AGNES
VON BÖHMEN
(tsch:
Aneka Ceská, auch Aneka Premyslovna)
KÖNIGSTOCHTER und ÄBTISSIN,
jüngste Tochter von Ottokar I. Premysl
und Konstanze von Ungarn;
* 1207 (1205, 20. 01.1211?) in Prag
†
2. März 1282 in Prag
Agnes pflegt einen Kranken.
Kreuzherren-Altar von 1492, heute in der Nationalgalerie in Prag
Über 700 Jahre nach ihrem Tod sprach Papst Johannes Paul II. die böhmische Königstochter Agnes heilig. Die Kanonisierung der Tschechin fand am 12.November 1989 in Rom statt. Der Papst wollte ein Zeichen setzen, als er an die Tugenden von Agnes erinnerte: Demut und freigewählte Armut.
Agnes,
die 1207 (möglicherweise auch 1205 oder 1211) als jüngste Tochter
des böhmischen Königs Ottokar I.
zur Welt gekommen war, verbrachte ihre Kindheit in Klostern, wo sie von der
heiligen Hedwig erzogen wurde, danach war sie fünf Jahre in Wien auf dem
Hof des Leopold VI., wo sie auf ihr Leben als Königstochter vorbereitet
werden sollte. Sie wurde schon als kleines Mädchen ans Staatsgründen
zweimal verlobt; einmal mit Boleslaus von Schlesien, einmal mit Heinrich
VII., einem Sohn von Stauferkaiser Friedrich II.
Die Verbindungen wurden jedoch aus ebenfalls politischen Gründen wieder
gelöst, worüber Agnes, die sich dem christlichen und aszetischen Lehen
verschrieben hatte, sehr glücklich war. Ihre Vorbilder waren längst
Franz von Assisi und dessen Gefährtin Klara von Assisi, mit der Agnes eine
innige Brieffreundschaft unterhielt.
Zu den weiteren
von Ottokar I. ausgewählten Anwärtern auf ihre Hand gehörten
nach dem jungen Heinrich VII., dann dessen inzwischen verwitweter Vater, Kaiser
Friedrich II. und der englische König Heinrich III.
Sie war jedoch tief religiös und wehrte die Versuche ihres Vaters, sie
zu verheiraten, ab.
Nach
Ottokars I. Tod 1230 konnte sie sich schließlich ihrem Hauptanliegen widmen
- dem Leben für Gott und die Armen und Kranken. Sie gründete in Prag
ein Spital für Arme, ein Franziskanerkloster für Männer und ein
Klarissenkloster für adlige Frauen, wo sie später Äbtissin wurde.
Sie bewirkte die Gründung des Klosters der Kreuzherren mit dem Roten Stern,
der einzigen böhmischen Ordensgründung.
Agnes bemühte sich auch um Gründung eines Frauenordens nach den strengen
Regeln der Franziskaner, ihr Vorhaben wurde jedoch vom Papst Gregor IX. nicht
genehmigt. Aus Protest legte sie dann das Amt der Äbtissin nieder und nannte
sich seit dem nur "Die ältere Schwester".
Außer ihrer fürsorgerischen Aufgaben nahm sie auch am politischen
Leben teil, indem sie Streitigkeiten zwischen ihrem Bruder Wenzel
I. und seinem aufmüpfigen Sohn Ottokar
II. schlichtete.
Sie
verzichtete 1234 auf ihre Krone und legte als Klarissin die Gelübde ab.
Ihr gesamtes Eigentum verwandte sie in der Folge für die Errichtung von
Kirchen und zur Unterstützung von Klöstern. Nach ihrem Tod die aber
damals alle zu einer Heiligsprechung nicht ausreichten.
Schon bald nach ihrem Tode am 2. März 1282 soll es um sie zu vielen Wundern
gekommen sein und mehrere böhmische Herrscher versuchten vergeblich sie
auch heilig sprechen zu lassen. Erst 1874 wurde sie selig, 1989 dann heilig
gesprochen.
Agnes yon Böhmen wird hauptsächlich als Äbtissin mit Krone dargestellt, wie sie Kranke pflegt. Bekanntestes Beispiele der Kunst für diese Szene: Der Kreuzherren-Altar, seit 1941 in der Nationalgalerie in Prag. Ebenfalls in der Prager Nationalgalerie ist ein Retabel des Großmeisters Puchner zu sehen, das die Szene wiedergibt, wie Agnes dem Großmeister der Kreuzherren ein Kirchenmodell überreicht.
Quellen:
Artikel aus Heilige und Namespatrone im Jahreslauf von Schauber und Schindler im Pattloch Verlag 1993