Aus dem Buch:
„Die Markgrafschaft Mähren“, topographisch,
statistisch und historisch geschildert
von Gregor Wolny, Benediktiner und Professor,
Zweite Ausgabe, V. Band., Olmützer Kreis.
Brünn 1846, Karl Winter, Seiten 874-895
Zwittau, Tafel-Herrschaft
des Olmützer Erzbisthums.
Diese, in der Eigenschaft
als königl. böhmisches Lehen seit etwa 1165, wo sie der Olmütz.
Hzg. Friedrich (1160 — 1173) dem Olmützer
Bisthume geschenkt haben soll •1,
demselben Erzstifte gehörige „Tafelherrschaft“ •2
liegt im äußersten Westen des Kreises, wo dieser mit dem Königreiche
Böhmen zusammenstößt, und wird im O. von den Dominien
Borotin, Mähr.Tribau und Leitomischel (letzteres in Böhmen),
im S. von der Stadt Brüsau und Hschft. Lettewitz (diese im Brünn.
Kreise), im W., außer dem Domin. Kunstadt (Brünn. Kr), von
dem böhmisch. Chrudimer Kreise ( Domin. Leitomischel, Bistrau, Deutsch-Bielau
und k. Leibgedingstadt Politschka), und im Norden von der Schutzstadt
Zwittau, dann der Hschft. Leitomischel begränzt.
Beschaffenheit.
Mit Ausnahme der Schutzstädte Zwittau und Brüsau, und der ihnen
unterthänigen Dörfer, beträgt der nutzbare
Flächeninhalt 19987 Joch Q.Kl. Davon werden verwendet
Dominikal |
Rustikal |
Zu Aeckern |
177 |
Joch |
743 |
Q.Kl. |
12615 |
Joch |
231 |
Q.Kl. |
» Wiesen |
128 |
— |
123 |
— |
1034 |
— |
957 |
— |
» Gärten |
— |
— |
294 |
— |
361 |
— |
1013 |
— |
» Hutweiden |
2 |
— |
178 |
— |
707 |
— |
827 |
— |
» Waldung |
1419 |
— |
102 |
— |
3541 |
— |
548 |
— |
Summe: |
1727 |
— |
849 |
— |
18260 |
— |
376 |
— |
In Hinsicht der Lage gehört
der nordwestliche Theil der Herrschaft einer hochliegenden Fläche,
der südöstliche aber einem Mittelgebirge an. Die ältere
Formazion wird auf diesem Gebiete vorherrschend von Kohlensandstein, im
Wechsel mit schiefrigem Kalkmergel, bituminösen Thonschiefer und
Mergelsandstein überlagert. Kohlensandstein, Kohlen-und Diluvial-,
sowie Alluvialformazion bilden, wie z. B. bei den Städten Zwittau
und Brüsau, unter einander zusammenhängende Berge und Anhöhen,
und im Sandstein kommen (b. Zwittau, Lotschnau ect.) Versteinerungen von
Schaalthieren häufig vor. Der Bergbau auf Kohle wurde bisher noch
nicht förmlich aufgedeckt. Trigonometrisch bemessene Punkte sind:
die Anhöhe Mittelfeld (½ Stunde
n. von der Greifendorfer Kirche) auf 229,15, der
Acker Riedhübel (500 Schritte ö.
vom Dorfe Lotschnau) 237,20, die Anhöhe
Padelka (¼ Stunde n. vom Dorfe Chrostau) 277,19,
die Anhöhe Qualka (½ Stunde s.
vom Dorfe Chumek ,Chlum?) 329,90.
Als fließendes Gewässer
ist nur der einzige Fluß Zwittawa zu
erwähnen, welcher im Gebiete des D. Stangendorf, an der Westseite
der Herrschaft entspringt, durch mehre Quellbäche, die namentlich
aus der Nähe der Stadt Zwittau kommen, verstärkt wird, und gegen
Süden forteilt, wo er, nämlich bei der Stadt Brüsau, schon
bedeutend wird, indem er zahlreiche Bergquellen aufgenommen, ebenda mehre
Mühlen in Betrieb setzt und zugleich die Gränze zwischen Mähren
und Böhmen bildet. In der Gegend von Brüsau führt dieser
Fluß schmackhafte Forellen und übertritt im Süden auf
das Lettowitzer Gebiet.Teiche giebt es nicht.
Die Bevölkerung
begriff nach der Zählung vom Jahre 1834, die beiden Städte
und ihre Dörfer ausgenommen, 7964 Katholiken,
154 Nichtkatholiken helv. Bekenntnisses und 19
Juden, die letztern als Pächter von Bestandhäusern und
fremde Familianten. Die herrschende Sprache ist die
Deutsche, nur im südöstlichen Theile, auf der s.g. Mannschaft
(S. unten), wird Mährisch gesprochen.
Die Haupt-Ertrags-und
Nahrungsquelle ist die Landwirtschaft, und neben derselben Flachsspinnerei,
Leinweberei, einige Gewerbe und Taglohn. Dem Ackerbau ist im Ganzen weder
das auf dieser Hochebene bedeutend rauhe Klima, noch der, entweder (im
nordwestlichen Theile der Herrschaft) thonartige, auf Sand oder Letten
gelagert, oder mehr leichte, aus einer Mischung von mehr Sand und Gestein
als Thon (im südlichen Theile) bestehende Boden
besonders zuträglich. Man baut Korn, Hafer und Gerste, vorzüglich
aber Flachs und Kartoffeln. Dieselbe Rauheit des Klima hindert auch den
Obstbau, so daß nur in den im S. gelegenen Dörfern edlere
Aepfelsorten, jedoch weist in Hausgärten, gezogen werden. Die nordwestlichen
Gemeinden Hermerdorf, Glaselsdorf und Stangendorf gewinnen etwas Aepfel
und Kirschen gemeiner Gattung, und in der Nähe des herrschaftlichen
Amtshauses hat man in neuester Zeit einen kleinen Obstgarten angelegt,
der mit den edelsten Aepfel-und Birnsorten bepflanzt ist. Die
Bienenzucht zählte noch im Jahre 1825 504 Stöcke •3,
soll aber gegenwärtig ganz unbedeutend seyn. Die
Wälder werden zweckmäßig, bewirtschaftet und enthalten
vorzugsweise Tannen und Fichten, überdies auch Föhren und Lärchen,
an Laubholz aber Buchen, Birken und Linden; Espen und Saalweiden werden
ausgerottet. Die Jagd auf Rehe, Hasen, Repphühner
und Schnepfen ist ziemlich bedeutend; von schädlichen Thieren werden
Füchse und Marder geschossen.
Der Viehstand war im Jahre
1834:
Dominikal |
Rustikal |
Pferde |
9 |
670 |
|
Rinder |
26 |
1708 |
|
Schafe |
— |
609 |
Stücke |
überdies auch eine bedeutende Zahl an Ziegen,
Gänsen und Schwarzvieh. Die Obrigkeit unterhält keine
Meierhöfe.
Polizei-und Kommerzial-Gewerbe
wurden von 142 Landmeistern betrieben, als: 1 Brauer, 1 Branntweinbrenner,
25 Bier- und Branntweinschänkern, 2 Büchsenmachern, 1 Drechsler,
1 Faßbinder, 14 Fleischern, 1 Fuhrmann, 4 Gastwirthen, 1 Glaser,
1 Hafner, 2 Maurern, 6 Müller, 9 Obst- und Küchenhändlern,
2 Schleifern, 1 Schönfärber, 6 Schneider, 12 Schustern, 1 Steinmetz,
1 Strumpfwirker, 13 Tischler, 1 Uhrmacher, 7 Wagner, 2 (?) Webern, 1 Zimmermeister
und 6 sonstigen derlei Gewerben. Auch ist daselbst ein Spezereihändler.
Der Jugendunterricht wird
in 9 Trivial-und Mittelschule ertheilt, aber die Armen erhalten Unterstützung
nur aus freiwilligen Beiträgen, indem es hier kein Armen-Institut
mit bedeutendem Stammvermögen gibt. Sanitäts-Personen
sind: 1 Mundartz, in der Stadt Zwittau ansässig, und 7 geprüfte
Hebammen (2 in Hermerdorf, 2 in Greifendorf, 2 in Stangendorf, 1 in Lotschnau).
Zur Verbindung dieser Herrschaft mit der Nähe
und Ferne dienen die Poststraßen, welche aus der Stadt Zwittau westlich
über Mohren und Lotschnau nach Leitomischel, östlich über
Tribau nach Olmütz, und südlich durch Vierzighuben und Brüsau
nach Brünn führen. Aus derselben Stadt, wo auch eine Post besteht,
ist ein guter Handelsweg südsüdwestlich durch Stangendorf und
Buschbüchel nach Politschka in Böhmen gebahnt.
Ortbeschreibung.
Dieser Körper, welcher bis zum Jahre 1775 dem Amte
zu Mürau untergeordnet war, besteht eigentlich aus zwei Theilen,
nämlich aus der Hschft. Zwittau und
der s.g. Mannschaft, oder den erzbischöflichen
Lehen. Das Oberamt für beide befindet
sich in dem, der Stadt Zwittau unterthänigen und an sie im S. anstoßenden
Dorfe Vierzighuben, wo das dießobriktl.
Amtshaus, nebst 1 Brau-und Branntweinhaus besteht. Das Dorf selbst
wird unten bei der Stadt Zwittau besprochen. —
Was die
I. Hschft
Zwittau an sich betrifft, so besteht sie aus folgenden
Dörfern:
1. Chrostau
(Chraslowa), 2 ½ Meil. südl. vom Amtsorte an der Brünner
Poststraße, ½ Stunden unterhalb Brüsau gelegen, besteht
aus 27 Häusern mit 171 Einwohnern (81 mnl. 91 wbl.), enthält
1 Wirtshs. und ist nach Brüsau eingepfarrt.
2. Glaselsdorf
(Skleny), 1 Meile osö. im Gebirgsthale, von 68 Häusern,
430 E. (200 mnl. 230 wbl.), besitzt unter dem Schutz des Religionfondes
eine, nach Einziehung des Bruderschafts-Kapitals für den Kalvarienberg
bei Jaromieritz (20000 fl.) von dem genannten Patron im J. 1785 mit 3250
fl. Kapital gestiftete Lokalie und Schule
(Zwittau. Dekan.), deren uralte Kirche zu
den hl. Aposteln Peter und Paul 3 Altäre und 2 in den JJ. 1504
u. 1521 gegossene Glocken hat. Ihren Sprengel bildet nur dieser Ort, der
1 Gemeindehs. enthält und in der Nähe eine
Feldkapelle der schmerzhaften Mutter Gottes mit 1 Altar hat. In
der Vorzeit bestand hier höchst wahrscheinlich eine Pfarre, die jedoch
spurlos einging. In der Nacht vom 23. auf 24. Juni 1839 verlor die
Kirche durch einen frechen Diebstahl 1 kostbaren Kelch.
3. Greifendorf,
½ Meile s. bei der Brünner Poststraße im Thale
an der Zwittawa, welche den Ort seiner ganzen Länge nach durchfließt,
zählt 330 H. mit 1896 E. ( 841mnl. 1055 wbl.), und besitzt eine dem
obrgktl. Schutz und Zwittauer Dekanate untergeordnete
Pfarre mit Kirche und Schule, zu deren Sprengel nur diese D. gehört.
Die Kirche ist der hl. Martyr. Katharina
geweiht, wurde 1710 neu aufgebaut und hat 4 Altäre nebst 2 angebauten
Kapellen, auf dem Thurme aber unter 4 Glocken 2 aus den JJ. 1503 und 1530.
Schon 1270 bestand hier eine Pfarre, um welche Zeit der Olmütz.
Bischof Bruno die im D. Pohler (zur Hrscht. Tribau gehörig )
eben damals errichtete und von dieser Gemeinde mit 1 Acker bestiftete
Kirche dem Greifendorfer Pfarrer zur Besorgung und den Acker zum Nutzgenuß
•4. Im J. 1673 verbrannte
der ganze Ort, sammt dem Pfarrhofe, der Kirche und allen Kirchensachen.
— Von der dasigen Ansäßigkeit gehören 9 H.
mit 52 E. der Stadt Zwittau. Im Jahre 1576 bestätigte Bisch.
Johann dem ältern Stanislaw v. Pawlowsky und dessen Sohn Wenzel das
ihnen vom Bisch. Johann Grodecky 1573 vergabte Lehen in Gr. erbeigenthümlich,
welches (14 Unterthanen) 1530 der bischöfl. Lehen-Hofschreiber, Georg
Kamenhorsty v. Kamenhora, der Zwittauer Stadtgemeinde um 1000 fl.mhr.
verkaufte. •5.
4. Heinzendorf
Ober- (Hyncina horni, auch Handorf),
2 St. sö. im Gebirgsthale, begreift in 141 H. 942 E. (511 mnl. 431 wbl.),
und hat eine vom Religionsfond 1786 gestiftete und seinem Schutz auch
unterstehende Lokalie mit Schule, deren Sprengel
auch das fremdhschftl. (Domin Tribau) D. Pohler
zugewiesen ist. Die Skt. Nikolauskirche wurde
an der Stelle einer sehr alten und baufälligen von dem Brüsauer
Pfarrer, Franz Ant. Steinbock, im J. 1759 neu aufgeführt
und obendrein noch mit 1000 fl. bestiftet, enthält 3 Altäre,
und unter 4 Glocken 1 vom Jahre 1599, eine 2te aber mit unleserlicher
Aufschrift. Bischof Bruno soll hier um 1270 eine Pfarre erreichtet haben,
die höchst wahrscheinlich im 16ten Jahrh. in protestantischen Besitz
überging und um 1630 aufgelöst wurde. Daß dieser Ort ursprünglich
von einem Heinz angelegt und nach ihm auch benannt wurde, unterliegt keinem
Zweifel
5. Hermersdorf,
auch Hermsdorf (Kamena hora), bei Schwoy
Hermesdorf, 1 Ml. ö. auf einer Anhöhe, begreift in 143 H.
947 E. (412 mnl. 535 wbl.), und besitzt unter obrgktl. Schutz eine
Pfarre und Schule (Zwittau. Dekan.), deren Sprengel nur auf diesen Ort
beschränkt ist. Die Kirche zur hl. Maria Magdalena
wurde 1749, theils auf ihren eigenen, theils auf
Wohlthäterkosten neu erbaut, besitzt 4 Altäre und eben so viele
Glocken, welche in den JJ. 1411(?), 1540 und 1592 gegossen
wurden, was vermuthen läßt, daß hier schon in alter Zeit
eine Pfarre gewesen, der namentlich im Jahre 1614 der katholische Seelsorger
Blasius Augustin Neplatz v. Müglitz vorstand. Nach einer
Anmerkung in den hießigen Matriken wurde das Gotteshaus von
den im Jahre 1642 hier durchziehenden Schweden aller
Kostbarkeiten und Schriften beraubt, und im jahre 1715 herrschte
hier die Pest, an welcher 9 Personen verschieden. Im 16. Jahrh.
führte von diesem Dorf das ritterliche Geschlecht
Kamenohorsky v. Kamenahora den Beinamen, u. Schwoy bemerkt auch
(worüber uns der amtliche Bericht keine Auskunft gibt), daß
in der Nähe ein vom Olmütz. Erzbisthume zum Lehen gehender bügerl.
Freisassenhof sich befinde, in dessen Besitz bis 1792 seit mehr als 150
JJ. das Geschlecht Vorberger gewesen, und
dessen jeweilige Inhaber im Styl der Lehens-Kanzlei „der arbeitsame
Mann“ genannt wurde. Noch muß bemerkt werden, daß 3
HH. daselbst mit 19 E. ein Eigenthum der Stadt Zwittau sind.
6. Lotschenau,
auch Lotschnau, (Locnow,
auch Lacnow), ½ Meile nördlich
an der Straße nach Landskron und mit dem böhmisch. Dorfe gleichen
Namens zusammenhangend, besteht, mährischer Seits, aus 158 H. mit
931 E. (416 mnl. 515 wbl.),
wovon 18 Häusern mit 104 E. der Stadt Zwittau gehören, besitzt
1 Schule und ist nach Zwittau eingepfarrt. Es besteht hier 1 Wirtshaus.
7. Mohren,
nicht Mohrn (Javornik),
¾ Meile wnw. an der
Poststraße nach Leitomischel, zählt in 71 H. 370 E. (158 mnl.
212 wbl.), hat 1 Schule und ist gleichfalls nach Zwittau eingepfarrrt.
Es sind da 2 Wirtshh.
8. Oelhütten
Chrostau, (Lhota Chrastowa), 2¾ Ml. s. beim D.
Chrostau und links von der Brünner Poststraße, von 18 H.
mit 101 E. (44 mnl. 57 wbl.), gehört in die Seelsorge nach Brüsau.
9. Rauden
Nieder, (Rudna dolni), auch Rauden
Unter, 2½ Ml. sö. in einer Neiderung, von 30 H. mit
199 E. (95 mnl. 104 wbl.), hat 1 Schule und ist ebenfalls nach Brüsau
ein-
gepfarrt.
10. Rausenstein,
besser Rauhenstein (Kamen
ostri) 1 Meile wnw., hart an der Gränze Böhmens, wohin
es auch, nämlich
nach Karlsbrunn (Hrscht. Leitomischel), zur Seelsorge gehört,
besteht aus zwei Theilen, dem mährischen und böhmischen, deren
ersterer 30 H. mit 128 E. (57 mnl. 71 wbl.) begreift. Wenn der Ort in
der Vorzeit „Rausen“ hieß, so wurde er 1331 an einen
v. Fulstein verkauft, und Otto Fulstein überließ ihn 1362 dem
Olmütz. Domherrn Herbord, welcher ihn wieder 1366 der Skt. Annakapelle
bei der Domkirche und deren Rektor geschenkt hatte
•7. Der zu Böhmen gehörige Theil von nur 4
Häusern wurde im Jahre
1668 angelegt •8.
11. Stangendorf,
(Wandula), einst Wayndol,
½ Meile wsw. an der Straße von Zwittau nach Politschka, zählt
213 H. 1272 E. (592 mnl. 680 wbl.), und besitzt unter obrgktl. Schutz
und Zwittauer Dekanat eine Pfarr-Administratur mit
Schule, deren Sprengel nur dieser Ort bildet. Die Skt.
Andreaskirche wurde
im Jahre 1693 neu erbaut, 1789 aber gewölbt und erweitert, und zwar
aus ihrem Vermögen, hat 1 angebaute Kapelle, 3 Altäre und
3 Glocken, deren 1 im Jahre 1572 gegossen wurde, die 2 anderen aber unleserliche
Aufschriften enthalten. Am unteren Theile des Thurmes soll die in Stein
gehauene Jahrzahl 1149 (wohl 1449) zu
lesen seyn. Nach der Aufschrift der Glocke vom Jahre 1572 verbrannte der
ganze Ort sammt Kirche entweder in diesem Jahr, oder kurz vorher. Obwohl
die hiesigen Matriken erst mit dem Jahre 1652 (das
stimmt nicht, die Matriken gehen schon 1602 los, Anmerkung die Red.)
beginnen, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß die Pfarre daselbst
lange Zeit vorher bestand.
Alle bisher angeführte Dörfer, worin Erbrichtereien
bestehen mögen •9,
wurden, mit Einschluß von Hansdorf (?), Vierzighuben, Mußlau
und Langendorf (Mährisch-Wiesen), so wie den Städten Zwittau
und Brüsau, anfänglich durch den Olmütz. Bischof Niklas
im J. 1392, neuerdings aber 1513 durch Bischof Stanislaw Turzo, gegen
8 Schck. Gr. jährl. Zins. von den Anfallsverpflichtungen entbunden,
indem sie die dießfälligen Begabnisbriefe vom Bisch. Niklas
bei der Einnahme der Stadt Zwittau durch die Hussiten verloren •10.
II. Die sogenannte Mannschaft,
oder Lehen (mährisch Manslwý), so genannt,
weil sie einst ein Bisthums-Lehen war und erst am Ende des 16. Jahrh.
gegen das jetzige Lehen-Gut Hermersdorf (
Enklave des Prerauer Kreises und in Schlesien—Troppau. Kr. —
liegend) zu der Zwittauer Herrschaft eingezogen wurde, besteht aus folgenden
ganzen, oder Theil-Dörfern:
1. Besdietsch (Bezdecy),
3 Meilen ostsüdöstlich vom Amtsorte und
schon im Brünner Kreise, zählt 21 Häuser mit 126 Einwohnern
(55
mnl. 71 wbl.) und gehört in die Seelsorge nach Raubanin (Domin.
Oppatowitz)
2. Chlum, 3 Meilen ostdüdöstlich
an der Strasse von Tribau nach Lettowitz und auf dem Lettowitzer Gebiete
(Brünner Kreis), wohin auch der größte Theil des Dorfes
gehört. Das Domin.Zwittau besitzt hier 13 Häuser mit 68 Einwohner.
3. Deschna, (Dessna) 2½
Meilen ostsüdöstlich im Gebirgsthale, von 27 Häusern mit
157 Einwohnern (69 mnl. 88 wbl.), besitzt unter dem Schutz des Religionsfondes
eine von demselben Patron im Jahre 1788 erreichtete
Lokalie mit Schule (Oppatowitz. Dekant), deren Sprengel auch die
DD Rumburg und Ober-Smrschow, nebst den fremdhschftlichen
Bahno, Horak-Oelhütten und Unter-Smrschow
einverleibt sind. Die Skt. Peter- und Paulkirche
wurde von dem Olmütz. Erzbischof Gf. v. Kolloredo in den Jahren 1781
und 1782 neu erbaut und hat 2 Altäre. Bei der früher hier bestandenen
war schon um 1350 eine Pfarre, welche damals an das Leitomischler Bisthum
abgetreten wurde •11, von
ihrem weiteren Schicksalen weiß man jedoch nichts Zuverlässiges.
Ein kleiner Theil von diesem Dorfe und von Rumburg, der angeblich aus
9 Häusern mit 40 Einwohnern besteht, gehört zur Herrschaft Lettowitz.
4. Kochow, 3 Meilen ostsüdöstlich,
unweit von Lettowitz, wohin auch der größte Theil des Dorfes
unterthänig ist. Das Domin. Zwittau besitzt hier nur 5 Häuser
mit 35 Einwohner.
5. Nowitschi, oder Nowitsch
(Nowicy), 2 ¾ Meilen südlich, ebenso wie Kochow gelegen. Davon
gehören 8 Häuser mit 37 Einwohnern zu Zwittau die übrigen
17 Häuser aber zu Lettowitz.
6. Rumberg, 2 ½
Meilen ostsüdöstlich, an der Kreisgränze, gegen Lettowitz
besteht aus 20 Häusern mit 121 Einwohnern (58 mnl. 63 wbl.), die
in die Seelsorge nach Deschna gewiesen sind. Etwa 5 Häuser daselbst
gehören zum Domin. Lettowitz.
7. Smrschow Ober-, (Smrzow
horny), nahe bei Rumberg gegen Osten,
zählt in 32 Häusern 174 Einwohner (84 mnl. 90 wbl.), gehört
in die
Seelsorge nach Deschna.
8. Swarow, 3 Meilen ostsüdöstlich
im Brünner Kreis gelegen, besteht im Ganzen aus 23 Häusern mit
137 Einwohnern (58 mnl. 79 wbl.), wovon der größte Theil (
16 Häuser ?) zu Zwittau, der Ueberest aber zur Herrschaft Lettowitz
gehört •12 . Es ist
in die Seelsorge nach Raubanin gewiesen.
———————————
Dem dießobrigktl. Schutze unterstehen die
2 Municipal-Städte Zwittau und Brüsau,
von welchen Nachfolgendes bemerkt wird:
1. Zwittau
(mährisch Zwitawa latein. Zwittavia),
liegt auf einer weiten Hochebene, die sich im Osten in ein sanftes Thal
enkt, auf den von Olmütz und Brünn nach Leitomischel, Politschka
und weiter nach Böhmen führenden Poststraßen, 4 Posten
von Olmütz gegen Westen und ebenso weit von Brünn gegen Norden
entfernt, und besteht aus der eigentlichen Stadt, 1 Vorstadt und mehreren
Vorstadtgässen, was zusammen 594 Häuser mit 3699 Einwohnern
(1819 mnl. 1880 wbl.) ausmacht. Die Einwohner sind insgesammt Katholiken
vorherrschend teutscher Zunge, und unterstehen
der Gerichtbarkeit eines aus einem Bürgermeister und 4 Räthen
bestehen Magistrats, dessen Glieder, mit
Ausnahme des Syndikus, ungeprüft sind. Von den Mauern, welche in
der Vorzeit die Stadt umschloßen, haben sich nur wenige Ueberreste
erhalten, und die ehemaligen Wallgräben sind entweder zu Wasserbehältern,
oder zu kleinen Obstgärten ungewandelt; auch die 2 Stadtthor, die
einstens bestanden, wurden vor mehren Jahren abgetragen. Der Stadtplatz
bildet ein längliches Viereck, welches von solid gebauten,
beinahe durchgehends mit 1 obern Stockwerk und zum Theil auch mit s.g.
Lauben versehenen Häusern umringt ist, und mitten darin befindet
sich eine aus Stein gemeiselte Mariesäule nebst 1 Röhrkasten.
In der gegen Norden gekehrte Häuserreihe steht auch das bethürmte
Rathaus,das sich jedoch, außer seinem festen Bau, durch nichts
besonderes auszeichnet.—
Von Kirchengebäuden sind 3 zu bemerken,
nämlich: 1. die Pfarrkirche zur
Mariens Heimsuchung in der Stadt, unweit von dem ehemaligen „obern
Thore“, welche auch „Stadtkirche“ heißt und worin
seit ihrer feierlichen Weihe am 7. Mai 1804 durch den Olmützer Suffraganbischof
Alois Joseph Gf. v. Kolowrat, der tägliche Pfarr-Gottesdienst abgehalten
wird, während sie bis dahin nur die „Kloster- und Spitalkirche“
(von den Prämonstratenser Ordensmännern und dem Spital, das
einstens ihre Obhut anvertraut war) genannt wurde. Nach dem furchtbaren
Brande vom 4. Sept. 1781, welcher sie sammt der ganzen Stadt und dem größten
Theil der Vorstädte verzehrte, wurde sie auf Kosten des Fürst.
Erzbischofs, der Bürgerschaft und aus ihrem eigenem Vermögen
mit einem Aufwand von 13692 fl. wieder aufgebaut und im Jahre 1796 einweiht.
Sie mißt in der Länge 28, in der Breite 9½ und in der
Höhe 10 Klftr., hat oberhalb der Sakristei 1 Oratorium, 5 Altäre,
auf dem Chor eine von Ign. Staudinger 1798 verfertigte treffliche
Orgel von 24 Registern, und auf dem 23 Klftr. hohen Thurm 3 Glocken aus
neuerer Zeit. Die schöne Bildhauer- und Stuccoarbeiten, sowie die
Vergoldung auf dem Hochaltare, welches mit einem, auf Kosten Greifendorfer
Insaßen Joh. Hanig von dem Direktor der k.k. Malerakademie zu Wien,
Hubert Maurer, im Jahre 1785 meisterhaft ausgeführten 18½
Fuß hohen Blatte geziert ist — wie auch jene an der Kanzel
und an dem marmornen Taufbecken, wurden von den Brünnern Künstlern
T. Schweigel und Joh. Beil verfertigt. Die 2 Seitenaltäre des hl.
Kreuzes und des hl. Valentin haben ebenfalls sehr schöne Blätter,
welche der Wiener Akademiker Georg Tömiger, unter Aufsicht des obigen
Maurer 1797 gemalt hatte. Unter den anderen in der Kirche hangenden Bildern
gibt es 2 ( der hl. Wenzel und die hl. Ludmilla) von dem tüchtigen
Brünner Künstler Dan. Eckstein, nebst 2 andern (d. hl. Ivo und
d. hl. Wolfgang) von dem Olmützer Hanke, und vor etwa 3 Jahren hat
die musterhafte Sorgfalt des gegenwärtigen Erzpriesters und Pfarrers,
Hrn, Ferdinand Stuchlik, nicht nur die ganze
Kirche auf Kosten vieler Wohlthäter geschmackvoll erneuert und mit
vielen Meßkleidern versehen, sondern auch mit einem gut gemalten
s.g. Kreuzwege von 12 in kostbare Rahmen eingefügten Blättern
und 2 Altären (d. hl. Anna und dem s.g. Kredenzaltar) ausgestattet.
Unter ihren geweihten Gefäßen ist eine Monstranz von Silber
mit der Jahrzahl 1521 merkwürdig.
— Von den in der Nähe dieser Kirche gestandenen
Prämonstratenser-Kloster, das auch Spittel- oder Spitalkloster,
von dem ihm gehörig gewesenen Spitaläckern genannt wurde, haben
sich nur wenige Nachrichten erhalten. Mit großer Wahrscheilichkeit
vermuthet man •13, daß
es von dem Olmütz. Bischof Heinrich Zdik, jenem großen Beförder
dieses Ordens in Mähren, um 1145 gestiftet worden, in welchem Jahr
er auch die Prämonstratenser-Abtei zu Leitomischel gegründet
hatte, und es soll unter dem (verstümmelten) Namen „Jedohna“
eine Filial-Probstei des Selauer Stiftes gewesen seyn. Im Jahre 1256 schenkte
Bischof
Bruno der Prämostratenser Abtei zu Leitomischel nicht nur den
Zehend von allen Aeckern, von der Stadt an bis zur böhmischen Gränze,
als Austattung der neu gegründeten Pfarre zu Zwittau, sondern auch
das Patronat über diese und alle in der Umgebung neu zu errichtenden
Pfarren, und überdieß noch als Zugehör der Pfarr-Dotirung
auch einge Geldeinkünfte in der Stadt Gewitsch, nebst 3 Aeckern,
deren 2 an der Stelle von Alt-Zwittau, der andere bei Neu- oder dem jetztigen
Zwittaue und der 3te bei dem Dorfe Drbalowic (besteht nicht mehr) lag,
wie sie die Pfarre Alt-Zwittau „als Austattung von alter Zeit her
bessen.“ Auch sollte der jeweilige (Ordens-) Pfarrer städtischer
Notar seyn und mit dem bischöflichen Richter dem Gerichte in Zwittau
vorsitzen •14. Im Jahre
1364 stand dem Kloster ein Niklas als Prior
vor, welcher damals mit dem Leitomischler Domkapitel einen Vergleich in
Betreff einiger dem besagten Domkapitel von Zwittau abzureichender Zehende
schloß •15. Seit
1418, wo der letzte Bischof von Leitomischel, Johann von Prag, Bischof
zu Olmütz geworden und die Leitomischler Bisthums-Güter in hussitische
Hände geriethen, war der jeweilige Prior zu Zwittau beständiger
Verweser des Leitomischler Bisthums, aber schon 1425 wurde da Kloster,
in das sich mehre Domherren von Leitomischel geflüchtet haben sollen,
von den Hussiten ausgeplündert, das Gebäude sammt der Kirche
aber, deren Zerstörung schon beschlossen war, auf vieles Bitten der
Zwittauer Bürgerschaft verschont. Zwischen 1453 und 1457 waren
Benedikt, 1463 Johann v. Ruina, zwischen
1497 und 1503 Niklas, 1509 Arnest
und 1525 Lukas Prioren daselbst und zugleich
Verweser des mehr erwähnten Bisthums Leitomischel, aber der letztgenannte,
wie auch Gregor (Custos), Johann (Scholastikus), Wenzel (Cantor) und Convent
des Zwittauer Kloster traten 1525 dem Olmütz. Bischofe Stanislaw
Pawlowsky alle Zinsleute des Zwittauer Spitals, öde Aecker, Gärten
nebst 1 Wiese, bei dem Dorfe Wayndol (jetzt Wandula, teutsch Stangendorf)
ab, wofür der genannte Bischof dem Spitale einen immerwährenden
Zins von jährlich 17 fl. mhr. von der Stadt Zwittau anwies, und 1533
einige Wiesen nebst 1 Lahn, insofern dieß dem Spirtale gehört
hatte, dem dasigen Insaßen, Michael Dietrich, um 325 Mk. und 3 fl.
mhr. jährl.Zinses vereblich verkaufte •16.
Nachher sollen dennoch einige Prämonstratenser als Seelsogrer bei
der hiesigen Pfarre bis 1554 gelebt haben, wo sie, nach Absterben des
Prior Wolfgang, nach Hradisch bei Olmütz
auswanderten und die Zwittauer Pfarre an Weltgeistliche überging
•17. Das Stiftsgebäude
selbst lag der jetzigen Kirche gegenüber, und auf den Grundmauern
derselben stehen gegenwärtig mehre Bürgerhäuser, so daß
vom Kloster nur noch einige unterirdische Keller und Gänge übrig
sind. —
Die Skt. Egidiuskirche in der östlichen
Vorstadt, nahe bei der Olmützer Poststraße, in welcher wahrscheinlich
seit der Auflösung des eben besprochenen Klosters bis 1804 der Pfarr-Gottesdienst
abgehalten wurde, ist ein altes, inwendig mit 6 Kuppeln versehenes und
auswärts von 6 je 5 Schuh dicken Pfeilern gestütztes Gebäude,
dem 2 Kapellen zu Ehren der Mutter Gottes und des hl. Nikolaus angebaut
sind. Sie enthält 6 Altäre, deren 2, nämlich das hohe und
jenes der Mutter Gottes, gut gemalte Blätter von dem Zwittauer Ludwig
Geißler (1742) und dem Olmützer Mathias Leitner (1705) aufzuweisen
haben, dann 3 Grüfte nebst mehren theils sehr beschädigten,
theils unleserlichen Grabsteinen, und auf dem 24 Klstr. hohen Thurme 3
in neuerer Zeit gegossene Glocken. Ringsherum ist der Friedhof, und es
werden darin jetzt nur Totenmessen abgehalten. Nach einem daseligen Kirchenbuch
vom Jahre 1691 wurde dieses Gotteshaus, durch Beihlife der Gemeinden und
anderer Wohlthäter, im Jahre 1679 vom Grund auf neu erbaut, und am
8. Mai 1689 von dem Olmütz. Suffragan-Bischof, Joh. Jos. Gf. v. Breuner
geweiht. In der Nähe dieser Kirche steht der solid gebaute Pfarrhof.
— Die Kirche zum hl. Florian, auch
„Schul- und Spitalkirche“ genannt, liegt am s.g. niedern Stadtthore,
wurde zwischen 1731 und 1733 auf Kosten der Bürgerschaft solid erbaut
und besitzt 3 Altäre, wovon 2, nämlich die des hl. Anton und
des hl. Franz, schöne Altäre von dem Tribauer Thadd. Supper
zieren. Jenes des hohen, dann die Fresken im Presbyterium und die 14 Passionsbilder
an den Wänden, sind 1765 von dem Grulicher Franz Moschner gemalt
worden. Die Kirche ist von einem Gebäude umschlossen, das ursprünglich
zu einem Kloster bestimmt war; als das Vermögen zur Bestiftung desselben
nicht zureichte, hat man es zum Spitale verwendet und 1776, nachdem den
Spitälern das gegenwärtige Wohnhaus angewiesen worden, darin
eine Musterschule für Knaben und Mädchen eingerichtet und einen
Katacheten gestiftet, der auch daselbst wohnt, den Unterricht in der Religion
ertheilt und täglich die hl. Messe zu lesen verpflichtet ist.
— Die Zwittauer Pfarre, mit welcher auch das gleichnamige Dekanat
verbunden ist •18,
untersteht dem Fürsterzbischöfl. Schutze und zur Seelsorge sind
hierher, nebst der Stadt auch die Dörfer Greifendorf,
Lotschnau, Mohren und Vierzighuben
gewiesen.
Von den andern Gebäuden ist, etwa mit Ausnahme
des städtisch. Brauhauses und der bürgl.
Schießstätte außerhalb der
Stadt gegen Westen, keines besonders erwähnenswerth, obwohl sie meistens
von gutem Materiale aufgeführt sind, und von k.k. Behörden befinden
sich hier nur ein Kameralgefälle-Kontrollsamt
(1 Einnehmer und 1 Kontrollor), dann eine Fahr-
und Briefpost.
Das städtische Gebiet, welches eine Hochebene bildet, begreift, mit
Einschluß des Dorfes Vierzighuben, 3124 Joch 515 Q.Kl., und ist
von der Hschft. Zwittau, so wie von den böhm. Domin. Leitomischel
(Dorf Ketzelsdorf) unschlossen. Aus den Quellen der im Norden liegenden
städtischen und herrschaftlichen Wälder und aus jenen der s.g.
Kirchenwiesen im Süden bildet sich ein Bach, welcher südlich
abschließend und sich mit den Stangendorfer Gewässer vereinigend,
den Namen Zwittawa annimmt, welcher er bis zu seiner Einmündung in
den Fluß Schwarzawa unterhalb Brünn behält. Der vorherrschend
aus schwerem Lehm bestehende Boden und das rauhe Klima dieser Gegend ist
weder dem Ackerbau, noch der Obst- und Bienenzucht vortheilhaft, weshalb
bürgerl. Gewerbe und der Handel mit dießfälligen Erzeugnissen
die Haupt-Ertrags-und Nahrungsquellen
sind. Die landwirtschaftlichen Bodenflächen
bei der Stadt und dem Dorfe Vierzighuben betragen
Dominikal |
Rustikal |
An Aeckern |
8 |
Joch |
296 |
Q.Kl. |
2537 |
Joch |
1367 |
Q.Kl. |
» Wiesen |
3 |
— |
410 |
— |
326 |
— |
|
— |
» Hutweiden |
— |
— |
906 |
— |
3 |
— |
1224 |
— |
» Waldung |
105 |
— |
392 |
— |
138 |
— |
1484 |
— |
Summe: |
117 |
— |
404 |
— |
3007 |
— |
111 |
— |
Der
Viehbestand begriff im Jahre 1834, mit Ausnahme des für den
hausbedarf nöthigen Borsten- und Federviehes, 138 Pferde, 454 Rinder
und 171 Schafe, insgesammt Rustikal. Die Erzeugnisse des Ackerbaues beschränken
sich auf Korn, bedeutend mehr Hafer, Kartoffeln und Flachs. Wichtiger
sind, wie gesagt, die Kommerzial- und Polizei-Gewerbe,
die von beiläufig 542 zünftigen Meistern, Hilfsarbeiter nicht
eingerechnet, betrieben werden. Darunter zählt man (nach dem vom
Magistrat im Jahre 1834 an die k.k. mähr. schles. Staats-Buchhaltung
eingeschicktem Verzeichnisse):
1 Kupferschmied, 1 Gürtler, 1 Spengler, 1 Feilhauer, 1 Schmied, 174 Tuchmacher
und Tuchscherer, 2 Gerber, 4 Riemer, 2 Sattler, 9 Färber (darunter
5 bedeutende Schönfärbereien), 1 Büchsen- und 3 Kammmacher,
2 Drechsler, 2 Wagner, 1 Buchbinder, 1 Hafner, 1 Uhrmacher, 1 Maler,
7 Strumpfwirker, 205 Weber, 3 Hutmacher, 2 Seiler, 4 Kürschner,
4 Lederer, 4 Handschumacher, 6 sonstige Kommerzgewerbe, 17 Fleischer,
1 Müller, 5 Brod- und 1 Zuckerbäcker, 7 Obst- und Küchenhändler,
1 Brauer, 3 Gastwirthe, 13 Bier-, Wein- und Branntwienschänker,
1 Kaffeesieder, 5 Faßbinder, 2 Glaser, 2 Kurschmiede, 2 Maurer,
1 Rauchfangkehrer, 3 Seifensieder, 7 Schlosser, 15 Schneider, 26 Schuster,
6 Tischler, 2 Wachszieher, und 1 Zimmermeister. Der Handelstand
besteht aus 4 gemisch. Waarenhändler, 1 Eisen- und 1 Schnittwaaren-Handlung,
4 Hausirern und Krämer, und 2 Garn-, Leinwand-, Kattun und Baumwollwaarenhändlern.
Das bedeutendste Gewerbe ist die Tuchmacherei, die auch mit Maschinen
und einen solchen Fleiße betrieben wird, daß man jährlich
wenigsten 3345 Stk. Tücher, und an Futter-Barchent bei 39737 Stück
erzeugt, und damit gute Geschäfte in Brünn, Wien und Pesth macht.
Den inneren Verkehr beleben 4 Jahrmärkte
( Mont. n. Maria Lichmeß, Mont. n. Maria Heimsuchung, Mont. vor
Egidi, und Mont. n. Martin), nebst 2 großen Wochen
(Mont. n. Georgi, Mont. n. Galli), Flachs- und Garnmärkten (alle
Montage), Wolle- (d. Donnerstag n. Kreuzauffindung und noch 2 darauf folgende
Donnerstage, Donnerstag n. Egidi und 3 darauffolgende Donnerstage), Roß-
(alle Montage durch die ganze Faste bis auf die Charwoche exclusive) und
2 gewöhnliche Wochenmärkte (alle
Montage und Freitage). Mittels der hier sich vereinigenden Poststraßen
von Brünn und Olmütz ist Zwittau theils mit diesen Städten,
theils mit Politschka und Leitomischel verbunden, und daß hier auch
1 k.k. Post besteht, ist schon früher bemerkt worden. Mittelst s.g.
Stell-oder Gesellschtswägen, welche aus Böhmen hier durch nach
Brünn und von da wieder zurück nach Böhmen jeden Tag, nach
Olmütz aber 3 Mal in der Woche gehen, gelangen Reisende, für
deren Unterbringung daselbst 5 Gast- und
Wirtshäuser bestehen, schnell und um
billigen Preis in die bezeichneten Gegenden.
— Sanitätspersonen sind: 1 Dr.
der Arzneikunde, 2 Mundärtze, 1 Apotheker und 4 geprüfte Hebammen.
— Das städtische, bereits um 1789 gegründete Armen-Institut,
besaß am Schluß des Jahres 1833 ein Kapital von 7410 fl. 18
kr. W.W., wovon 75 Dürftige unterstütz wurden, und nebstdem
ist hier auch ein, jetzt in einem Gemeindehaus untergebrachtes Spital
für verarmte Bürger, das einstens mit liegenden Gründen
gut bestiftet war •19,
dermal aber nur bei 3320 fl. W.W. an Stammvermögen besitzt, welches
aus frommen Vermächnissen einiger Privaten zwischen den Jahren 1803
und 1830 herrührt, und statt 6, nur 3 männliche Pfründer
unterhält. Auch bestehen da 3 Studentenstiftungen,
nämlich des Partschendorfer Pfarrers Paul Wenzel (18. Oktober 1686)
von 4000 der B.B. und dasiger Bürger Adam und Johan Schwarz (15.Dezember
1732) von 1600, und der Dechante von Tribau und Leipnik, David und Albert
Christely, von 1500 fl. W.W., wovon im Ganzen 4 arme Studierende unterstützt
werden.
Ueber die älteste Geschichte von Zwittau weiß
man nichts Gewisses. Eine dasige Handschrift vom Jahre 1656, betitelt:
der Wegweiser für die Stadtprotokolle, versetzt dessen Gründung
in das Jahr 889, während es nach Meinung Anderer am Ende des 11ten
Jahrhundert von Swatowa, Gemahlin des böhm. König Wratislaw
angelegt worden sein soll. Jedenfalls bestand in der nordwestlichen Nähe
des gegenwärtigen Zwittau ein viel älteres gleichnamiges Dorf,
das der Olmützer hzg. Friedrich sammt der jetztigen Hschft. Zwittau
um 1165 dem Olmützer Bisthume geschenkt hatte, und das auch entweder
schon damals, oder bald nachher eine Pfarre besaß, derer zum Jahre
1256 als einer „alten aber eingegangenen“ urkundlich gedacht
wird. Nachdem dieses alte Zwittau aus bisher unbekannten Ursachen verödete,
hat Bischof Bruno das dermalige um 1250 neu angelegt, es zur Stadt erhoben,
mit einer Erbvogtei, einem Gerichte und der Pfarre versehen, deren Patronat
und Zehende er 6 Jahre später, wo er es als Gränze des Zwittauer
Kirchenwaldes die Gipfel der Berge gegen Böhmen, von wo das Wasser
nach Mähren abfließt, bestimmte, dem Leitomischler Prämonstratenser-Stifte
geschenkt hatte •20. Bischof
Hynek verlieh 1312 dem Vogte Gerlach, für treu erwiesene Dienste,
die hiesige Vogtei wozu der 3te Denar von allen Strafgeldern, 1 Badstube,
3 Zinshäuser, 1½ Fleisch-, 7 Tuch- und 16 Schuhbänke
in der Stadt, 3 Mk. jährlich Zins. von Mühlen außer der
Stadt und 1 Mühle mit 3 Rädern in Brüsau gehörten,
und 1354 verkaufte Bisch. Johann dasselbst Gericht mit der oben angeführten
Zugehör, dann 8 Grosch Zins. von der „Kastemühle“,
1 große Wiese an der obern Seite vor der Stadt, den öden Mühlplatz
in Brüsau, 4 Lahne weniger 3 Ruthen in Vierzighuben, seinem Lehensträger
Konrad v. Leitomischel vererblich um 200 Mk •21.
Im Jahre 1322 hatte König Johann dem Bisch. Konrad bewilliget, in
Zwittau einen von allen landesfürstl. Leistungen und Gerichten freien
nur dem Bisthume unterthänigen Juden halten zu dürfen
•22 und König Wenzel
erlaubte 1399 dem Bischofe Johann Mraz auch von Zwittau Zölle und
Mauth beziehn zu dürfen •23.
Derselbe Bischof Johann verpfändete jedoch bald nachher die Stadt
sammt gleichnamigen Herrschaft, die aber sein Nachfolger, Ladislaus v.
Krawar, vom König Sigismund um 1407 wieder ausgelöst hatte •24.
Die Hussitenstürme brachten auch über diese Stadt großes
Unglück. Es wird erzählt •25,
daß, als Zisska im Jahre 1423 mit seinem Heere aus Mähren nach
Böhmen zurückzog, und Müglitz bereits eingeäschert
hatte, Zwittau vom gleichen Schicksale nur durch den Umstand befreit wurde,
daß der damalige Bürgermeister in Zwittau mit Zisskas Unterbefehlshaber,
Prokop dem Kleinen, noch von der Schule aus bekannt war, und durch Fürsprache
diese ehemaligen Mitschülers für die Stadt Schonung erbat; ferner,
daß ein anderes Taboritenheer im Jahre 1425 unter demselben Prokop
die Stadt ohne Gegenwehr einnahm, weil die durch das Unglück des
schrecklich behandelten Leitomischels, welches sich muthig vertheidigt
hatte, gewarnten Einwohner sich gutwillig den Unholden unterwarfen, und
nur einzelne Plünderungen, z. B. das Kloster und die Pfarrkirche,
aber keine Zerstörungen zu erdulden hatten. Aber diesem widerspricht
der Inhalt der weiter angeführten städtischen Begabnißbriefe
aus den Jahren 1513, 1564 und 1587, aus denen vielmehr erhellt, daß
die Stadt an Mauern, Thoren und Gebäuden ungemein gelitten, und die
meisten Privilegien verloren hatte. Zur Vergrößerung des Unglückes
trug nicht wenig bei, daß sich bald nachher der räuberische
Pardus v. Wratkow-Richemburg der Stadt (und Herrschaft?) gewaltsam bemächtigt
hatte, welchen die zu Mezeritsch im Jahre 1440 versammelte Stände
Mährens und Böhmens zur gutwilligen Herausgabe derselben an
den Olmütz. Bischof binnen einer bestimmten Zeitfrist zu nöthigen
suchten •26. Ob diese Rückgabe
erfolgte bleibt um so ungewisser, als man liest •27,
das um 1480 Bohuslaw v. Postucic im Besitze von Zwittau war und ihn 1484
an Johann Swojanow v. Kunstadt abgetreten haben soll. Im Jahre 1486 verlieh
jedoch König Mathias der Stadt, welche aber schon im Besitz des Bisthums
gewesen sein muß, und zwar auf Fürbitte des Olmütz. Bisthumsverwesers,
Johann Bischof von Wardein, einen 2ten Jahrmarkt auf Mariens Reinigungs-Tag
•28, und Bisch. Stanislaw
gab 1513 sowohl der Zwittauer Stadtgemeinde, als auch dem Dorfe Vierzighuben
und allen zu dieser Herrschaft gehörigen Dörfern, dann der Stadt
Brüsau und dem Dorf Mußlau das Vererbrecht gegen jährl.
Zins, wie sie es schon von Bisch. Niklas im Jahre 1392 erhalten hatten,
wovon jedoch die dießfalligen Briefe bei der Einnahme von Zwittau
durch die Hussiten verloren gegangen •29.
Im Jahre 1527 schenkte der Bischof Stanislaw einigen dasigen Bürgern
zum Erlaß für den Schaden welchen sie durch Anlegung mehrer
obrgktl. Teiche erlitten, die nahe große „Galgenwiese“
(Šibenicna), wovon er jedoch 3 abgetrennt Stücke Einzelnen theils
verkauft, theils gegen Zins verliehen hatte •30,
sowie er 1538 der Stadtgemeinde, ebenfalls zum Schadenerlaß bei
der Gelegenheit der Errichtung des „Schwarzen Teiches“, einige
Grundstücke und Hutweiden geschenkt und den Besitz des Galgenwäldchens
bestättigt hatte •31.
Auch erhielt die Bürgerschaft von ihm 1540 1 Wochenmarkt für
jeden Montag •32, vom Bisch. Johann
1547 aber den Zins von einigen Häuschen und Tuchrahmen sowie vom
Rathhause, zum Gemeindebesten und jenem des dasigen Spitals •33.
Bischof Markus schenkte 1564 der Stadt „welche zur Hussitenzeit
mit Mauern und Wällen gesichert war, daran aber von diesen Feinden
großen Schaden erlitten und ihre Begabnißbriefe verloren hatte,“
die hießige Mauth, damit „sie sich erhohlen und Wege und Brücken
unterhalten könnte,“ und zugleich auch 1 Jahrmarkt auf den
Montag nach Martini mit Freiung •34,
sowie überdieß Bisch. Stanislwa Pawlowsky die Stadt sammt
der „Vorstadt“ Vierzighuben, ferner die Gemeinde Brüsau
von allen Frohnen zu dem vom Bisch. Wilhelm von Wickow erkauften Lehenhofe
in Hermersdorf gegen jährl. Geldzins entbunden, und bei den Städten
freien Bierbrau und Ausschank, dann Salz Ein-und Verkauf in alle Dörfer
dieses Dominiums, deren Frohnen bei dieser Gelegenheit näher nestimmt
wurden, gestattet hatte •35.
Im Jahre 1580 erstand die Bürgerschaft von Georg Kamenohorsky 14
Unterthanen im Dorfe Greifendorf um 1000 fl. mhr. •36,
und erhielt 1587 von Bisch. Stanislaw Pawlowsky nochmals die hiesige Mauth
gegen jährl. 10 fl. mhr. abgetreten, und zwar wegen bessern Emporkommens,
„weil sie von den Taboriten durch Angriffe, Feuer und Verheerungen
an Mauern, Thören und Gebäuden ungemein gelitten, und sich wegen
unfruchtbarer Jahre, sowie wegen der gegen die Türken geleisteten
Hilfe noch nicht erholt hatte“ •37.
Schließlich erlaubte der Kardinal und Bisch. Franz v. Dietrichstein
1606 der Stadt mit rothem Wachse siegeln zu dürfen, entließ
die Waisen aus der Hörigkeit, und gab ihr die bis jetzt noch üblichen
Viehmärkte gegen einen jährl. Zins von 4 fl. mhr. •38,
und als zur Zeit der Rebellion ein Theil der Bürgerschaft nebst mehren
Gemeinden der Hschft. von ihm und dem katholischen Glauben abfielen, verzieh
er großmüthig den Reuigen und bestätigte 1625 alle oben
angeführte Gerechtsame der Stadt •39
Mittlerweile, nämlich im Jahre 1622, wurde die Stadt von einer verheerenden
Pest heimgesucht, aber die Schweden benahmen sich auf ihrem Durchzuge
1643 hier besser als anderswo im Lande, und auch 1645 ertheilte ihr Feldheer
Torstensohn sowohl Zwittau, als auch Brüsau eigene Schutzbriefe (Salva
quardia), wodurch beide Städte wenigstens vor den größten
Mißhandlungen gesichert waren. Auch die feindlichen Preußen
zogen nach vereitelten Einschließung Brünns im Jahre 1742 und
1758 nach der fruchtlosen Belagerung von Olmütz hierdurch nach Böhmen
zurück, in welch letzterm Jahr ihr König Friedrich II., daselbst
übernachtete. Jener großen Feurbrunst, welche die Stadt am
4. September 1787 verzehrt hatte, wurde schon oben gedacht, und in den
Jahren 1813,1814, 1821 und 1825 hat sie durch theilweise 7malige Brände
auch bedeutenden Schaden gelitten. Im Jahre 1805 hat sich nach der Schlacht
bei Austerlitz ein französisches Streifkorps bis hierher gewagt,
und eine Brandschatzung von 20 000 fl.,theils am baaren Gelde, theils
in Waaren erpreßt.
— Von vorzüglichen Männern, die in Zwittau geboren wurden
oder hier gelebt hatten, kennt man jene 3, die in den Jahren 1361, 1387
und 1399 an der Prager Hochschule in der Weltweisheit den Doktorgrad erhielten,
nämlich: Christian, Franz und Eberhard
•40; der hiesige
Dechant Melchior Ferdinand Sire kompilirte
um 1690 das Olmütz. Kirchenritual; um 1680 gab der von hier gebürtige
Wilhelm Jos. Pusch von Grünwald eine aus dem Latein ins Teutsche
übersetzte Lebensbeschreibung des sel. Sarkanders im Druck heraus.
Um 1712 lebte hier als Kantor der brave Tonkünstler Ferdinand
Blodig, welcher mehre musikalische Werke in Handschrift hinterließ,
und auch der Augustiner bei Skt. Thomas in Brünn, Anselm
Hacker (geb. in Zwittau 1731 st. in Brünn 13.Mai 1772) wurde
seiner Zeit als Tonkünstler sehr geschätzt. Der tüchtige
Maler Ludwig Geißler lebte um 1740,
und gleichzeitig auch der geschickte Bildhauer und Mitverfertiger der
Marien-Bildsäule in Mähr. Neustadt, Severin
Tischler. Auch der um seinen Orden mehrfach verdiente Piarist,
Johann Chrisostow. Tomaschek (geb. 10.Dez.
1773), der ein brauchbares Buch über die Rechenkunst (1791), und
der hiesige Katachet an der städt. Musterschule, Franz
Jaich (geb. 1760), welcher eine Katechetik über die Religion
im Drucke herausgab (1794), wurden in Zwittau geboren.
Die Besitzungen
der Stadt bestehen:
1. Aus dem Dorf Vierzighuben
(Ctyridcet lanu), welches der Vorzeit als eine Vorstadt von Zwittau galt,
liegt nur ¼ Stunde ostsüdöstlich auf der Hochebene und
an der Brünner Poststraße, und besteht aus 185 Häusern
mit 1062 Einwohnern (448 mnl. 614 wbl.), besitzt 1 Schule, deren 1 stöckiges
Gebäude auf Kosten des fürstbischöfl. Grundherrn im Jahre
1839 neu aufgeführt wurde, und ist nach Zwittau eingepfarrt. In dem
hiesigen Schloß, welches sammt 1 Brau-, Branntwein- und 1 Wirtshause
der Schutzobrigkeit gehört, ist der Sitz des Oberamtes für die
Herrschaft Zwittau. Auch besteht hier 1 gemish. Waarenhandlung. Im Jahre
1392 wurde die Gemeinde von der Anfallsverpflichtung entbunden, und diese
Begünstigung im Jahre 1513 erneuert •41.
2. Von dem bei der Herrschaft Zwittau bereits angeführten
Dorf Greifendorf
gehören der Stadtgemeinde 9 Häuser mit 52 Einwohner (21 mnl.
31 wbl.) und
3. Von dem Dorf Hermersdorf
3 Häuser mit 19 Einwohnern (9 mnl. 10 wbl.)
Brüsau,
auch Brisau (mähr. Březowa,
latein Bresovia), am Zwittawafluße,
von der Brünner–Zwittauer Poststrasse durchschnitten, 9 Meilen
westlich von Olmütz, 4 Meilen nördlich von Brünn und 2
Meilen südsüdöstlich von Zwittau, offene Schutz-
und Munizipalstadt mit einem
Magistrate, welcher aus einem Bürgermeister und 3 Räthen
(davon 1 geprüft und zugleich Sydikus) besteht, liegt in einem tiefen
und engen Thale, hart an der Gränze des böhmischen Chrudimer
Kreises, auf 3 Seiten von bedeutenden Anhöhen (darunter der „Zwittauer,“
„Teutsch-Liebauer“ und „Bohnauer Berg“) eingeschlossen,
und besteht aus 145 Häusern mit 983 Einwohnern (465 mnl. 518 wbl.),
welche insgesamt Katholiken sind und vorherrschend
Teutsch sprechen. Nebst einer k.k. Fahr-
und Briefpost, ist hier auch eine
Pfarre mit Schule, deren alterthümliche und in Kreuzesform
gebaute Kirche dem hl. Bartholomäus
geweiht ist, und mit Einschluß jener in den 2 Kapellen, 5 Altären,
auf dem Thurme aber unter 5 Glocken 2 aus dem Jahre 1446 und 1505 (?)
enthält. Die Altarblätter sind von dem hiesigen Maler Franz
Werner (das am Hochaltare), vom Tribauer Franz Supper (der hl. Dreieinigkeit),
dem Zwittauer Leopold Leucher (d. hl. Johann v. Nepomuk), und dem von
Iglau gebürtigen Johann Pistauer (d. unbefleckten Empfängnis
Mariens) ausgeführt. Außerdem ist nahe bei der Stadt auf einem
Hügel auch eine s.g. Aushilfskirche
zu den 14 hl. Nothelfern, welche von milden Beiträgen hiesiger Bürger
im Jahre 1757 erbaut wurde und nur 1 Altar enthält. Patron der hiesigen
Pfründe, welche dem Zwittauer Dekanate untersteht, ist der Fürsterzbischöfliche
Schutzherr, und nebst der Stadt sind hierher auch die Dörfer Chrostau,
Chrostau-Oelhütten,
Mährisch Wiesen, Mußlau,
Nieder-Rauden und
Selsen eingepfarrt.
Von andern Gebäuden ist nur der Pfarrhof,
das Rathhaus und das städtische Brauhaus,
das Posthaus und 6 Gast- und Einkehrhäuser,
unterwelchen das „zur goldenen Sonne“ das vorzuglichste, zu
bemerken.
— Das städtische Gebiet, und jenes der 2 unterthänigen
Dörfer ist theils von der Hschft. Zwittau, theils (im Westen) von
den böhmischen Dominien Teutsch-Bilau
(Dörfer Brünnlitz
und Hinterwasser)
und Bistrau
(Dorf Böhmisch-Wiesen)
eingeschlossen, und begreift
a.) bei der Stadt:
Dominikal |
Rustikal |
An Aeckern |
2 |
Joch |
1031 |
Q.Kl. |
605 |
Joch |
1563 |
Q.Kl. |
» Wiesen |
— |
— |
— |
— |
13 |
— |
|
— |
» Gärten |
— |
— |
— |
— |
8 |
— |
|
— |
» Hutweiden |
4 |
— |
1031 |
— |
— |
— |
— |
— |
» Waldung |
108 |
— |
1008 |
— |
187 |
— |
1364 |
— |
Summe: |
115 |
— |
1470 |
— |
815 |
— |
652 |
— |
b.) Bei den Dörfern, aber
insgesamt nur Rustikal:
503 Joch 202 Q.Kl. Aecker, 18 Joch 101 Q.Kl. Wiesen, 8 Joch 807 Q.Kl.
Gärten, 1194 Q.Kl. Hutweiden und 1 Joch 289 Q.Kl. Waldungen. Der
Viehbestand zählt bei der Stadt 25 Pferde, 102 Rinder und
113 Schafe; bei den Dörfern aber 31
Pferde, 66 Rinder und 30 Schafe, nebst dem nöthigen Schwarz- und
Federvieh, dann einge Ziegen.
Der tragbare Boden ist
im Ganzen mittlerer Art und vorzugsweise nur dem Korn- und Haferbau zusagend.
Die Obstbaumzucht ist auf Hausgarten und
die gewöhnlichen Obstarten, als: Aepfel, Birnen und Kirschen, beschränkt.
Die Waldung, welche mit Tannen, Fichten und Lärchen besteckt ist,
wird sowie die dießfällige Wirtschaft, vom schutzobrgktl. Forstamte
überwacht, und die unergiebige niedere Jagd
ist verpachtet. Die Berge liefern ein ziemlch gutes Materiale für
Steinmetze und Maurer, weßwegen auch 2 Steinbrüche im Betrieb
sind. — Nebst der Landwirtschaft sind die gewöhnlichen Polizei-und
Kommerzial-Gewerbe die vorzüglichsten
Erwerbs- und Nahrungsquellen der Einwohner. Sie werden in der Stadt und
den 2 Dörfern von 147 zünftigen Meistern betrieben, als: 1 Brauer
(städt. Brauhaus auf 11 Faß und 1 Eimer), 3 Brodbäckern,
8 Bier-, Wein- und Branntweinschänkern, 1 Drechsler, 3 Faßbinder,
10 Fleischern, 2 Färbern, 6 Gastwirthen, 7 Gerbern, 1 Glaser,
1 Haberhändler, 2 Hutmachern, 1 Kürschner, 1 Lederhändler,
4 Mehl- und 1 Sägemüller, 7 Mehlhändlern, 2 Nagelschmieden,
1 Obsthändler, 1 Orgel- und Instrumentenmacher, 2 Riemer, 2
Sattler, 1 Seiler, 4 Schmieden, 1 Schlosser, 2 seifensiedern, 9 Schneidern,
13 Schustern, 1 Steinmetz, 4 Stricker, 2 Tischler, 1 Töpfer,
2 Tuchmacher, 1 Uhrmacher, 1 Wachszieher, 3 Wagner, 34 Weber und
1 Zimmermeister. Handelsleute sind:
2 Spezerei-, Eisen- und gemischte Waarenhändler. In der Nähe
von Brüsau, nämlich ½ Stunde nordwestlich, am Zwittawafluße
und an der Gränze mit Böhmen in einem anmuthigen Thale, steht
eine bedeutende Papier-Fabrik des Alois Schön, deren Erzeugnisse
meist in Brünn verbraucht werden, und an derselben Zwittawa sind
noch 3 andere Papiermühlen, unter denen besonders die des Ign. Schütz
eine gute Waare erzeugt, welche auch in Wien, Prag und Ungarn Absatz findet.
Im demselben Thale, wo die Zwittawa durch den aus Böhmen am Fluße
des „Bohnauer Berges“ hereinkommenden Bach „Brunfluß“
eine bedeutende Verstärkung erhält, und ebenda Forellen nebst
Hechten nährt, besitzt auch der Tribauer Tuchfabrikant und Bürgermeister,
Jos. Wondra, 1 Tuchwalke, und in geringer Entfernungen betreibt dasselbe
Gewässer noch 4 andere, Privaten gehörige Tuchwalken. Auch mehre
Mühlen setzt der nämliche Fluß in Betrieb, wo insbesondere
der auf dem jedesmaligen Wochenmarkte zu Brüsau bei 200 bis 250 Metzen
erkaufte, von Proßnitz und überhaupt aus den fruchtbaren Gegenden
des Landes hierher gebrachte Weizen vermahlen wird, und so als „Brüsauer
Mehl“ in Zwittau und Brünn den besten Absatz findet. Darauf
beschränkt sich im Allgemeinen der Handelsverkehr, welcher hierselbst
durch 5 Jahrmärkte (Montag nach Pauli Bekehrung, Mittwoch nach Kreuzauffindung,
Montag nac Kreuzerhöhung, Montag vor Lucia und Montag nach Margareth-
am Dienstag vor letzterm 1 Roßmarht), ferner durch 2 große
Wochenmärkte (vor dem Palmsonntag und Samstag vor Christi Geburt),
dann Woll- und Roßmärkte
(am Diensttag vor jedem Jahrmarkt) unterstütz wird. — Die Armenanstalt
besaß am Schluße des Jahre 1834 am baaren Gelde 1800 fl. 12
kr., wovon sie 10 der Dürftigsten unterstützee, und für
Erkrankungsfälle besteht hier 1 Mundarzt und 4 geprüfte Hebammen.
Als Vergnügungsort für einen Theil der Bürgerschaft
und umwohnenden Honoratioren dient zur Sommerzeit die hier bestehende
Schießstätte.
Die Geschichte von Brüsau ist bis jetzt wenig bekannt,
man weiß nur, daß es höchst wahrscheinlich schon als
Stadt, mit den jetzt dazu gehörigen Dörfern, bereits im 13.
Jhr. ein Eigen des Olmütz. Bisthums war, und als der böhm. König
Wenzel darauf, als ein landesfürstl. Tafel-Gut, unerweisbare Ansprüche
erhob, dem genannten Bisthume im Jahre 1295 von demselben Könige
förmlich abgetreten wurde •42.
Im 14ten Jahrh. gehörte dasige Mühle mit 3 Rädern zu dem
Erbgerichte in Zwittau, und im Jahre 1392 erhielt die Gemeinde von Bischof
Niklas das freie Verebrecht, welches ihr 1513 von Bisch. Stanislaw bestätigt
wurde, weil die dießfällige erste Urkunde bei Gelegenheit der
Einname Zwittaus durch die Hussiten verloren ging. Im Jahre 1581 wurde
der Bürgerschaft von der Schutzobrigkeit freier Bierbrau und Ausschank
dieses Getränkes auch in die hschftl. Dörfer, sowie Ein- und
Verkauf des Salzes gestattet, und 1645, gab ihr der Schwedische Oberbefehlshaber
Torstensohn einen Schutzbrief, wodurch sie wenigsten gegen die größten
Unbilden von Seiten dieses Feindes gesichert sein mochte •43.
Wegen ihrer Lage in einem so engen Thale leidet diese Stadt viel durch
die Überschwemmungen des Zwittawa-Flußes, was namentlich am
18. Mai 1798 der Fall war, wo in Folge eines Wolkenbruches der Fluß
nicht nur mehre Häuser und Scheunen fortriß, sondern auch einige
Menschen und Hausthiere in seinen Fluthen begrub. Nach der Schlacht bei
Austerlitz (1805) überfiel unversehens die Stadt eine französiche
Truppe, und erpreßte von ihr nicht nur eine bedeutende Menge von
Naturalien, sondern auch eine nicht unbeträchtliche Brandsteuer am
baaren Gelde.
Die der Stadt unterthänigen Dörfer sind:
1. Mußlau
(Muzlow), ¾ Stunde nordwestlich von Brüsau, im Thale
am linken Unfer der Zwittawa, besteht aus 26 Häusern mit 148 Einwohnern
(59 mnl. 89 wbl.), ist nach Brüsau eingepfarrt. Unter der Ansäßigkeit
gibt es nur 7 Bauern, die vom Feldbau und Fuhrwerk leben, die andern sind
Häusler, welche sich vom Tagelohn in den nahen Papiermühlen
und Tuchwalken, dann vom Wollespinnen für die Zwittauer Tuchmacher
ernähren.
2. Wiesen
Mährisch- (Wes dlauha), zum Unterschiede von dem nahen,
schon in Böhmen gelegenen „Böhmisch-Wiesen“ so genannt,
einst Langendorf, bei Schwoy und auf der Bayer´schen Karte von Mähren
„Deutsch-Wiesen“, ¼ Stunde nordwestlich ebenfalls im
Thale und am linken Zwittawaufer, zählt 10 Häuser mit 63 Einwohnern
(30 mnl. 33 wbl.), unter denen es 4 Bauern und 6 Häusler gibt. Es
ist zur Seelsorge gleichfalls nach Brüsau zugetheilt. — Wie
und wann diese Dörfer an die Stadt Brüsau kamen, ist nicht zu
bestimmen, jedenfalls aber sicher, das sie 1392, und neuerdings im Jahre
1513, wo sie dieser Stadt schon zugehörten, das freie Vererbrecht
von den damaligen Bischöfen erhielten.
Fußnoten:
•1) Schwoy Topogr. I. 515
Alle anderen bisher bekannten Quellen schweigen hierüber.
•2) Ueber die zeitweisen
Verpfändungen derselben v. f. man die Geschichte der Stadt Zwittau.
•3) »Mittheilungen«
1829. S. 61
•4) Urk. des Bisch.
Bruno für das Erbgericht in Ober-Heinzendorf)
•5) dt. w Brné
w pond, po sw. Waclaw.
•6) dt. wKromer, d.
sw. Girj..
•7) 3. II n. dt. fer
V. post.fest.S. Jacob, in Virgil, 1000 Martyr, X, Octobr.
•8) Sommer, »Böhmen«
V, Bd. S. 189.
•9) Diese, so wie
Mühlen und andere erwähnenswerthe Gebäude finden sich im
Amtsberichte nicht.
•10) dt. w Olomuc.
w ned. pr. sw. Witem.
•11) Urk.
•12) Schwoy Topogr.I,
462.
•13) S. Brünn.
Wochenblatt 1825 Nr. 37.
•14) dt. VIII. Id.
Nov.
•15) Balbin. libr.
Erection.
•16) Urkk. dt. Cremsir.
die assumpt. B. M. V. und dt. w Kromer. czwrk. po obrezow. P Krysta. Vgl.
auch »Brünn. Wochenblatt« 1825 S. 146.
•17) Hystorge mestra
Litomyssle od Frant. Geljnka. W. Litom. 1838
•18) Das Zwittauer
Dekanat besteht aus den Pfarren: Zwittau, Brüsau, Greifendorf und
Hermersdorf, der Pfarr-Administratur Stangendorf, und den Lokalien: Glaselsdorf
und Ober-Heinzendorf. Der gegenwärtige Pfarrer und Dechant, Hr. Ferdinand
Stuchlik, welcher eine sehenswerthe Münzsammlung besitzt, ist zugleich
Boskowitzer Erzpriester.
•19) S. zu den Jahren
1525 u. 1533 die Geschichte des jemals hier bestandenen Prämonstratenser-Stiftes
•20) dt. VIII. Id. Nov. Vgl. dabit
das aus derselben Urkunde schon oben bei der Geschichte des Zwitt. Prämonstratenser-Klosters
Gesagte.
•21) dt. Switaw.
Cal. Febr. und dt. Modric in die Omn. Sanctor. Diese Advokatie hat Bischof
Johann im J. 1349 dem Sohne seines Dienstmannes Bono Niklas, und einem
andern Niklas, Sohne Peter Bono’s, für dessen Auslagen beim
Aufbaue der ganz eingegangenen bischofl. Burg Blansko
(Brünner Kr.) in 300 Mk. bverpfändet (dt. Pustmir. die
b. Gunigung. V.)
•22) dt. Prag. V.
Id. Aug.
•23) Series p. 133.
•24) Ibid p. 135.
•25) Schwoy Topogr.
I. 515 und Brünn. Wochenblatt 1825, Nr. 37
•26)
Urk. dt w Mezeric. d. sw. Tiburcy.
•27) Brünn.
Wochenblatt 1826, S. 276.
•28) dt. w. Lawe
d. sw. Hieronym.
•29) dt. w. Olom,
w ned. pr. sw. Witem.
•30) dt. na Kromer.
w pat. po boz. tele.
•31) dt. na Kromer,
w pond. pr. sw. Urban
•32) w Kromer. pond.
posmut. ned
•33) dt. w Kromer.
d. sw. Frantiss.
•34) Urkk. dt. w
Kromer. w. stred. pr. sw. Marketu
•35) dt. w. Kromer.
d. sw. Waclaw.
•36) dt. w. Kromer.
d. sw. Girj.
•37) dt. na Kromer.
16. Března.
•38) dt. w Kromer.
d. sw. Frantissa
•39) dt. na Niklspurg.15.
April. Alle nachfolgenden Landesfürsten und Schutzherren haben diese
Begabnisse, deren Orginale im städtisch. Rathhause aufbewahrt werden,
ebenfalls bestättiget).
•40) Mon. Univers.
Prag. T. I. Von dem ersten derselben heißt es »in artibus
in universitate Pragens longe primus inter Boemus et Moravos insignitus
est. «
•41) Geschichte
der Stadt Zwittau.
•42) Urk. dt. Brun.
VI. Id. Maji.
•43) S. über
alle diese Daten die Geschichte der Stadt Zwittau nach.
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