Prag, Seminárská
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Konskriptions- und
Orientierungsnummern Nummerierung der Häuser a) Einführung der
Konskriptionsnummer Einführung der Konskriptionsnummer Am 8. März 1770 wurden durch Maria Theresia aus einer militärischen Notwendigkeit heraus per Resolution (die sogenannte „Konskriptionsordnung“) die Konskriptionsnummern (Beschreibungsnummern) eingeführt, die auch als Gebäudenummern bekannt sind (Anmerkung: Konskription: (hist.) Aushebung [zum Heeres-, Kriegsdienst]). Die weitsichtige Kaiserin verfügte
eine Konskriptionsordnung, in der sie „... es für nöhtig
befunden“ hat, „eine allgemeine Seelenbeschreibung
zu veranlassen...“. Gemäß dieser „...
ist zugleich auch die Conscription des Zugviehs und die Numerierung der
Häuser auf die von Uns vorgeschriebene Art und Weise vorzunehmen“.
Diese
„Art und Weise“ sah so aus, dass man innerhalb der bestehenden
Gerichtsbezirke örtlich zusammengehörende Häusergruppen
mit „Eins“ beginnend nummerierte. Die Nummer war „ohne Anheftung besonderer Tafeln lediglich mit schwarzer Farbe durchgehends ober der HaußThüren sichtbar aufzuzeichnen“.
In Wien wird diese Bestimmung in leicht modifizierter Form umgesetzt: Nicht mit schwarzer, sondern mit roter Farbe werden hier die Nummern auf die Hauswände aufgetragen. Das rechte Bild zeigt die Konskriptionsnummer der heutigen Köllnerhofgasse 3 in Wien
Dass die auf das Haus aufgemalte Zahl eine Hausnummer und nicht eine Jahreszahl darstellte, brauchte es zusätzlich zur Zahl noch Buchstaben: Das
der Zahl vorangestellte Nro, N:, N°, Nro,
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Wien, Köllnerhofgasse
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Jedes Haus wurde mit einer „Konskriptionsnummer“ versehen. Seit dem Jahr 1771 beginnen die Hausnummern auch in den Kirchenbüchern zu erscheinen , in den Kirchenbüchern wurden dann der „Conscriptions-Nummer" die Abkürzung C.N., häufig auch N.C.) vorangestellt. (Anm. Hausnummer 82 = N.C: 82) Im Jahre 1784 erließ Joseph II. die Kaiserliche Anordnung vom 20.2.1784 zur Führung der Kirchbücher. |
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Nachteile der Hausnummerierung durch das System der Konskriptionsnummerierung Dieses System der Hausnummerierung innerhalb eines Stadtteiles oder Ortschaft ist nur ungenügend dafür geschaffen, Änderungen, die sich im Laufe der Jahre ergeben, miteinzubeziehen: Wurde ein neues Haus gebaut, bekam
es die auf die Zahl des zuletzt nummerierten Haus folgende Nummer, dies
galt natürlich auch, wenn es nicht in der Nähe stand. So bekam
ein neues Haus, welches zwischen der Nr. 92 und Nr. 93 stand, die Nummer
501, wenn die Ortschaft aus 500 Häusern zuvor bestanden hatte. Die fortlaufende Nummerierung geriet in Unordnung. Die Ordnung, die ein räumliches Zurechtfinden garantieren sollte, wurde eigentlich einer Ordnung der Zeit, das heißt: Je kleiner die Hausnummer, desto älter das Haus. Um diesem Durcheinander entgegenzuwirken,
erfolgten Um- und Neunummerierungen. In Wien in der Inneren Stadt wurden
solche 1795, 1821 und schließlich in den Jahren nach 1874 durchgeführt. Schottenfeld Nr. 351, 7. Bezirk
Nr. 1193, |
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1862 - Einführung der Orientierungsnummern Im Volkszählungsgesetz vom 23. März 1857 hießt es bereits in § 11: „Für ausgedehnte Städte kann auch eine gassenweise Nummerierung stattfinden.“ In Wien beschloss dann der Gemeinderat am 2. Mai 1862, die Konskriptionsnummerierung durch die Orientierungsnummerierung zu ergänzen. Fortan wurde jede Straße extra nummeriert. Eingeführt wurde das vom Unternehmer Michael Winkler (* 17. Juli 1822 in Místek; † 20. April 1898 in Wien) mitentwickelte System einer gassenweisen wechselseitigen Hausnummerierung, bei der die Radialstraßen von der Stadtmitte weg und die Querstraßen im Uhrzeigersinn aufsteigend nummeriert werden, wobei die ungeraden Hausnummern der linken Straßenseite zugewiesen werden. Man nennt es auch das Winklersches System der Hausnummern. Der Schilderfabrikant Winkler fertigte auch die entsprechenden Schilder. Die einzelnen Straßen wurden benannt. Diejenigen die parallel zum Ring verliefen bekamen ovale Straßenschilder, jene Straßen, die senkrecht zum Ring, also stadtauswärts führten, erhielten rechteckige Straßentafeln. Neben dieser Unterscheidung bekamen
die Straßenschilder der einzelnen (damals neun) Bezirke verschiedene
Randfarben: Später eingemeindeten Bezirke erhielten eine rote Umrandung. Diese Regelung wurde 1920 durch eine neue, einheitliche Regelung abgelöst. Die Straßenschilder aller Bezirke erhielten nun eine rote Umrandung, Plätze wurden in roter Fraktur-Schrift, Straßen und Gassen in schwarzer Fraktur-Schrift gekennzeichnet. Die neuen Straßenschilder wurden jedoch bald danach, im Jahre 1923, abgeschafft und durch emaillierte in weißen lateinischen Buchstaben auf blauem Untergrund abgelöst . Seit 1944 sind alle Straßenschilder in Wien gleich, mit Ausnahme von einigen Altstadtensembles, wo seit den 1980er Jahren Imitationen der Straßenschilder in der Regelung von 1862 aufgehängt wurden. Zwischen 1926 und 1944 wurden im 2. bis 21. Bezirk die Straßenschilder der Querstraßen an den Ecken abgerundet.
Die heutige Form der Orientierungsnummern in Wien wurde durch Beschluss des Wiener Gemeinderats vom 24. Oktober 1958 bestimmt, die eine einheitliche Hausnummerierung im selben Aussehen wie die Straßenbeschriftung vorsah und am 1. Jänner 1959 in Kraft trat: Weiße Schrift, stahlblauer Hintergrund, Größe der Tafeln 330 * 230 mm, Schriftart Lapidar.
Die Konskriptionsnummer wurde damit
für den Gebrauch im Alltag überflüssig, verlor jedoch nicht
gänzlich ihre Funktion: In dem Hauseingang des Hauses Walfischgasse 6, welches in den Jahren 1956/57 (siehe Bildtafel links) wieder aufgebaut wurde, findet sich seine Konskripierungsnummer, die von der Form her wie die Orientierungsnummer geschaffen wurde.
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In der tschechischen Republik
sollte sich das Beharrungsvermögen der Konskriptionsnummern
(roter Hintergrund), unterschiedliche politische Systeme zu überdauern,
stärker noch als in Österreich erweisen. Die Konskriptionsnummern (roter Hintergrund) haben oft den Zusatz des Ortsteilnamens, die Straßenbezeichnung oder die Bezirksnummer des Ortsteils. Die Konskriptionsnummern werden noch heute durch
staatliche Organe für verschiedene Verwaltungsabläufe herangezogen
z.B. Fiskale Prüfungen, Katastereinträge, ect. Beispiel: Wenzelsplatz 1601/47 in Prag.
Diese Schilder prangen an jedem Prager Haus, in knalligem Rot, neben dem bescheidenen Blau der Orientierungsnummertafel. Mehr noch: Auf Ämtern, beim Gaswerk, im Fitnesscenter, eigentlich überall dort, wo es Formulare gibt, wird die Adresse gemäß dem oben genannten Beispiel verlangt: Wenzelsplatz 1601/47.
Das Aussehen der Orientierungsnummern ist festgelegt, in Brünn hat die Größe der schwarzen Tafeln 280 * 200 mm zu betragen, der schwarze Außenrahmen misst 10 mm, der weiße Kontraststreifen 5 mm. Die Ziffern sind weiß, Schriftart Arial CE bold, Größe 300 bis 350 Punkt, die Größe des Texts kann zwischen 80 und 150 Punkt variieren.
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Siehe auch: Diskussion im Schönhengstforum: Lateinische Abkürzung: N.C.
Weitere Informationen auf den externen Seiten:
Artikel von Anton Tantner in derivé - Zeitschrift für Stadtforschung: Konskriptionsnummern in Wien
Anton Tantner: Galerie der Hausnummern (Ausstellung)
Harald Hartmann: Die Geschichte der Hausnummern in Wien
Wikipedia: Straßen in Wien
Webservice der Stadt Wien: Geschichte der Straßennamen in Wien
Genealogienetz: Kirchenbücher
Beschreibung
der Stadt Böhmisch Wiesenthal
siehe dort: "Ab 1.1.1770 wurde jedes Haus in Böhmisch Wiesenthal mit
einer "Conskriptionsnummer" versehen. (Anmerkung: Hausnr.112 = C.N.
112)"
Kastralgemeinde
Vellach
siehe dort: "Conskriptionsnummer" (Abkürzung: C.N., manchmal
auch N.C., mehr...)