seinen Untertanen lieb war. Auf der Jagd
büßte er ein Auge ein und erhielt deshalb in der böhmischen
Geschichte den Beinamen "der Einäugige". Darnach begunde aber
der furste mit den hunden zeu iagen vand syne kurczeweile czu haben, vnd vorlosz
eyn auge yn dem pusche. Vnd da her das ouge vorlosz, da begunde her in dem walde
czu wonen, vnd lag stetiglichen vff Burgelyns, vnd achte Prage nichtis nicht.
Wenzels politische Schwankungen und seine zeitweise unentschlossene Haltung
fanden ihre Ursache vielleicht auch in den Familienverhältnissen. Während
seine Gemahlin Kunigunde als Cousine des Kaisers sicherlich staufischen Ansprüchen
nahestand, war seine Schwester Agnes, die Wenzel besonders schätzte, eher
der päpstlichen Seite zugetan, ohne dass sich in den Quellen wiederum ein
gespanntes Verhältnis zwischen Agnes und Kunigunde nachweisen ließe.
Hinzu kam sicherlich auch der unerwartete Tod seines Sohnes Vladislav (1247).
Nur das starke Band zu seiner Schwester Agnes und der Sinn für die dynastische
Verantwortung halfen ihm, seine Depressionen zu überstehen, die Folgen
und der Verlauf der politischen Ereignisse verstärkten aber die zunehmende
Menschenscheu.
Noch während der Kämpfe zwischen Vater und Sohn starb Kunigunde am
13. September 1248 - ob in dem durch die kriegerischen Auseinandersetzungen
verwüsteten Prag oder an einem anderen Ort, an den Wenzel vor seinem Sohn
geflohen war - wir wissen es nicht. Die erzählenden Quellen sind auch hier
wieder allzu wortkarg: 1248: Die Königin stirbt am 13. September. Das ist
das letzte von dem Wenigen, was uns die böhmischen Annalen jener Zeit über
Kunigunde wissen lassen.
Das Leben dieser böhmischen Königin läßt sich aus den vorhandenen
Quellen nur sehr schwer rekonstruieren. Die wenigen erhaltenen Nachrichten in
den Böhmischen Annalen sowie die von ihr allein oder in Zusammenwirken
mit ihrem Gatten ausgestellten Urkunden, zeigen sie als fromme Stifterin, ohne
näher in ihre Vorstellungs- und Gefühlswelt eindringen zu können.
Aus der Ehe Wenzels mit Kunigunde von Schwaben gingen 5 Kinder hervor. Neben
dem 1247 verstorbenen Sohn Vladislav und den 3 Töchtern Beatrix (Bozena),
verheiratet mit Otto von Brandenburg, Agnes (Anezka), verheiratet mit Heinrich
von Meißen sowie einer bereits im Kindesalter verstorbenen, namentlich
nicht bekannten Tochter, sollte der zweitälteste Sohn als ein berühmter
PREMYSLIDE in die Geschichte eingehen: Premysl Otakar II. (um 1233-1278) war
der bedeutendste böhmische König vor KARL IV., der sich an der Schwelle
der 70-er Jahre des 13. Jahrhunderts anschickte, im Kampf gegen RUDOLF von Habsburg
als "Rex aureus et ferreus" auch nach der deutschen Königskrone
zu greifen.
Wenzel I. starb am 22. September 1253 auf seinem Hof Pocaply bei Beroun. Die
sterblichen Überreste des Königs wurden dann nach Prag überführt
und im Kloster des Hl. Franziskus feierlich beigesetzt. Das Grab des Königs
konnte, da die historischen Quellen keine Nachricht hinterließen, in welchem
Gebäude des Klosters der König seine letzte Ruhestätte fand,
in archäologischen und anthrapologischen Ausgrabungen bzw. Untersuchungen
in den Jahren 1941 respektive 1983 ermittelt und die Identität Wenzels
bestätigt werden. In unmittelbarer Nähe entdeckte man zugleich eine
in ihrer Art dem königlichen Grab ähnliche Ruhestätte, über
die keinerlei historische Angaben existieren. Detaillierte Analysen der die
Ausgrabungen leitenden Wissenschaftler führten dann zu der Feststellung,
dass es sich um das Grab der böhmischen Königin Kunigunde von Schwaben
handelte, die hier im ehemaligen Kloster der Klarissinnen, für das sie
sich als fromme Stifterin Verdienste erworben hatte, ihre letzte Ruhestätte
fand.
1216
oo Wenzel I. König von Böhmen
Prag 1205-22.9.1253
Kinder:
Ottokar II. Premysl
um 1229-26.8.1278
Vladislav
um 1225-2./3.1.1247
oo 1. Gertrud von Österreich
1227-24.4.1288
Beatrix
-
oo Otto Markgraf von Brandenburg
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Literatur:
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Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift
für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans
Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München
1992, Seite 296, 304 - Kuthan, Jiri: Premysl Ottokar II. König, Bauherr
und Mäzen. Höfische Kunst im 13. Jahrhundert, Böhlau Verlag Weimar
1996, Seite 24,43,51,56,284f.,287,317 -